Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
versuchte ihr Verstand einen Ausweg zu finden, irgendetwas, womit sie ihn aufhalten und davon abhalten konnte, sie mitzunehmen und ihr etwas Schlimmes anzutun. Bloß was? Was ?
Zwischen den Bäumen vor ihnen entdeckte sie die Umrisse eines Pferdes. Marek durfte sie auf keinen Fall von hier fortbringen. Wenn ihm das gelang, war sie verloren. Leon vermisste sie gewiss schon und war auf der Suche nach ihr. Vielleicht hatte er sogar die Geräusche des Kampfes aus der Ferne vernommen und schlich sich längst an sie heran. Sie musste Zeit gewinnen, Marek ablenken. Vielleicht gelang es ihm dann sogar, den Krieger aus dem Hinterhalt zu überwältigen. Vielleicht…
Jenna wusste, dass sie mit ihrem Leben spielte, als sie sich mit einem Aufschrei auf den Waldboden fallen ließ und sich dann mit schmerzerfülltem Gesicht den Knöchel hielt – aber sie hatte nur diese eine Hoffnung.
Marek blieb neben ihr stehen und sah sie stirnrunzelnd an. „Was ist?“ fragte er ungeduldig.
„Mein Knöchel“, stöhnte Jenna und das Herz schlug ihr dabei bis zum Hals. „Ich bin umgeknickt. Es tut so weh!“
Der Krieger ging vor ihr in die Hocke, packte ihren Fuß und betrachtete ihn eingehend.
„Ich kann nichts sehen“, brummte er.
„Das kannst du auch nicht“, jammerte Jenna verzweifelt. „Ich sagte doch, ich bin umgeknickt.“
„Es ist aber noch nicht einmal geschwollen“, setzte Marek missgestimmt dagegen und ließ ihren Fuß fallen.
„ Au!“ schrie sie übertrieben und stöhnte.
„Vielleicht ist es eine kleine Zerrung“, meinte er leichthin. „Du wirst es überleben.“
„Aber es tut weh“, schluchzte sie. „Ich kann nicht laufen.“
Mareks Blick verfinsterte sich beängstigend.
„Steh auf!“ befahl er mit einem solch drohenden Unterton, das Jenna sich instinktiv seinem Willen unterwarf. Gemeinsam mit ihm erhob sie sich. Sie deutete ein zaghaftes Lächeln an – eines, von dem sie hoffte, dass es ihn besänftigte. „Tut… tut ja gar nicht so weh.“
Ängstlich wartete sie auf eine Reaktion von ihm und erst als ein kleines Schmunzeln auf seinen Lippen erschien, wagte sie es wieder, zu atmen. Dieses Mal sagte er nichts weiter, sondern nickte nur in Richtung seines Pferdes. Jenna humpelte sofort los.
Was nun? Es war gar nicht so einfach, einen Mann wie Marek hinzuhalten. Doch dann fiel ihr etwas ein, was ihn tatsächlich aufhalten konnte. Sie blieb wieder stehen und wandte sich zu ihm um. Die erneut in seinen Augen aufblitzende Verärgerung machte sie nervös, doch sie musste es versuchen.
„Du… du hast etwas vergessen“, krächzte sie, weil ihre Stimmbänder ihr in der Aufregung nicht so richtig gehorchen wollten.
Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, doch stehen blieb er nicht, schob sie stattdessen sogar weiter. „Ach so?“
Sie nickte. „Den Stein. Ich hab ihn nicht bei mir!“
„So, so“, meinte er wieder und sie sah einen seiner Mundwinkel kurz zucken.
„Ja, ich… ich habe ihn versteckt – aber nicht hier.“
„Hast du das, ja?“
Jenna runzelte irritiert die Stirn. Er reagierte nicht so, wie sie es erwartet hatte. „Ich… ich dachte, du willst den Stein wiederhaben.“
„Das ist wahr“, gab Marek zu. „Aber warum soll ich mir die Umstände machen ihn zu suchen, wenn er auch von ganz allein zu mir kommt.“
Die Linien auf Jennas Stirn vertieften sich. „Das tut er?“ Sie war etwas verwirrt. Doch Marek nickte.
„Wieso sollte er?“ hakte sie zweifelnd nach.
„Das weißt du doch“, wich Marek ihrer Frage aus und ergriff zu ihrem Schrecken den Knauf seines Schwertes. Als er es zog, ertönte ein schleifendes Geräusch, das Jenna einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
„Genauso, wie mein alter Freund Leon wissen sollte, dass man sich nicht an mich heranschleichen kann, ohne dass ich es merke!“ rief er laut und drehte sich gelassen um.
Jennas Herz blieb für einen Augenblick stehen, dann sah auch sie sich zaghaft um, nahm endlich den Schatten zwischen den Bäumen in ihrer Nähe wahr – den Schatten eines Menschen, der sich nun auf sie zu bewegte und im Licht der untergehenden Sonne zu ihrem Freund Leon wurde. Mit gezogenem Schwert und hasserfülltem Blick trat er zwischen den Bäumen hervor.
„Irgendwann erwische ich dich“, presste er zwischen den Zähnen hervor.
Marek lachte kurz auf. „Das glaube ich kaum.“
Leons brennender Blick wurde sanfter und sorgenvoller, als er sich auf Jenna richtete, versuchte festzustellen, wie es ihr ging, und je
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