Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
fuhr Leon fort, „war irgendwann unter den Lehrlingen der Wächter einer, dem es nach Macht gelüstete und der in dem Schlüssel zum Tor eine Chance darin sah, diese endlich zu erlangen. Er stahl seinem Meister ein Teilstück des Schlüssels und brachte ein weiteres durch die Ermordung eines anderen Zauberers in seinen Besitz. Die anderen Zauberer begannen Jagd auf ihn zu machen und trieben ihn in die Enge. Darauf versuchte er in seiner Angst vor der Wut dieser mächtigen Männer das Tor mit seinen beiden Hälften des Schlüssels zu öffnen. Dies gelang ihm natürlich nicht ganz, doch es heißt, das Tor habe ihn einfach verschluckt und er habe damit seine gerechte Strafe erhalten. Doch seitdem öffnet sich das Tor alle Jubel Jahre immer mal wieder für einen kurzen Augenblick und lässt ein paar Dämonen in diese Welt eindringen, so als wolle es daran erinnern, dass zwei Teile des Schlüssels unwiederbringlich mit in die Hölle gegangen sind.“
Leon schien nun seine Geschichte beendet zu haben, denn er ergriff einen Stock, der neben ihm lag, und stocherte damit ein wenig im Feuer herum, um es weiter am Leben zu erhalten.
Jenna zog nachdenklich ihre Brauen zusammen und räusperte sich dann. „Heißt das, wir sind durch dieses Tor in diese Welt gekommen?“
Leon nickte stumm, sagte aber nichts weiter dazu. Das brauchte er auch nicht, denn Jennas Gedanken hatten sich längst selbstständig gemacht. „Wenn das Tor nur zwei Welten miteinander verbindet… heißt das dann unsere Welt ist in den Augen der Menschen hier die Hölle und wir sind die Dämonen?“.
Leon nickte betrübt. „Ich denke schon. Heutzutage gibt es jedoch ein anderes Wort dafür.“
„Verirrte“, setze Jenna hinzu. Gideon hatte sie so genannt.
„Ganz genau“, stimmte er ihr zu. „Aber auch dieses Wort ist nicht minder gefährlich für uns, Jenna. Es gibt durch diese Legende um den abtrünnigen Lehrling, in der wahrscheinlich ein Körnchen Wahrheit verborgen liegt, immer noch die inoffizielle Order an die Machthaber eines jeden Staates, Verirrte sofort gefangen zu nehmen oder gar zu exekutieren, sollten diese irgendwo auftauchen. Die Menschen hier haben Angst vor uns, weil der Begriff ‚Dämon‘ weiterhin in ihren Köpfen herumschwirrt.“
„Wer hat den Begriff geändert?“
Leon zuckte die Schultern. „Irgendein Machthaber in Falaysia hat vor nicht allzu lange Zeit behauptet, dass hinter dem Tor nicht die Hölle läge, sondern nur eine andere gefährliche Welt und die Wesen, die in diese Welt kämen, nur normale Menschen seien. Er wollte der Bevölkerung vermutlich die Angst vor den alten Mythen nehmen und ihnen ihren Aberglauben austreiben. Dass ihm das damit gelungen ist, wage ich aber zu bezweifeln.“
Jenna schloss kurz die Augen in dem Versuch etwas mehr Ordnung in ihre quer durcheinander rasenden Gedanken zu bringen – und das war gar nicht so einfach bei dieser Flut an Informationen, die sie zu verarbeiten hatte.
„Wenn dieser Freund meiner Tante, dieser Demeon, mich durch das Tor hierher gebracht hat, dann bedeutet das, dass er es öffnen konnte, also einen dieser Teilstücke des Schlüssels hat“, fing sie an, sich selbst die ganze verzwickte Geschichte zu erklären.
„ Wenn es diesen Schlüssel tatsächlich gegeben hat“, wandte Leon rasch ein. „Mein Wissen fußt nur auf Legenden, Jenna.“
Sie nickte. „Und ich versuche das Körnchen Wahrheit daran zu finden, weil ich denke, dass es das ist, was uns hier rausbringen wird.“
Er schwieg für einige Sekunden, sah sie nur nachdenklich an. Doch dann nickte er. „Du hast Recht. Vielleicht sollten wir wirklich da anfangen, wo alles begann, und versuchen die Wahrheit zu rekonstruieren.“
„Dieses Tor…“ Jenna strich sich nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Meinst du, das könnte so etwas wie ein… Wurmloch sein, eine Art Verbindung zwischen zwei Universen? Kann man so etwas tatsächlich öffnen und wieder schließen?“
Ihr Freund zuckte hilflos die Schultern. „Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht.“
Dieses Mal war es an Jenna, ihr Gegenüber für eine Weile nur schweigend anzusehen. Ihr brannten so viele Fragen auf der Zunge, doch sie wusste, dass einige von ihnen Leon ziemlich nahegehen würden, ein Thema betrafen, über das er bislang nicht hatte sprechen wollen. Aber vielleicht, ganz vielleicht fühlte er sich ja jetzt eher dazu in der Lage. Sie räusperte sich nervös und holte tief Luft.
„Wie… wie genau bist du
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