Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
zu Leon hinüber. Doch dieser nickte zu Jennas Erstaunen. Hatte er tatsächlich vor, sie nicht mehr zu belügen?
„Ihr müsst durch einen Wald, in dem es so allerhand unangenehme Kreaturen gibt, die manchmal sehr angriffslustig sein können, ihr müsst einen der gefährlichsten Sümpfe Falaysias durchqueren und dann durch das Latan-Gebirge ziehen, das von einem ziemlich kriegerischen Volk bewohnt wird.“
„Und das war alles?“ hakte Jenna mit einer Ruhe in der Stimme nach, die sie innerlich längst nicht mehr besaß.
Cevons Nicken kam etwas verzögert, was wohl der großen Verwirrung zuzuschreiben war, die so deutlich aus seinen Augen sprach. „Zu wenig?“
„Nein“, gab sie mit einem künstlichen Lächeln zurück. Dann drehte sie sich ruckartig zu Leon um. „Hast du den Verstand verloren?!!“
Ihr Freund stieß ein resigniertes Seufzen aus. „Jenna, was sollen wir sonst machen? Uns verstecken und warten, bis Marek uns erwischt? Diese Königin sucht ebenfalls nach den Steinen und hat vielleicht bereits den anderen. Vielleicht weiß sie mehr darüber und kann uns weiterhelfen, wenn wir uns ihr vorsichtig nähern.“
„Und wenn sie mit Nadir zusammenarbeitet?“
„Das glaube ich nicht. Alentara hat bisher immer nur ihr eigenes Ding gemacht und sie ist verrückt nach magischen Sachen – so verrückt, dass sie sich deswegen sogar mit Nadir anlegen würde. Da bin ich mir fast sicher. Und wie sagt man doch so schön: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“
„Aber du könntest dich auch irren!“
Leon ließ die Schultern ein wenig hängen und atmete tief ein und aus. Es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel, ruhig und freundlich zu bleiben, wirklich auf jede ihrer Fragen einzugehen. Doch er tat es. „Ja, das könnte ich, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Jedenfalls nicht für mich. Ich werde dich nicht zwingen, mit mir zu gehen.“
Jenna wich seinem Blick aus, betrachtete stattdessen nachdenklich die abgenutzten Dielen des Holzfußbodens. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Wenn sie mit Leon ging, konnte das ihren Tod bedeuten, wenn sie hier blieb, war das jedoch auch nicht auszuschließen, denn Marek würde sie hier ganz gewiss finden. Und sie bezweifelte, dass Cevon sie beschützen konnte – wenn er es ihr überhaupt gestattete, bei ihm zu bleiben, solange Leon weg war. Er sah zwar kräftiger als Leon aus, dafür aber auch behäbiger – ganz davon abgesehen, dass es laut Leon ohnehin niemanden in dieser Welt gab, der es mit Marek aufnehmen konnte. Was hatte sie also für eine Wahl? Sie seufzte und sah ihren Freund wieder an, der tatsächlich einen etwas angespannten Eindruck machte. „Ich komme mit dir, aber nur unter einer Bedingung.“
„Die da wäre?“ fragte Leon. War das tatsächlich ein Anflug von Erleichterung, die sie in seinen Augen aufblitzen sah?
„Du weihst mich ab jetzt immer in deine Pläne ein, bevor wir damit loslegen!“
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem kleinen Schmunzeln. „Einverstanden“, meinte er mit einem kurzen Nicken und brachte sie dazu, sein Lächeln zu erwidern.
„Ich hoffe nur, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen werde.“
„Das glaube ich nicht“, sagte Leon fest. „Ich habe diesen Weg schon mal benutzt. Es klingt schlimmer, als es in Wirklichkeit ist.“
„Ich hätte mal vorhin die Kriegerin, die mich fast umgeritten hat, nach einem besseren Weg fragen sollen“, witzelte Jenna. „Immerhin ist die ja unversehrt hier angekommen, obwohl sie vermutlich aus Trachonien kam.“
Leon zog überrascht die Augenbrauen hoch und auch Cevon schien durch diese Bemerkung etwas beunruhigt. „Wann war das?“ fragte ihr Freund angespannt.
„Kurz bevor ich zu euch gefunden habe.“ Jenna runzelte die Stirn. Die Reaktionen von Leon und Cevon gefielen ihr gar nicht. „Ist das… schlecht?“
„Ich weiß nicht“, murmelte Leon nachdenklich. „Alentaras Krieger sind nicht allzu oft in Vaylacia. Sie wissen, dass diese Stadt Nadir gehört, auch wenn er hier nicht unmittelbar anwesend ist und der Stadt erlaubt, sich selbst zu verwalten.“
„Meinst du sie sind deinetwegen hier?“ fragte Cevon.
„Wenn Alentaras Geheimdienst tatsächlich so gut ist, wie du gesagt hast, sollten wir das in Betracht ziehen, ja“, gab Leon zurück. „Und das bedeutet wiederum, dass wir unser Nachtlager besser ein wenig außerhalb der Stadt aufschlagen sollten. Wir wollen schließlich als ebenbürtige Verhandlungspartner vor Alentara treten und nicht
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