Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
ausgedrückt: Er hasste alles Magische und wollte das Herz der Sonne zerstören. Dazu musste aber auch er erst einmal alle Teile Cardasols finden. Jenna hatte schon von vielen Menschen gehört, dass Marek wie ein Bluthund sein konnte, wenn er jemanden oder auch nur ein bestimmtes Ziel verfolgte. Wenn er etwas suchte, dann fand er es auch früher oder später. In ihrem Fall hieß das, dass es eine recht gute Idee war, an seiner Seite zu bleiben. Schließlich hatten sie erst einmal dasselbe Ziel. Sie musste ihn dann später nur davon überzeugen, dass es besser war, ihr die Steine zu geben, anstatt sie für immer zu zerstören. Auch das würde schwer werden, war aber nicht unmöglich. Zumindest redete sie sich das erfolgreich ein.
Ihre Gedanken waren ermutigend, ließen ihre Hoffnung und damit auch ihre Laune wieder steigen. Marek mochte gefährlich sein, doch auch er war nicht perfekt, hatte Schwächen und Stärken, die sie nur lernen musste, für ihre Zwecke zu nutzen. Und solange sie immer einen der Steine dicht an ihrem Körper trug, konnte er ihr nichts anhaben. Gut, das konnte er zurzeit ohnehin nicht, doch er würde bestimmt bald wieder gesund und stark sein. Zweifellos. Sie musste ihn nur dazu bewegen, mehr Pausen zu machen und sich nicht so zu überfordern. Möglicherweise funktionierte das ja sogar besser, wenn seine Drogen verbraucht waren.
Sie betrachtete, wie so viele Male zuvor, seinen Rücken. Die Rüstung, die er trug, stand ihm außerordentlich gut, machte sie seine Schultern noch breiter und seine ganze Erscheinung imposanter. Ihr Blick wanderte hinauf zu seinem Kopf. Ja, sein Haar war kürzer als damals im Zelt, lockte sich dadurch in seinem Nacken etwas stärker. Sie hatte das schon zuvor bemerkt, genauso wie den kürzeren und gepflegteren Bart. Warum hatte er sich wohl so ‚herausgeputzt‘? Wahrscheinlich hatte er damit über seinen angeschlagenen Gesundheitszustand hinwegtäuschen wollen. Das war ihm ziemlich gut gelungen, denn auch sie hatte zu Beginn nicht registriert, wie es in Wahrheit um ihn stand. Derweil konnte sie seine Maskerade jedoch durchschauen, auch wenn er sich immer noch darum bemühte, diese auch vor ihr aufrecht zu erhalten.
Jenna hatte eine sichere Methode gefunden, um zu testen, wie schlecht es ihm tatsächlich ging. Sie sprach ihn direkt an, stellte ihm eine Frage und wartete ab, was er sagen würde. Reagierte er sofort auf sie und antwortete relativ präzise war sein Zustand noch im grünen Bereich und sie konnten weiterreiten. Kam seine Antwort verzögert und fiel knapp und nicht unbedingt verständlich aus, war es eigentlich schon an der Zeit, eine Pause einzulegen, was nicht hieß, dass sie ihn dazu bewegen konnte, dies auch zu tun. Blieb die Antwort jedoch völlig aus und musste sie ihn mehrfach ansprechen, um eine Reaktion zu bekommen, befand er sich bereits in einem kritischen Zustand, sodass sie ihn mit aller Macht dazu zwingen musste, vom Pferd zu steigen und sich für eine Weile auszuruhen.
Gestern Abend war das einmal geschehen. Heute waren sie bisher von einem derartigen Schwächeanfall verschont geblieben. Wie lange ihr Glück noch anhielt, ließ sich nicht absehen. Sie vermutete, dass es davon abhing, wie viel seiner Kraft Marek mithilfe seiner Schmerzmittel gewann und wie viel er besaß, weil seine Wunden heilten. Aufgrund dieser Unsicherheit hatte Jenna ihn schon mehrmals in ein kurzes Gespräch verwickelt und somit geprüft, wie es um ihn stand. Eigentlich war es an der Zeit, es wieder zu tun – und vielleicht konnte sie ja mit diesem Test auch ein paar nützliche Informationen gewinnen. Sie musste sich nur geschickte anstellen.
Sie brachte ihr Pferd dichter an Bashin heran und räusperte sich.
„Bist du sicher, dass wir nicht im Kreis reiten?“ fragte sie Mareks Rücken.
Die Reaktion erfolgte nicht sofort, doch dann warf Marek ihr einen etwas verärgerten Blick über die Schulter zu.
„Im Kreis?“ wiederholte er. „Dir ist schon aufgefallen, dass wir sehr viel bergauf reiten und die Hänge ziemlich steil sind oder? Wie soll man da im Kreis reiten?“
Gute Frage. Sie zuckte die Schultern. „In Falaysia ist meiner Meinung nach so ziemlich alles möglich. Würde mich nicht wundern, wenn wir bald auf fliegende Teppiche und Pfefferkuchenhäuser stoßen…“
Marek gab sich alle Mühe es zu verbergen, doch seine Mundwinkel zuckten eindeutig in die Höhe. „Die Hexe, die hier leben soll, wohnt ganz bestimmt nicht in einem Haus aus
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