Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Bein hinauf. Was gab es denn in ihrem Zimmer, geschweige denn in ihrem Bett, das an ihrem Bein hochklettern konnte? Höchstens eine Spinne.
Jenna erschauerte bei dem Gedanken daran. Vielleicht war es doch besser nachzusehen. Sie öffnete die Augen einen kleinen Spalt weit, blinzelte und schloss sie schnell wieder. Das Licht in ihrem Zimmer war zu hell. Warum hatte sie es angelassen? Das war schon sehr merkwürdig. Und immer noch dieses Kribbeln und Krabbeln an ihrem Bein…
Sie riss nun ihre Augen gewaltsam auf und… erstarrte. Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis ihr Verstand verarbeitet hatte, was sie da sah: Ein blauer Himmel, in den die gewaltigen Äste einiger Bäume ragten. Nun setzte auch ihr Herz für einen Moment aus, um nur eine halbe Sekunde später wie wild gegen ihren Brustkorb zu hämmern. Sie holte keuchend Luft und setzte sich so schnell auf, dass die vielen Bäume und Büsche, in deren Mitte sie sich befand, begannen in einem Mix aus den unterschiedlichsten Grüntönen um sie herum zu tanzen.
Jenna kniff rasch die Augen zusammen, barg ihr Gesicht in ihren Händen und beugte sich ein wenig nach vorn, rang weiterhin nach Luft, so als wäre sie am Ersticken.
‚Ganz ruhig bleiben‘, sprach sie sich selbst innerlich zu. ‚Nur nicht in Panik verfallen. Dafür gibt es ganz bestimmt eine logische Erklärung. Und wer weiß – vielleicht hast du gerade eben nur halluziniert und wenn du die Augen wieder aufschlägst, befindest du dich doch nur in deinem Schlafzimmer.’
Sie hob ein wenig den Kopf, spähte zaghaft zwischen ihren Fingern hindurch. Nein. Kein Schlafzimmer, kein Zuhause, keine gewohnte Umgebung. Die Bäume und Büsche waren immer noch da. Auch noch nachdem sie sich kräftig gekniffen hatte und der Schmerz unangenehm durch ihren linken Arm zog. Sie war wach und befand sich tatsächlich auf einer Lichtung inmitten eines Waldes. Die Vögel zwitscherten und flogen fröhlich zwischen den grünen Zweigen herum und die Sonne schien warm auf sie herab. Wirklich idyllisch – für jemanden, der sich diesen Ort bewusst ausgesucht hatte, um sich hier auszuruhen und den Stress eines Lebens in der Großstadt hinter sich zu lassen. Nur traf dies nicht auf sie zu! Sie hatte gerade noch in ihrem Bett gelegen und selig geschlafen. Oder etwa nicht?
Jenna sah mit immer noch viel zu rasch schlagendem Herzen an sich hinab und stutzte. Sie war nicht in ihren Pyjama gekleidet, sondern trug das schlichte Sommerkleid, das sie am gestrigen Morgen angezogen hatte. Sogar die flachen Sandalen befanden sich noch an ihren Füßen. Hieß das, dass sie gar nicht schlafen gegangen war? War es überhaupt schon Sonntag? Und wie zur Hölle war sie nur hier gelandet?
Sie zog die Brauen zusammen und versuchte sich angestrengt zu erinnern, was sie zuletzt getan hatte. Es war Abend gewesen, da war sie sich jetzt sicher, und sie hatte wie immer einen Spaziergang mit ihrem Hund gemacht. Und dann?
Augen! Dunkle, undurchdringliche Augen. Jetzt erinnerte sie sich wieder. Es waren die Augen dieses seltsamen Mannes gewesen, der gestern bei ihrer Tante aufgetaucht war, die sie zuletzt gesehen hatte. Sie hatte ihn getroffen und sich furchtbar erschrocken. Und dann? Was war dann passiert? Er hatte sie so durchdringend angesehen, in einem so seltsamen Ton mit ihr gesprochen und… an diesem Punkt hörten die Erinnerungen auf. Sie konnte sich weder daran erinnern, nach Hause noch ins Bett gegangen zu sein. Und so, wie es aussah, war das auch gar nicht geschehen. Sie war im Endeffekt hier gelandet und sie war sich sicher, dass dieser Demeon etwas damit zu tun hatte.
Ihr Magen machte bei diesem Gedanken eine unangenehme Umdrehung. Er hatte sie überwältigt, auf welche Weise auch immer, und verschleppt, hierher, in diesen Wald. Aber warum? Was hatte er mit ihr vor? Hatte es etwas mit ihrer Tante zu tun? Ein Racheakt? Eine Erpressung? Aber was versprach er sich davon? Und was war das für ein Entführer, der seine Geisel allein und ungefesselt in einem Wald zurückließ? So konnte sie ja problemlos fliehen! Vielleicht war er ja ein bisschen verrückt… auf eine sehr einfältige, dumme Art und Weise. Allerdings hatte er keinen solchen Eindruck auf sie gemacht. Ganz im Gegenteil.
Und wenn er doch noch in der Nähe war, sie beobachtete? Vielleicht spielte er ein irres, sadistisches Spiel mit ihr, so wie diese Psychopaten in all diesen grausamen Psychothrillern und Horrorfilmen, die kaum einen anderen Inhalt hatten, als ihre
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