Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
beginnen hier.“
„Und wie sieht es derzeit aus?“ fragte Jenna scheinbar besorgt. Wie konnte man in diesem Alter noch eine so grausame Phantasie haben? Ein Mann wie Gideon sollte doch weise und besonnen sein.
Der Alte seufzte. „Wir haben im Moment zwar keinen wirklichen Krieg, aber… es verändert sich so viel. Die Menschen können mit diesen Veränderungen nicht besonders gut umgehen. Einige wollen sie, andere wehren sich dagegen… Das führt zu Unruhen, Unruhen, die immer größer werden und der mächtigste Mann in Falaysia ist nicht weise genug und willens die entstehenden Konflikte auf einem friedlichen Weg zu lösen.“
„Das heißt also ein Krieg ist unausweichlich“, schloss Jenna.
Der Alte nickte wieder. Seine Augen waren voller Trauer. Er schien wirklich daran zu glauben. Beinahe tat er ihr leid.
„So war es schon immer“, fuhr er betrübt fort. „Wenn ein weiser Herrscher starb, der keine Nachkommen hatte und nicht in der Lage war, vor seinem Tod einen guten Nachfolger zu wählen, dann kamen die Katastrophen, die Kriege, das Unrecht und der Tod. Bis sich wieder ein weiser Mann oder eine weise Frau fand, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.“ Er seufzte. „Nur schade, dass nun wieder die Zeit des Leids angebrochen ist.“
„Klingt ja nicht besonders gut“, gab Jenna leise zu. Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie dafür sorgen, dass sich ein guter Psychologe um die beiden kümmerte. Sie schienen wirklich unter ihren Wahnvorstellungen zu leiden. Doch so lange sie noch hier war, musste sie halt mitspielen, so tun, als sei sie, eine Frau aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, dem Zeitalter des Fortschritts und der Wissenschaft, in eine Welt des Mittelalters geraten. Das klang ganz nach einem Fantasieroman. Hatten diese Leute vielleicht zu viele davon gelesen? Sie sah sich um, konnte aber weit und breit keine Bücher entdecken.
„Na gut“, meinte Jenna schließlich, ohne sich anmerken zu lassen, worüber sie gerade nachdachte. „Was hat dieser Junge als erstes gemacht, nachdem ihr ihn gefunden hattet? Wo ist er hingegangen?“
„Wir haben ihn nach Xadred gebracht. Dort gibt es ein paar Leute, die fast jedem helfen können, indem sie die richtigen Menschen zusammenbringen“, erklärte Gideon. „Wir dachten, er könne vielleicht mit ihrer Hilfe zurück in seine Welt finden.“
„Aber das hat nicht funktioniert“, schloss Jenna. „Wieso nicht?“
Gideon zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Er sagte einmal zu mir, jemand hätte ihn im Stich gelassen, jemand ohne dessen Hilfe er es nicht schaffen konnte, auf den er sehr vertraut hat.“
Jenna dachte einen Augenblick nach. Das war die Chance, um die Leute dazu zu bewegen, sie in eine Stadt oder etwas Ähnliches zu bringen.
„Vielleicht sollte ich auch nach Xadred gehen. Sie sagen ja selbst, dass das Schicksal mich vielleicht hierher gebracht hat, um Leon endlich nach Hause zu bringen. Vielleicht sollte ich es wirklich versuchen!“
„Xadred ist im Moment sehr gefährlich“, warnte Tala sie und tiefe Sorge sprach aus ihren Augen. „Kein Ort für eine Frau. Und du bist zu alt, Gideon, um sie zu beschützen.“
Oh nein, oh nein, das konnte sie nicht mit ihr machen! Sie würde auf keinen Fall hier bleiben. Sie konnte ja nichts dafür, dass die beiden keine Kinder hatten!
„Dann… dann verkleide ich mich halt“, schlug sie vor. „Ich verkleide mich als Mann und niemand wird mich belästigen. Das klappt im Film auch immer!“
Gideon sah sie irritiert an. „Im Film?“
„Äh, schon gut.“ Jenna winkte ab. „Ich vergaß, dass Sie das nicht kennen. Aber die Idee ist doch gar nicht schlecht, oder?“
„Es ist zu gefährlich!“ sagte Tala mit Nachdruck und machte nun sogar ein paar Schritte auf ihren Mann und Jenna zu. „Das weißt du doch auch!“
„Aber hier bleiben kann sie auch nicht“, erwiderte er.
Jenna wäre ihr am liebsten um den Hals gefallen. Wenigstens ein Mensch, der vernünftig war.
„Das hier ist doch kein Leben für eine junge Frau“, fuhr er fort. „Noch nicht einmal für eine kurze Zeit. Sie soll es wenigstens versuchen. Wenn es zu gefährlich wird, können wir ja immer noch umkehren.“
„Wenn es dann nicht schon zu spät ist“, setze Tala traurig hinzu und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ich denke, du solltest es Jenna überlassen, zu entscheiden, ob sie das Risiko eingehen will“, meinte Gideon und lächelte Jenna an. „Sie wird schon
Weitere Kostenlose Bücher