Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
zwischen die beiden trat.
„Kann ich etwas für Euch tun?“ fragte er mit einer Stimme, die dem Grollen einer Gesteinslawine glich, und mit einem Mal war die Erinnerung da, wusste Leon, wen er vor sich hatte: Kaamo Leraz, einen der größten und wichtigsten Führer innerhalb des Bakitarerheeres und die rechte Hand Mareks. Mit ihm hatten sie in der Tat einen gefährlichen Gegner vor sich.
Dem Neuankömmling schien das nicht klar zu sein, denn sein Blick verfinsterte sich sichtbar. „Geht mir aus dem Weg und gebt die beiden Frauen frei!“ verlangte er in einem mehr als unverschämten Tonfall.
„Die Frauen sind frei“, gab Kaamo gelassen zurück. „Allerdings habe ich weder vor, dir aus dem Weg zu gehen, noch dich gehen zu lassen.“
Leons Magen zog sich zusammen. Er konnte nicht mehr an sich halten, musste den Hünen nun mehr als auffällig anstarren, weil er nicht glauben konnte, was er da vernommen hatte. Zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass sich nun auch die anderen Krieger ringförmig um die beiden Männer und somit auch um Cilai und Hilja sammelten, es dem Mann und den Frauen damit unmöglich machten, den Rückzug anzutreten. Zu spät begriff Tibalts Freund, in welch gefährliche Situation er sich begeben hatte, und er tat das Schlimmste, das man in einer solchen Situation tun konnte: Er zog sein Schwert.
Leon war innerhalb von Sekunden auf den Beinen und riss seine eigene Waffe aus dem Gürtel unter seinem Mantel. Für ihn stand sofort fest, dass ein Kampf unausweichlich war und die Chance, Cilai und Hilja sicher aus der Gefahrenzone zu bringen, allein darin bestand, ebenfalls anzugreifen und somit den Überraschungsmoment auf seiner Seite zu haben. Leon war nicht der einzige, der so dachte, denn aus dem Augenwinkeln nahm er wahr, dass die Tür des Wirtshauses aufflog und Foralt zusammen mit ein paar anderen hinausgestürzt kamen, um einzugreifen. Er vernahm das Sirren von Pfeilen, bevor sein Schwert gegen das eines der sich herumwerfenden Bakitarer krachte und diesen so aus dem Gleichgewicht brachte, dass er rückwärts taumelte und zu Boden ging. Auch den Schlag des nächsten Angreifers konnte Leon gut parieren und damit genug Raum für Cilai und Hilja schaffen, um aus dem Kreis der kämpfenden Männer auszubrechen. Leon sah zwei Bakitarer von Pfeilen getroffen zu Boden gehen, als er sich herumwarf und hinter den Frauen her rannte, auf das Wirtshaus zu. Ab und an warf er einen Blick hinter sich, doch die Bakitarer folgten ihnen nicht, sondern suchten Deckung hinter dem Brunnen und ein paar Fässern, die in der Nähe standen. Das war klug, denn Foralts Freunde waren ausgezeichnete Schützen und aus der Ferne momentan nicht zu bekämpfen.
In wenigen Sekunden hatten sie das Haus erreicht und stürzten ins sichere Innere der Gaststube, gefolgt von Foralt und den tapferen Schützen.
„Mach zu! Mach zu!“ schrie Tibalt einen der Männer an, der sofort seinem Befehl folgte. Dann sagte erst einmal keiner mehr etwas. Nur das schnelle Atmen von Leon, Cilai und Hilja war zu vernehmen, während die Anwesenden sich erschüttert ansahen.
„Was zur Hölle ist da passiert, Giras?“ wandte sich Tibalt schließlich an den Mann neben sich. Es war der Gefährte des Fremden, dem sie diese Katastrophe zu verdanken hatten. Er war furchtbar bleich, zitterte sogar ein wenig. Er musste kurz vor ihnen ins Wirtshaus geflohen sein. Sein Freund war jedoch nicht hier, was wohl hieß, dass er sein übereiltes Handeln mit dem Leben bezahlt hatte.
„Ich … ich hab keine Ahnung“, stammelte der Angesprochene.
„Ich hab euch doch geschrieben, dass ihr nicht hierher kommen sollt, dass es zu gefährlich ist!“ fuhr Tibalt ihn weiter an.
„Genug!“ mischte sich Foralt ein. „Wir haben jetzt keine Zeit, etwas zu klären oder gar zu streiten! Wir müssen die Eingänge verbarrikadieren und so viele Männer und Waffen organisieren, wie wir können, denn die Krieger da draußen werden ziemlich wütend sein und sie werden uns mit Sicherheit angreifen, um diese Schmach zu rächen!“
„Einer von denen hat sich ein Pferd geholt und reitet weg“, informierte Uryo, der an einem der Fenster gesessen und angespannt hinausgesehen hatte, die anderen.
Foralt schloss die Augen und seufzte tief. „Die Verstärkung wird nicht lange brauchen, um hier zu sein“, sagte er und sah jeden einzelnen Anwesenden kurz an. „Los! Ihr wisst, was zu tun ist!“
Leon nickte und setzte sich in Bewegung. Seine Gedärme bildeten schon wieder
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