Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Stimme? Ja, auch in seinem Blick lag etwas Unheimliches, Beängstigendes. Er streckte ihr seine Hand entgegen und in diesem Moment beschloss sie, ihm den Stein auf gar keinen Fall zu geben. Es war gut möglich, dass sie damit ihr Todesurteil besiegelte, doch sie war sich mittlerweile sicher, dass es der Stein war, der sie momentan beschützte, auf welche Weise auch immer. Wenn Marek ihn wieder in die Hände bekam, bevor sie aus dem Lager heraus waren, würde er sie beide töten, ganz gewiss.
„Erst müssen die Pferde vor dem Zelt stehen“, sagte sie, um noch ein wenig Zeit zu gewinnen und wagte es jetzt erst, Leons Fesseln mit dem Dolch aufzuschneiden.
Fast im selben Moment ertönten vor dem Zelt Geräusche, die nur von Pferden stammen konnten: das dumpfe Stampfen von Hufen, das Schnauben eines Pferdes.
„Du siehst, ich halte meine Versprechen“, sagte Marek gefährlich ruhig. „Nun musst du auch deines halten!“ Er hielt ihr immer noch die Hand entgegen. Jennas Herz begann wieder heftiger zu schlagen. Nun würde sich zeigen, wie weit sie gehen konnte. Sie holte tief Luft, doch in diesem Augenblick trat Leon vor.
„Mein Schwert“, sagte er kühl.
Mareks Wangenmuskeln zuckten ein weiteres Mal bedrohlich. Sehr widerwillig reichte er seinem Feind die gefährliche Waffe. Dieser konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Marek ließ sich davon wenig beeindrucken. Seine Aufmerksamkeit lag längst wieder auf Jenna. Erneut streckte er die Hand aus.
„Mein Stein“, sagte er mit Nachdruck.
Sie schluckte schwer und nahm all ihren Mut zusammen. „Nein“, sagte sie mit bebender Stimme.
Marek erstarrte und seine Gesichtszüge entgleisten. „Was?!“ fragte er so leise, dass sie es mehr von seinen Lippen las, als wirklich hörte.
„Ich werde ihn mitnehmen“, erwiderte sie mit einer Ruhe, die in völligem Widerspruch zu ihren aufgepeitschten Gefühlen standen. „Ohne ihn kann ich das Lager nicht lebend verlassen. Das weiß ich.“
Ein paar rasche Herzschläge lang geschah gar nichts. Keiner bewegte sich, keiner sagte etwas. Da war nur diese entsetzliche lautlose Spannung zwischen ihnen, die kaum zu ertragen war. Und dann begannen Markes Augen zu lodern, kalte eisblaue Flammen, die durch seinen Körper zu schießen schienen und ihn aus seiner fassungslosen Starre rissen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und seine Brust hob und senkte sich unter dem tiefen Atemzug, den er nahm, während ein leichtes Zittern durch seine Glieder zog. Und dann schrie er auf, voller rasender Wut, warf sich herum, riss sein Schwert von einem Hocker und stürmte auf Jenna zu. Kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen wich sie vor ihm zurück, während Leon einen Ansatz machte, sich dazwischen zu stürzen.
Doch das war gar nicht nötig, denn auf einmal machte Marek auf dem Absatz kehrt, stürmte zurück und ließ sein Schwert auf seinen Schlafplatz niederschmettern. Einmal, zweimal… immer und immer wieder. Jenna zuckte bei jedem dieser Schläge heftig zusammen, denn sie wusste genau, wem sie eigentlich galten. Mit einer Hand krallte sie sich entsetzt an dem Ärmel ihres Freundes fest, der dem Wutausbruch Mareks ebenso fassungslos wie fasziniert folgte. Schwer atmend hielt der Krieger schließlich inne und starrte die beiden mordlustig an. Seine Augen waren dunkel geworden vor Hass.
Jenna schluckte schwer. Was hatte er jetzt mit ihnen vor? Langsam ging er auf sie zu.
„Ich… ich kann dir den Stein ja am Wegrand hinterlassen“, schlug sie eingeschüchtert vor.
Zu ihrer Verwunderung blieb Marek mit einem respektvollen Abstand zu ihnen stehen und sah sie mit hasserfüllt funkelnden Augen an.
„Das will ich dir auch raten“, knurrte er. Er hatte notgedrungen seine Beherrschung wiedergefunden, obwohl ihm immer noch anzusehen war, dass er sie am liebsten in Stücke reißen wollte.
„Und jetzt verschwindet!“ Er wies auf den Ausgang des Zeltes. Seine Hand zitterte vor unterdrückter Wut.
Jenna konnte es nicht fassen. Er ließ sie gehen? Er ließ sie wirklich gehen, ohne ihnen auch nur ein Haar zu krümmen, ohne zu versuchen, sie zu überwältigen und den kostbaren Stein zurückzugewinnen. Was war das für eine Macht, die ihn aufhielt? Was hatte der Stein nur an sich, dass er von so großer Bedeutung war und es Marek trotzdem unmöglich machte, ihn sich zurückzuholen? Irgendetwas ging hier nicht mehr mit rechten Dingen zu und sie würde versuchen herauszufinden, was das war.
Leon packte sie am
Weitere Kostenlose Bücher