Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Arm und zerrte sie ungeduldig mit nach draußen. „Wir sollten diese Chance nutzen“, raunte er ihr dabei zu.
Vor dem Zelt standen tatsächlich zwei gesattelte Pferde. Außerdem waren da noch einige grimmige Krieger, die die beiden flügge gewordenen Gefangenen misstrauisch beäugten. Jenna versuchte diese, so gut es ging, zu ignorieren und ging schnell zu einem der Pferde. Sie spürte die scharfen Blicke der Krieger in ihrem Nacken, als sie aufstieg und fragte sich, ob diese es überhaupt zulassen würden, dass sie und Leon das Lager unbehelligt verließen. Die Frage erübrigte sich, als sich einer der Krieger ihr in den Weg stellte. Wenn sie sich nicht irrte, war es einer der Männer, die sie zuvor gefangen hatten. Der, der ihr ins Gesicht getreten hatte. Er grollte etwas in dieser anderen Sprache und Jenna bekam es mit der Angst zu tun.
„Lass sie in Ruhe!“ befahl Leon, dessen Pferd unruhig auf der Stelle trat. Es spürte vermutlich die Angst seines Reiters.
Der Krieger wurde nur noch lauter und wütender und ein anderer zog sein Schwert und ging kampfbereit auf Leon zu. Auch Leon zog seine Waffe, mit dem Mut eines zum Tode Verurteilten. Jennas Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Diesen Kampf konnte Leon unmöglich gewinnen. Selbst wenn er diesen Krieger besiegte, so würden die anderen Männer ihn garantiert zerreißen.
Als der Krieger sein Schwert schon in der Luft schwang, öffnete sich der Vorhang des Zeltes und Marek trat heraus. Allein sein Erscheinen genügte, um den gerade noch kampfbereiten Krieger innehalten zu lassen. Marek schien die Situation mit einem Blick zu erfassen, denn er konnte sich ein kleines, gemeines Grinsen nicht verkneifen. Jennas Angst schien ihn besonders zu amüsieren. War das Spiel jetzt vorbei? Hatte er sie mit dieser Hoffnung auf ein Entkommen nur quälen wollen und schleppte sie jetzt wieder zurück in sein Zelt, um zu beenden, was er begonnen hatte? War das alles nur Theater gewesen? Jenna war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Doch Mareks Gesicht hatte längst wieder einen harten Ausdruck angenommen. Er wandte sich an seine Männer.
„Zerra le han!“ befahl er und der Ton, den er dabei anschlug, duldete keinen Widerspruch. Was immer seine Worte auch bedeuteten – sie zeigten sofort Wirkung, denn die anderen Krieger machten ohne Widerwort Platz. Ein Gefühl der ungläubigen Freude und Erleichterung erfasste Jenna. Plötzlich war die Freiheit greifbar nahe. Sie umklammerte den Stein noch fester und trieb ihr Pferd vorwärts in die Dunkelheit des Waldes hinein. Hinter sich hörte sie die schweren Schritte von Leons Pferd und irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, dass wirklich alles gut werden konnte. Wenn sie aus dieser unmöglichen Situation herausgekommen waren, wieso sollten ihr nicht auch noch andere Wunder gelingen? Mit diesem Gedanken ließ sie ihr Pferd in den Trab fallen. Noch war sie nicht gerettet, noch war sie nicht weit genug von diesem furchtbaren Mann entfernt.
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E s hatte nicht lange angehalten, dieses Gefühl der unendlichen Erleichterung und Freude, diese Euphorie darüber noch zu leben, diese furchtbare Situation durchgestanden zu haben, ohne einen wirklichen Schaden davonzutragen. Zu schnell war Jenna wieder bewusst geworden, dass dieser Marek ganz bestimmt nicht vergessen würde, was geschehen war, und nicht lange damit warten würde, die Verfolgung aufzunehmen. Sie hatte Leon gefragt, ob es in diesem Land so etwas wie eine Polizei gab, an die sie sich wenden konnten, doch er hatte sie nur ausgelacht und so dafür gesorgt, dass sie für eine ganze Weile nicht mehr mit ihm geredet hatte. Immerhin war es ihr gelungen, sie beide aus einer ziemlich vertrackten Situation zu retten, und er tat so, als sei sie das dümmste und naivste Huhn, das ihm jemals begegnet war.
Mittlerweile hatte Jenna nicht mehr die Kraft, wütend auf ihn zu sein. In ihrer Angst hatten sie beide bei ihrer übereilten Flucht nicht daran gedacht, sich wenigstens einen Schlauch mit Wasser mitgeben zu lassen und nun, sechs Stunden nach ihrer Flucht, bekamen sie das volle Ausmaß dieser Nachlässigkeit zu spüren. Es war leider ein sehr warmer Tag geworden und die Sonne brannte so unbarmherzig auf sie hinab, dass man meinen konnte, sie habe sich ebenfalls gegen sie verschworen.
Jenna hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nicht so durstig und ausgezehrt gefühlt. Ihr Mund war so ausgetrocknet, dass ihre Zunge
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