Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
immer wieder an ihrem Gaumen kleben blieb und sie kaum noch schlucken konnte. Und der Hunger schien ein riesiges Loch in ihre Körpermitte zu graben.
Sie sah Leon an. Auch seine Lippen waren ganz spröde. Er sah ziemlich unglücklich aus, zumal ihn noch diese Verletzungen im Gesicht zeichneten, blaue Flecken und blutige Schrammen, die von der groben Behandlung der Krieger stammten. Auch er hatte seit einiger Zeit kein Wort mehr gesprochen und die Gedanken, die ihm im Kopf herumspukten, schienen nicht allzu freundlicher Natur zu sein, denn er machte ein sehr grimmiges Gesicht. Wahrscheinlich machte er sich genauso große Sorgen wie sie und dachte auch deshalb nicht im Traum daran, mal eine Pause einzulegen, sondern wollte stattdessen den Abstand zu ihren Feinden möglichst halten oder gar vergrößern. Das war zwar sehr sinnvoll, dennoch konnte es so nicht weitergehen. Jenna hatte keine Lust vor Hunger vom Pferd zu fallen und dann im Straßengraben zu verdursten. Sie brachte ihr Reittier näher an Leon heran.
„Ich glaube, wir sollten uns langsam auf die Suche nach Wasser und etwas zu essen machen und dann eine kleine Pause einlegen“, krächzte sie. So ganz ohne Spucke im Mund zu sprechen, war eine Kunst für sich.
Leon warf ihr einen verärgerten Blick von der Seite zu. „Du vergisst, dass Marek uns sehr wahrscheinlich auf den Fersen ist“, gab er mit ebenso kratziger Stimme zurück. Er sah müde aus, also hatte sie vielleicht eine Chance sich dieses Mal durchzusetzen.
„Aber wenn wir uns nicht ausruhen und etwas zu uns nehmen, werden wir ganz bestimmt nicht mehr sehr weit kommen“, wandte sie ein. „Und dann hat Marek wirklich ein leichtes Spiel mit uns!“
Leon runzelte nachdenklich die Stirn, schien angestrengt über ihren Vorschlag nachzudenken. Gut. Sie musste jetzt nur dranbleiben.
„Ausgeruht kann man sich sehr viel besser verteidigen“, fügte sie noch schnell hinzu.
Leon stieß ein tiefes Seufzen aus und knickte dieses Mal sehr viel rascher ein, als bei ihrem letzten Streitpunkt. Ihn dazu zu bringen, lieber auf einem Weg weiterzureiten, als sich durch das Gestrüpp des Waldes zu kämpfen, war dagegen ein wahrer Kraftakt gewesen – obwohl sie selbst, wenn sie ehrlich war, bis jetzt nicht sicher war, dass sie damit die richtige Entscheidung getroffen hatten. Nur das Argument, dass Marek gewiss damit rechnete, dass sie sich weiter versteckt im Wald hielten, anstatt offensichtlich auf einem Weg zu reiten, und er daher dort viel eher nach ihnen suchte, hatte Leon schließlich überzeugt, die bequemerer Art der Flucht zu bevorzugen.
„Wahrscheinlich hast du Recht“, sagte er jetzt matt. „Vielleicht gibt es hier ja irgendwo einen Bauern, der uns ein paar Lebensmittel überlässt.“
„Frag doch mal den da“, schlug Jenna vor und wies auf einen Mann, den sie gerade am Rande eines der an den Weg grenzenden Felder entdeckt hatte. Er war damit beschäftigt zu säen und bemerkte die beiden Reiter erst, als sie bereits direkt auf ihn zu steuerten. Er schien überrascht und etwas verängstigt, was vermutlich bedeutete, dass hier nur selten Menschen vorbeikamen. Er war in abgerissene Lumpen gekleidet und trug einen großen Strohhut, der sich schon aufzulösen begann. Um die Taille hatte er sich ein Tuch gebunden, in dem die Saat verborgen lag.
„Dape!“ grüßte Leon ihn mit einem freundlichen Lächeln.
Der Mann nickte nur und lugte misstrauisch unter seinem Hut hervor.
„Xum rekatam a Bantjor“, sagte Leon.
Jenna hatte diese Sprache nun schon so oft gehört, doch dieses Mal jagte dieser seltsame Klang ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunter, holte er doch die schrecklichen Bilder der letzten Nacht in ihren Verstand zurück. Bilder, die sie nur zu gern vergessen wollte.
Leons nächste Worte brachten den Mann dazu, ihm schließlich doch verbal zu antworten. „Zyed“, murmelte er und sah Leon eindringlich an.
Ihr Freund beugte sich ein wenig hinunter und griff in den Schafft seines Stiefels, um einen kleinen ledernen Beutel hervorzuholen, der verdächtig klimperte. Er öffnete ihn und brachte ein Goldstück zum Vorschein, das er dem Mann in die Hand drückte. Dieser lächelte sofort glücklich, zwei Reihen lückenhafter, gelblicher Zähne entblößend.
„Xi denai tibrem zy helx xe deyva zy trobay“, sagte er schnell. „Xe treum aro umeltio.“
Damit wandte er sich ab und fuhr mit seiner Arbeit fort, als gäbe es die beiden Fremden gar nicht mehr. Leon trieb sein Pferd bereits
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