Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
ganz leicht vertreiben.
„Sch-sch!“ machte sie und hob den Stock in ihrer Hand, so als wolle sie damit nach ihm werfen. Doch das Tier bewegte sich nicht, sah sie nur weiterhin starr an.
„Verschwinde!“ rief Jenna und machte einen drohenden Schritt auf es zu.
Ein leises Pfeifen, das Jenna durch Mark und Bein ging und sie augenblicklich verharren ließ, drang aus seiner Kehle, gefolgt von einem hohen Quietschen. Sie wusste sofort, dass das nichts Gutes bedeutete, und fuhr blitzartig herum, als nur Sekunden später ein lautes Knacken und Rascheln hinter ihr ertönte. Sie hatte Glück, dass sie so ausgeprägte Reflexe besaß, denn wie von selbst flog ihre Hand mit dem Stock hoch, als ein riesiges Fellwesen auf sie zuschoss, und katapultierte dieses mit einem dumpfen Knall zurück ins Gebüsch. Und die Hölle brach los: Lautes Geschrei ertönte aus allen Richtungen und der Wald um sie herum schien plötzlich lebendig zu werden. Von überall her tauchten weitere dieser Unaks scheinbar aus dem Nichts auf, hüpften und stolperten schreiend aus dem sie umgebenden Unterholz. Doch sie griffen sie nicht sofort an, schienen erst einmal abschätzen zu wollen, mit was für einem Opfer sie es zu tun hatten, ob diese Menschenfrau gefährlich war, schließlich hatte sie den ersten Angriff gekonnt abgewehrt. Stattdessen begannen sie Jenna mit gebleckten Zähnen einzukreisen.
Jennas Herz hämmerte hart und schmerzhaft in ihrer Brust, während ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitete und sich ihre Finger um die einzige, wenig wirksame Waffe krallten, die sie besaß. Zurück konnte sie nicht, auch nicht seitwärts oder nach vorne. Überall waren diese Tiere, die sich geduckt an sie heranschlichen und sich ab und zu in großer Vorfreude die merkwürdigen Mäuler leckten.
Jenna drehte sich im Kreis, um möglichst jedes im Auge zu behalten. Ihr Verstand war geschärft wie nie zuvor, ihr Körper in völliger Anspannung. Statt von Verzweiflung wurde sie von Wut gepackt, auch wenn sie innerlich tausend Tode starb. Schließlich entschied sie sich dazu, wild um sich schlagend zu einer Seite auszubrechen. Nur gelang es ihr nicht mehr, ihren Plan in die Tat umzusetzen, denn eines der Unaks sprang plötzlich mutig mit einem Kreischen hervor. Mit einem gezielten Schlag schoss sie es wieder zurück in die Reihen der anderen Monster. Doch für die schien der Kampf nun eröffnet und sie stürzten sich brüllend auf ihr Opfer.
Jenna schrie und schlug um sich. Sie fühlte, wie Krallen ihre Kleider zerrissen, brennende Spuren auf ihrer Haut hinterließen; wie Zähne nach ihr schnappten, ihre Haut aufrissen, da wo sie sie erwischten, fühlte drahtiges Haar, fühlte die Verzweiflung und die unglaubliche Angst, aber dennoch hörte sie nicht auf sich zu wehren. Und sie hörte sich schreien, tief und laut, obwohl sie glaubte, dies längst nicht mehr zu tun. Sie wusste, sie war verloren – bis sie den Schatten wahrnahm, eine menschliche Silhouette, eine Gestalt, die ihr Schwert in der Luft schwang und es dann in die Menge der Unaks fahren ließ. Einige Körperteile flogen durch die Luft, Schmerzensschreie, die nicht menschlicher Natur waren, ertönten und dann ließen die Tiere von ihr ab, stürzten sich in rasender Wut auf ihren Retter.
Jenna sank keuchend in die Knie. Von Schmerzen betäubt und völlig entkräftet sah sie dem Kampf zu, der sich vor ihren Augen abspielte. Die Unaks waren in großer Überzahl. Es waren unglaublich viele. Mehr als ein Dutzend. Sie waren auch nicht klein, sondern mindestens so groß wie zehnjährige Kinder und dazu schienen sie nur aus Muskeln zu bestehen und waren mit langen, scharfen Krallen an den Pranken ausgerüstet – Waffen, die an einem menschlichen Körper erheblichen Schaden anrichten konnten. Dennoch schienen sie gegen ihren neuen Gegner kaum eine Chance zu haben. Mit fließenden Bewegungen, einer Wendigkeit, die Jenna noch bei keinem anderen Menschen gesehen hatte, und kräftigen Schlägen, streckte ihr Retter jeden nieder, der ihm oder ihr auch nur zu nahe kam. Obwohl die Unaks versuchten, ihn von allen Seiten zu attackieren, gelang es keinem auch nur nahe genug heranzukommen, um ihn ernsthaft zu verletzen. Er war zu schnell, zu konzentriert, zu geschickt. Er war ein hervorragender Schwertkämpfer und er war der Mann, den sie die ganze Zeit so gefürchtet hatte, ihr schlimmster Feind.
Langsam ließen die Unaks von ihm ab, verschwanden heulend im Wald und die, die es nicht taten, landeten niedergestreckt
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