Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
als ihre Gefangenen.“
Jenna verzog gequält das Gesicht. „Oh, nein, nicht wieder der harte Waldboden!“
Leon sah sie mitleidig an. „Es tut mir leid, aber es geht nicht anders.“
„Also wollt ihr das wirklich durchziehen?“ erkundigte sich Cevon noch einmal.
Leon nickte nur und ihm war anzusehen, dass auch er seine Bedenken hatte. Doch er hatte Recht. Eine bessere Idee gab es derzeit nicht.
„Du musst wissen, was du tust“, sagte Cevon bedrückt. „Aber dir sollte dabei immer klar sein, dass niemand von dir verlangt, den Helden zu spielen, und niemand wird es dir danken, wenn du dabei stirbst.“
„Ich weiß“, gab Leon leise zurück. „Aber es muss sein. So eine Gelegenheit wird es vielleicht nie wieder geben.“
Cevon nickte. Bewunderung sprach aus seinen Augen. Doch er sagte nichts mehr, legte stattdessen einen Arm um Leons Schultern und drückte ihn kurz an sich. Für die beiden war nun die Zeit des Abschieds gekommen und dieser schien Cevon nicht sehr leicht zu fallen. Es schien so, als hätte er Angst, seinen Freund nie wiederzusehen. Und so wie Jenna die Situation sah, war diese Angst nicht ganz unbegründet.
D as S piel
„I ch weiß nicht, wie alles begonnen hat und auch nicht wann. Und ich weiß auch nicht, ob das, was ich bis zum heutigen Tag darüber erfahren habe, wirklich der Wahrheit entspricht, denn vieles davon habe ich mir selbst erarbeitet, aus alten Legenden hergeleitet und mit dem zusammengebracht, was mir vor langer Zeit von deiner Tante erzählt wurde.“
Leon machte eine bedächtige Pause. Sein Blick war abwesend, nach innen gekehrt und das Licht des Feuers spielte mit den Konturen seines Gesichts, flackerte in seinen starren Augen, ließ ihn für einen Moment wie einen alten Märchenerzähler aussehen, während Jenna ihn mit großen Augen ansah, aufgeregt seiner Stimme lauschte wie ein kleines Kind.
„Es heißt, dass alles an einem Ort angefangen hat, den die Menschen Locvantos nennen – Tor der verlorenen Seelen; ein Tor zwischen Himmel und Hölle, das der Unterweltgott Erexo und der Sonnengott Ano erschaffen hatten, um einen Wettkampf ihrer Kreaturen zu ermöglichen. Erexo hatte behauptet, er könne seine Schöpfungen, die so etwas wie Dämonen waren, dazu bringen, die Schöpfungen Anos auf ihre Seite zu ziehen und ebenfalls zu seinen Untertanen zu machen und somit die von Ano erschaffene Welt übernehmen. Ano wollte ihm beweisen, dass dies nicht möglich sei und erlaubte so den Dämonen durch das Tor in diese Welt einzudringen. Der Legende nach siegten die Schöpfungen Erexos beim ersten Mal, aber nur weil dieser falsch spielte und einigen seiner Kreaturen magische Kräfte gab. Daraufhin verlangte Ano eine Revanche und gab auch einigen seiner Kreaturen die Gabe der Magie – leider ein wenig mehr als vereinbart und auch dieser Betrug flog auf. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie die ganze Geschichte weiterging und zwar endlos.“
Er stieß ein trauriges Lachen aus. „Irgendwann waren die beiden Götter dieses Spieles leid, schlossen das Tor wieder und zogen sich zurück. Leider hinterließen sie ein paar machthungrige, verrückte Magier, die eines Tages das Tor wieder öffneten, um das Spiel weiterzuspielen. Die Dämonen, die über die Jahre, die dabei ins Land strichen, immer mal wieder in diese Welt eindrangen, brachten so viel Unheil über die Bevölkerung, dass sich diese eines Tages dagegen erhob und ein Krieg ausbrach, in dessen Verlauf viele Magier – auch unschuldige – getötet wurden.
In Falaysia herrschte für eine lange Zeit Chaos, Tod und Verderben, bis Ano sich höchstpersönlich wieder einschaltete und die Kämpfe zum Erliegen brachte. Er versiegelte das Tor mit einem magischen Schlüssel und zerbrach ihn in vier Teile. Diese vier Teile gab er in die Hände der vier weisesten Menschen unter den ehemaligen Kämpfern und ernannte sie zu den Wächtern des Tores. Er gab ihnen magische Kräfte und bestimmte sie dazu, ihre Leben der Bewachung des Tores und der Teilstücke des Schlüssels zu widmen. Die Zauberer wiederum bildeten Lehrlinge aus, die ihr Amt übernehmen sollten, wenn sie verschieden. So wurde das über Jahrhunderte praktiziert und das Tor blieb verschlossen.“
Ein leichter Windhauch brachte das Feuer vor ihnen zum Prasseln und ließ gelblich glühende Funken zum Himmel aufsteigen. Jenna erschauerte und zog sich die Decke, in die sie gehüllt war, enger um die Schultern.
„Doch wie es so oft im Leben kommt“,
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