Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
eine Menge Dinge vor sich, die ich nicht mehr verstehe.“
„Und was wollten sie von dem Jungen und seiner Familie?“ fragte Leon mit großer Besorgnis in der Stimme. „Das sind doch nur arme Bauern.“
„Kannst du dich an den Stein erinnern, den du damals dem Jungen geschenkt hast?“
Leon nickte und die Blässe seines Gesichts verriet, dass er sich schon zusammenreimen konnte, was passiert war.
„Sein Vater verkaufte ihn an einen Händler, als sie wieder einmal eine schlechte Ernte eingebracht hatten“, berichtete Leons Freund. „Ein halbes Jahr später tauchte eine kleine Gruppe von Alentaras Kriegern hier in Vaylacia auf. Sie erkundigten sich nach Dokans Vater, bestachen ein paar Händler und erfuhren so, wo sich die Familie aufhielt.“
„Haben sie ihnen etwas angetan?“ fragte Leon mit einer Ruhe in der Stimme, die darauf schließen ließ, dass er auf das Schlimmste gefasst war.
Der Bärtige schüttelte den Kopf. „Nach den Aussagen der Leute im Dorf, haben sie die Familie nur gründlich befragt und sind dann wieder abgezogen.“
Erleichterung zeigte sich auf Leons Gesicht, dieselbe Erleichterung, die auch Jenna bei den Worten des Mannes empfand. „Und was haben sie gefragt?“
„Woher sie den Stein hatten, an wen sie ihn verkauft haben, ob sie wissen, wohin der vorherige Besitzer gegangen ist und warum er den Stein abgegeben hat. Und so weiter. Vielleicht haben sie der Familie auch gedroht. Ich weiß es nicht. Aber eine Woche später waren die guten Leute fort. Und ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind.“
Leon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und seufzte. „Das wollte ich nicht. Wenn ich gewusst hätte, was es mit diesem Stein auf sich hat, hätte ich den Leuten diesen ganzen Ärger ersparen können. Ich hätte sie nie in solche Gefahr gebracht.“
„Mach dir keine Vorwürfe, Leon“, sagte der Bärtige. „Wichtig ist doch nur, dass ihnen nichts passiert ist. Ehrlich gesagt, hatte ich auch Angst, dass sie nun hinter dir her sind. Ich glaube zwar nicht, dass dich diese Leute absichtlich verraten würden, aber mit geschickten Fragen kann man auch Dinge erfahren, die der Befragte gar nicht verraten will .“
„Bisher bin ich von Alentara noch verschont worden“, gab Leon mit einem traurigen Lächeln zurück. „Aber glaube mir, mir wäre sehr viel leichter ums Herz, wenn sie es wäre, die mich durch die Gegend hetzt.“
Leons Freund machte ein entsetztes Gesicht. „Sag bloß…“ Er wagte es nicht, weiter zu sprechen.
Leon nickte nur betrübt.
„Aber du gehörst doch gar nicht mehr zu Renons Truppen“, erwiderte der Bärtige. „Das müsste ein mächtiger Mann wie er doch wissen.“
„Darum geht es ihm nicht“, erklärte Leon. „Nadir will das von mir, was auch Alentara so verzweifelt sucht.“
„Den Stein?“ Leons Freund sah ihn verständnislos an.
„Ja, und rate mal, wen er hinter mir her gehetzt hat.“
Der Bärtige wurde blass. „Marek“, flüsterte er.
„Nun weißt du, wie ich mich fühle.“ Leon lächelte gequält.
Sein Freund sah ihn mitleidig an. „Was willst du jetzt tun?“
Leon dachte ein paar Sekunden lang nach und Jenna spitzte noch mehr als zuvor die Ohren. Wenn Leon ihr nicht freiwillig sagte, was er vorhatte, hatte sie keine andere Wahl, als ihm auf diese Weise hinterher zu spionieren.
„Ich habe beschlossen herauszufinden, was es mit diesen Steinen auf sich hat. Und ich habe schon so einiges erfahren.“
„Stein e ?“ hakte sein Freund nach.
„Ja.“ Leon griff unter sein Hemd und brachte Jennas Stein zum Vorschein. Die hatte auf einmal das drängende Bedürfnis durch das Fenster zu hechten, ihm den Stein zu entreißen und rechts und links eine satte Ohrfeige zu verpassen. Wie konnte er nur dieses kostbare Ding jedem Menschen unter die Nase halten? Wie konnte er diesem Mann mehr vertrauen als ihr? Vielleicht war der Kerl ja ein Verräter, der in Wirklichkeit für den Feind arbeitete!
Nein, das war nicht fair. Wahrscheinlich war der Mann dort drin sogar Leons bester Freund und dem konnte er garantiert vertrauen. Da war nur dieses drängende Gefühl in ihr, den Stein wieder an sich zu nehmen, ihn vor den gierigen Blicken anderer zu verstecken und zu beschützen, so wie er sie beschützt hatte.
Der Bärtige betrachtete den Stein nun ungläubig. „Bist du sicher, dass das nicht derselbe Stein ist, den du mal besessen hast?“
„Nicht völlig“, gab Leon zu. „Aber ich habe meinen Stein größer in Erinnerung und…
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