Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
unbeholfen die Schultern. „Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Spaziergang machen. Aber dann…“
„Heißt das, ihr kennt diesen jungen Mann hier tatsächlich?“ unterbrach der Wächter sie etwas unwirsch.
Leon nickte. „Es ist alles in Ordnung. Hat er Schwierigkeiten gemacht?“
„Nein, außer, dass er vor eurem Fenster herumlungerte, ist nichts passiert.“
Leon bedachte Jenna mit einem verärgerten Blick, dann lächelte er den Wächter freundlich an. „Ich danke euch trotzdem für eure Aufmerksamkeit und Mühe“, sagte er.
Der Wächter nickte nur, wandte sich dann ab und ging. Und mit ihm ging auch Leons Lächeln.
„Du solltest doch in der Wirtsstube auf mich warten!“ fuhr er Jenna an, als wäre sie ein kleines Kind, das sich den Anweisungen seines Vaters widersetzt hatte.
„Das hab ich ja auch“, gab sie etwas kleinlaut zurück. Warum ließ sie sich nur so schnell von dem Kerl einschüchtern? „Aber dann hatte ich Lust auf einen kleinen Spaziergang. Ich brauchte frische Luft.“
„Das hätte auch übel für dich ausgehen können“, brummte Leon. „Es gibt auch hier gefährliche Menschen!“
„Leon“, mischte sich der Bärtige ein. „Was soll denn das hier draußen werden? Lass sie doch erst einmal hereinkommen.“
Ohne eine Reaktion der beiden abzuwarten, nahm er Jenna am Arm und zog sie in das warme Innere des Hauses. Dann schloss er rasch die Tür hinter ihnen und trat mit einem freundlichen Lächeln wieder dichter an Jenna heran.
„Willst du uns nicht vorstellen?“ wandte er sich an Leon.
Leon schien nicht sonderlich begeistert von dieser Idee, doch er fügte sich dem Willen seines Freundes. „Jenna, das ist mein Freund Cevon, Cevon, das ist Jenna, diejenige, die mich momentan begleitet.“
Jenna bemühte sich darum, dem Mann ein freundliches Lächeln zu schenken, doch er musterte sie nun so auffällig und gründlich, dass sie es nicht konnte. Sie hasste das.
„Warum hast du sie so verkleidet?“ fragte er Leon, so als wäre sie selbst nicht dazu fähig, sich zu dieser Frage zu äußern, und Jenna runzelte verärgert die Stirn.
„Um sie vor Übergriffen zu schützen, weshalb sonst?“ gab dieser unfreundlich zurück. Ihr Auftauchen schien seine Laune endgültig verdorben zu haben.
Cevons Augen wanderten wieder zu Jenna und er schürzte mit einem respektvollen Nicken die Lippen. „Funktioniert ziemlich gut. Ich wär von allein bestimmt nicht darauf gekommen, dass sie eine Frau ist.“
„Das ist ja auch Sinn der Sache“, mischte sich Jenna rasch ein, um die beiden Männer daran zu erinnern, dass sie selbst ein denkendes, fühlendes Wesen war und keine Sache, über die man sich nett unterhalten konnte, ohne sie zu involvieren.
Der Bärtige stieß ein leises Lachen aus. „Wenn wahr ist, was Leon mir über dich erzählt hat, dann scheinst du sehr mutig zu sein“, setzte er mit deutlichem Respekt in den warmen Augen hinzu und Jennas Verärgerung legte sich sogleich wieder etwas.
„Ich glaube, das hat viel eher etwas mit Glück zu tun als mit Mut“, erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln.
„Dann hoffe ich, dass deine Glückssträhne noch weiter anhält“, meinte er mit einem kleinen Augenzwinkern.
„Das hoffe ich auch“, gab sie zurück und sah unsicher zu Leon hinüber. Der sah schon nicht mehr ganz so böse aus wie zuvor.
„Hast du uns wirklich belauscht?“ fragte er gefasst.
Jenna schluckte. Sie spürte, wie ihr sofort das Blut ins Gesicht schoss. „Ich… na ja… also, ich wollte es eigentlich nicht. Ich meine, das war nicht geplant. Ich bin nur an diesem Haus vorbeigekommen und hab dich gesehen und dann –“
„Also hast du“, schloss Leon aus ihrem Gestammel.
Sie nickte verlegen.
„Wieso?“ Er schien das wirklich nicht zu verstehen. „Glaubst du, ich hätte es dir sonst nicht erzählt?“
Sie sah ihn an und in diesem Augenblick war alle anfängliche Unsicherheit endgültig verschwunden. „Ja, genau das denke ich“, gab sie offen zu. „Du erzählst mir nie, was du vorhast, und du beantwortest nie meine Fragen. Jedenfalls nicht wahrheitsgemäß.“
Leon machte zuerst einen überraschten Eindruck, warf ihr dann aber einen Blick zu, der ihr bedeutete, dass sie dieses Streitgespräch besser auf später verschieben sollten und wandte sich stattdessen an seinen Freund. „Was meinst du, wie lange brauchen wir nach Trachonien?“
Cevon brauchte einen Moment, um Leons raschem Themensprung folgen zu
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