Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
wieder vorwärts und Jenna schloss rasch zu ihm auf.
„Was ist das eigentlich für eine Sprache?“ fragte sie, als ihr Freund sich ihr wieder zuwandte.
„Zyrasisch“, antwortete er ohne zu zögern. „Das bedeutet so viel wie inländisch. Sie ist eine der gebräuchlichsten Sprachen in Falaysia und wird verstärkt vom einfachen, minder gebildeten Volk benutzt, wie Bauern und Krieger. Es gibt kaum einen Bauern oder Krieger, der etwas anderes spricht – vor allem auf dem Land. In den Hafen- und Handelsstädten ist das anders, dort wird meist Velavi gesprochen, was eigentlich fast dasselbe wie unser Englisch ist und nur in der Aussprache manchmal deutlich variiert. Du solltest aber besser auch Zyrasisch lernen, wenn du in Falaysia zurechtkommen willst. Es ist ziemlich einfach.“
Jenna nickte, wenngleich das, was sie bisher von der Sprache gehört hatte, alles andere als leicht geklungen hatte. „Und was genau hat der Mann gesagt?“ erkundigte sie sich.
„Er sagte, wenn wir weiter nach Süden reiten, kommen wir am Hof seines Herrn vorbei. Wenn wir freundlich sind, wird er uns gewiss helfen.“
Jenna konnte sich schon vorstellen, welche Art von ‚Freundlichkeit‘ dieser Bauer schätzte. Sie konnten von Glück reden, dass die Krieger im Wald nicht Leons Goldsäckchen gefunden hatten – schließlich war auch das ‚Stiefelversteck‘ nicht eines der einfallsreichsten. Sonst hätten sie jetzt gewiss nichts mehr zu lachen.
„Na hoffentlich“, seufzte sie. „Ich halte nämlich nicht mehr lange durch.“
„Wir sollten uns trotzdem beeilen, wenn wir dort sind“, ermahnte Leon sie. „Die Zeit für eine lange Ruhepause ist uns nicht gegeben. Ich glaube nicht, dass dieser Knecht schweigen wird, wenn Marek ihn sich zur Brust nimmt. Und er ist uns gewiss schon auf den Fersen.“
Jenna wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, außer, dass sie dasselbe dachte, und da er das zurzeit ganz bestimmt nicht hören wollte, schwieg sie lieber. Marek war nicht nur eine furchtbare Bedrohung für sie beide, sondern auch ein wunder Punkt in Leons Lebensgeschichte – so viel hatte sie mittlerweile mitbekommen und natürlich fragte sie sich, was dieser Mann ihm in der Vergangenheit angetan hatte. Ihr Freund hasste diesen Krieger so sehr, wie ein Mensch einen anderen nur hassen konnte. Das hatte sie in seinen Augen gelesen, als die beiden aufeinander getroffen waren.
Sie fragte sich auch, ob Leon Marek töten würde, wenn er die Gelegenheit dazu hatte, und was sie selbst machen würde, wenn das geschah. Würde sie zusehen können? Würde sie es überhaupt zulassen? Sie, die aus einer Welt kam, in der Mord und Totschlag ganz gewiss nicht zum Alltagsleben gehörte. Wahrscheinlich kam das ganz auf die Situation an, in der es sich abspielte. War es ein fairer Kampf, so würde sie gewiss nichts unternehmen, aber eine regelrechte Hinrichtung…
Jenna schüttelte sich innerlich. Warum dachte sie überhaupt darüber nach? Vorerst sah es doch nun wirklich nicht danach aus, als würde Leon die Gelegenheit bekommen, Marek zu überwältigen. Er folgte ihnen gewiss nicht allein, sondern mit dem ganzen Trupp kampfbereiter, blutrünstiger Krieger. Natürlich verkrampften sich Jennas Gedärme gleich wieder bei diesem erschreckenden Gedanken und sie schloss kurz die Augen, atmete tief und langsam durch. Nur keine Panik bekommen. Das brachte momentan überhaupt nichts.
Als sie die Augen wieder öffnete, musste sie feststellen, dass Leon auf einmal auf gleicher Höhe mit ihr war und sie beunruhigt ansah.
„Alles in Ordnung?“ fragte er und musterte sie besorgt.
„Ja, ich… ich hab nur an unsere Verfolger denken müssen“, gab sie zögernd zu.
„An Marek?“
Sie nickte. „Und die anderen…“
„Es wird nicht viele andere geben.“
Sie runzelte die Stirn. „Du meinst, er folgt uns allein?“
Dieses Mal war es Leon, der ihre Frage mit einem Nicken beantwortete. „Das ist eine persönliche Sache zwischen ihm und uns, Jenna. Er will bestimmt nicht, dass seine Krieger Wind davon bekommen, was dort in dem Lager passiert ist. Außerdem macht es keinen Sinn, uns mit der ganzen Truppe zu folgen. Die Männer haben im Lager nichts dagegen ausrichten können, dass wir fliehen, also werden sie es erst recht nicht jetzt können, wo wir auf freiem Fuße sind. Es ist viel schlauer, uns leise zu folgen und sich an uns heranzuschleichen, um sich das Amulett wieder zurückzuholen. Und Marek ist schlau. Das war er schon
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