Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
hierhergekommen? Du sagtest, du hättest es meiner Tante zu verdanken, aber… wie hat sie das gemacht? Konnte auch sie das Tor öffnen?“
Natürlich antwortete Leon nicht sofort, sah sie noch nicht einmal mehr an, sondern stocherte nur erneut im Feuer herum. Sie bemerkte, wie sich sein Körper anspannte, und auch seine Kiefermuskulatur zuckte verräterisch.
„Ich denke nicht, dass sie das kann“, sagte er leise. „Jedenfalls nicht allein. Sie waren damals zu zweit – sie und dieser Demeon…“
Leon fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, so als könne er die Erinnerung damit aus seinen Gedanken wischen, als könne er sie damit weniger schmerzhaft machen. Doch die Trauer und Verbitterung in seinen schönen Augen bezeugte, wie leer diese Geste war.
„Was genau haben sie getan?“ fragte Jenna sanft und voller Mitgefühl.
„Ich weiß es nicht genau.“ Sein Blick streifte sie nur, kehrte rasch zum prasselnden Feuer zurück. „Ich… ich hatte eine Nachricht erhalten, dass sie sich dort treffen würden, in dem Wald nahe bei Amesbury Und dass ich erfahren würde, was mit… was mit Sara passiert ist.“
Jenna hob überrascht die Brauen. „Sara?“
„Das Nachbarsmädchen“, erwiderte Leon und schluckte schwer. „Ich war neu hinzugezogen und sie… sie war einfach das tollste Mädchen, das mir bis dahin je begegnet war. Sie war so nett und hübsch und klug…“
„Du warst in sie verliebt“, stellte Jenna fest und schenkte ihm ein warmes Lächeln.
„Verliebt ist gar kein Ausdruck!“ Er lachte traurig. „Ich hätte alles für sie getan.“ Seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen und er schüttelte den Kopf. „Nein – ich habe alles für sie getan.“
„Heißt das, du bist ihretwegen hier? Seid ihr zusammen hierhergekommen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht zusammen. Sie verschwand, zwei Monate bevor ich durch das Tor ging. Ich wollte sie zurückholen… Ich war so dumm…“
Leons Stimme brach bei seinen letzten Worten und er barg sein Gesicht in den Händen. Jenna streckte eine Hand nach ihm aus, ließ sie jedoch wieder sinken, noch bevor sie seine Schulter berührt hatte. Sie wollte ihn so gern trösten, ihm Mut zusprechen, irgendetwas tun, damit es ihm besser ging. Doch sie wusste nicht was. Sie wusste noch zu wenig über diese ganze Geschichte, hatte nur das schreckliche Gefühl, dass Sara etwas Furchtbares zugestoßen war.
Leons Brustkorb dehnte sich sichtbar unter dem nächsten tiefen Atemzug, den er nahm. Er ließ die Hände wieder sinken, betrachtete sie für eine Weile schweigend. Tränen glitzerten in seinen Augen und sein Mund zuckte unter der Anstrengung, mit der er versuchte seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen.
„Eigentlich… eigentlich ist es nicht fair, deine Tante allein für mein Unglück verantwortlich zu machen“, kam es ihm schließlich nur sehr leise über die Lippen. „Sie wollte nicht, dass ich durch das Tor gehe. Sie wollte mich sogar davon abhalten.“
„Dann ist die Nachricht nicht von ihr gewesen?“ fragte Jenna vorsichtig.
„Wahrscheinlich nicht.“ Leon warf den Stock, den er zum Anfachen des Feuers benutzt hatte, resigniert in die Flammen. „Sie hat am Anfang wirklich versucht, mir und Sara zu helfen. Ich kann ihr nur nicht verzeihen, dass sie mich im Stich gelassen hat, nachdem Sara…“
Er brach ab, schüttelte ein weiteres Mal traurig den Kopf. Er brauchte auch nicht weiterzusprechen. Jenna wusste auch so, wie der Satz weitergegangen wäre und alles in ihr zog sich zusammen. Gideon hatte gesagt, dass Falaysia eine gefährliche Welt war. Sie konnte einen das Leben kosten.
Für eine Weile fiel kein Wort mehr zwischen ihnen. Alles, was zu hören war, was das Knistern und Knacken des Feuers und die fernen Schreie eines Nachtkauzes. Jenna tat es leid, dass sie Leon mit ihren Fragen so gequält hatte und dennoch – sie musste diese Dinge wissen, musste die Zusammenhänge verstehen, um selbst einen Plan zu entwerfen, wie sie diese schreckliche Welt wieder verlassen konnten. Und gerade jetzt, nach all diesen Informationen war sie sich so sicher, dass es einen Weg gab, geben musste . Sie sah auf, weil sie das Gefühl hatte, dass sie beobachtet wurde, doch Leon hatte sich nicht bewegt, starrte blicklos ins Feuer. Oder er tat nur so, weil er vermeiden wollte, dass sie weitere unangenehme Fragen stellte. Doch sie konnte ihn noch nicht in Ruhe lassen.
Sie räusperte sich vorsichtig und brachte ihren Freund so dazu, sich ihr
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