Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
ihrer Energie … und sie gab sie ihm, gab sie ihm so gern, sank in ihn, löste sich in ihm auf und bildete sich neu, nun vereint mit ihm.
Da waren auf einmal Bilder … Schatten … Gestalten … flackernd bewegten sie sich vor ihrem inneren Auge … eine Frau mit hellen Augen wie Marek sie selbst hatte. Sie lächelte sanft und ein tiefes Sehnen nach ihr, nach ihrer Liebe und Fürsorge drängte in Jenna herauf. Sie streckte die Hände nach ihr aus, konnte sie jedoch nicht erreichen. Andere Gestalten erschienen, ihre Gesichter verzerrt oder in Dunkelheit verborgen; andere kaum in ihrer Form zu erkennen, so als befänden sie sich hinter einer Milchglasscheibe oder in dichtem Nebel. Farbige Lichter flogen an ihr vorbei, blass, für ihren Geist nicht zu erfassen. Sie griff danach und hatte für einen Sekundenbruchteil eine Landschaft vor Augen. Weite Felder, die im Licht der untergehenden Sonne und dem leichten Sommerwind wie die blutroten Wellen eines endlosen Ozeans erschienen. Dann hatte sich das Bild auch schon wieder aufgelöst.
Das Prickeln der Energien wurde unangenehmer, begann zu stechen und der Sog veränderte sich, wollte auf einmal nur noch in eine Richtung gehen, während gleichzeitig ein Druck entstand, der ihrem energetisches Tasten entgegenwirkte, sie wegzuschieben versuchte. Marek schien bewusst geworden zu sein, was hier geschah und sein müder Geist hatte wohl genug Kraft gewonnen, um zu erkennen, dass sie sich ungewollt in sein Unterbewusstes geschlichen hatte, es erforschte und zu durchdringen versuchte. Er kämpfte nun dagegen an, noch ein wenig schlaff und müde, doch er wurde stärker.
Jennas Herz kam für einen Augenblick aus dem Takt und kappte damit eine weitere Verbindung zu Marek, nur um dann in einem ungesunden Tempo weiter zu rasen. Sie keuchte, versuchte mehr Luft in ihre Lunge zu bringen, weil diese ihr auf einmal so sehr fehlte. Schwindel setzte ein und sie sackte noch weiter nach vorn.
Sie musste sich von Marek lösen, den Kontakt unterbrechen – sofort! Es kostete sie immens viel Kraft, doch schließlich gelang es ihr, sich loszureißen. Ihr eigener Schwung war so groß, dass sie nach hinten überkippte und dann erst einmal schwer atmend liegen blieb. Sie zitterte am ganzen Leib und ihre Muskeln waren so schlaff, dass sie sich mehrere Minuten lang nicht bewegen, sondern nur dem rasenden Schlagen ihres Herzens und dem Sausen ihrer Ohren lauschen konnte. Sie rechnete schon damit, dass sich Marek aufrichtete und sich wütend auf sie stürzte. Doch es geschah nichts. Sie vernahm noch nicht einmal Geräusche aus seiner Richtung. War das gut oder schlecht?
Mühsam hob sie den Kopf. Wenigstens das gelang ihr jetzt wieder. Marek lag noch genauso da wie zuvor: auf seiner gesunden Seite, die Beine ein wenig hochgelagert. Er hatte sich eindeutig nicht bewegt. Jenna nahm all ihre noch vorhandene Kraft zusammen und setzte sich auf. Die Welt drehte sich für ein paar qualvoll lange Sekunden um sie herum und sie kniff angestrengt die Augen zusammen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, während ihr Körper mit aller Macht danach verlangte, dass sie sich wieder hinlegte und ausruhte.
Auch wenn alles dieses Mal anders gewesen war, sich besser angefühlt hatte, es war dennoch genauso anstrengend gewesen, wie ihre bisherigen Versuchte, jemanden zu heilen. Sie fühlte sich völlig gerädert, konnte kaum mehr ihre eigenen Augen aufhalten oder gar ihre Glieder bewegen. Dennoch zwang sie sich dazu, rutschte unter großer Mühe wieder näher an Marek heran und beugte sich vor. Zu ihrer großen Freude hatten die Wunden aufgehört zu bluten und verkrusteten bereits, obwohl sie in ihrem Kontakt zu Marek völlig vergessen hatte, dass sie ihn eigentlich nur hatte heilen wollen. Gut, wahrscheinlich hätten sich die Wunden noch sehr viel besser geschlossen und wären eventuell sogar zugeheilt, wenn sie sich nur da rauf konzentriert hätte, jedoch war das Endergebnis in Anbetracht ihres hohen Grades an Unaufmerksamkeit recht zufriedenstellend. Vielleicht konnte sie es später noch einmal versuchen, wenn ihre Kräfte wieder zurückgekehrt waren – als kleine Widergutmachung für das Eindringen in Mareks Inneres, in seine Gefühlswelt und seine Erinnerungen.
Jenna griff matt nach der Satteltasche und holte einen der frisch aufgefüllten Wasserbeutel heraus. Marek musste jetzt viel trinken, um sich rasch wieder zu erholen. Sie packte ihn an der Schulter und zog. Erst nach mehreren erfolglosen Versuchen
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