Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
einmal im Zimmer um. Es war so klein, wie sie es von ihrer Ankunft in Erinnerung hatte. Klein, aber hübsch und sauber.
Sie stellte schnell fest, dass Leon noch nicht zurückgekehrt war und runzelte die Stirn. Das war schon merkwürdig. So lange konnte es ja nicht dauern ein paar Vorräte zu besorgen, aber sie wollte sich noch keine Sorgen machen, schließlich befanden sie sich dieses Mal ja in einer bewachten Stadt und nicht allein in einem dunklen Wald. Dieser Marek würde es doch bestimmt nicht wagen, Leon hier anzugreifen oder gar als Geisel zu nehmen – wenn er ihnen überhaupt schon so dicht auf den Fersen war.
Jenna stand kurzerhand auf, ging zu dem einzigen Fenster des Zimmers und spähte hinaus. Die Straßen Vaylacias waren auch am Abend hell und freundlich. Laternen und Fackeln, die an den Hauswänden angebracht waren, spendeten ein angenehmes Licht und luden geradezu zu einem abendlichen Spaziergang ein.
Ob Leon schon wieder da gewesen und einfach diesem Ruf nachgekommen war? Schließlich schlief er ohnehin nicht so viel und so lang wie sie. Doch hätte er dann nicht seine Besorgungen im Zimmer abgelegt? Sie konnte nirgendwo neu erstandene Vorräte entdecken. Langsam begann die Sorge um ihren Freund nun doch die Oberhand in ihrem Inneren zu gewinnen. Er hätte ihr wenigstens Bescheid sagen können, wohin er gegangen war. So konnte sie ihn noch nicht einmal suchen gehen.
Jenna blieb noch ein paar tiefe Atemzüge lang am Fenster stehen und beschloss dann hinunter in die Wirtsstube zu gehen. Vielleicht konnte man ihr dort weiterhelfen.
Das Gasthaus, in das sie eingekehrt waren, schien in Vaylacia sehr beliebt zu sein, denn als Jenna den Raum betrat, hatte sich dort eine große Menge von Menschen angesammelt. Sie aßen und tranken, lachten und amüsierten sich mit den hübschen Bedienungen, die Jenna bei ihrer Ankunft gar nicht bemerkt hatte. Die Luft war stickig und voll mit fremden Gerüchen. Rauch stieg von einigen Tischen auf und Jenna hatte Mühe, ihren Hustenreiz zu unterdrücken. Sie sah sich ein wenig um und bahnte sich dann einen Weg zur Theke. Der Wirt schien sie sofort zu erkennen, denn er kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu.
„Euer Freund hat mir gesagt, dass ihr wahrscheinlich nach ihm suchen werdet, sobald ihr aufgewacht seid“, rief er gegen den Lärm an. „Ich soll euch ausrichten, dass dies nicht nötig ist. Er wird bald zurück sein.“
„Hat er gesagt, wo er hingegangen ist?“ erkundigte sich Jenna.
Der Wirt schüttelte den Kopf. „Nur dass ihr hier auf ihn warten sollt. Ihr kennt euch in der Stadt nicht aus und würdet euch nur verirren, wenn ihr nach ihm sucht.“
„Damit könnte er Recht haben“, gab Jenna zu und blinzelte. Ihre Augen fingen durch die rauchige Luft langsam an zu brennen. Und schwindelig war ihr auch.
„Ich werde aber trotzdem einen kleinen Spaziergang machen“, sagte sie. „Richtet ihm das bitte aus, falls er vor mir wieder hier ist.“
Der Wirt nickte und Jenna machte sich auf den Weg zum Ausgang. Sie musste hier raus, an die frische Luft. Und sie hielt die Straßen Vaylacias nicht für so gefährlich, dass sie nicht ein paar Minuten spazieren gehen konnte. Leon konnte ja wohl kaum von ihr verlangen, die ganze Zeit, bis er wieder da war, eingesperrt in ihrem winzigen Zimmer zu verbringen – so ganz ohne Fernseher und Internet.
Als sie vor dem Wirtshaus stand, atmete sie erst einmal tief die frische Luft ein, die durch die Straßen Vaylacias strömte. Sie liebte das Aroma der See, das in dieser Luft lag, besonders nach diesem Mief im Wirtshaus, und fühlte, dass sich ihre Laune sofort hob. Die Straßen waren tatsächlich so hell erleuchtet, wie es von ihrem Fenster aus ausgesehen hatte, und so schlenderte sie unbefangen los. Sie musste bald feststellen, dass noch sehr viele Menschen zu dieser Zeit unterwegs waren und dass es ebenso viele Kneipen gab, die diesen Menschen das Geld aus den Taschen zogen. Doch die Stimmung der Gäste war gelassen und fröhlich und niemand schien sich mit dem Ernst des Lebens oder gar den Folgen einer durchzechten Nacht beschäftigen zu wollen.
Jenna selbst hatte sich noch nie besonders viel aus solchen Lokalen gemacht, schon allein deswegen, weil sie sich auch nicht besonders viel aus Alkohol machte und diese Orte eher für eine Männerdomäne hielt. Sie fragte sich, ob Leon gerade in einem solchen Lokal saß, musste den Gedanken aber gleich wieder verwerfen. Er war nicht der Typ für eine
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