Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
und fühlte, dass sie genauso viel Angst hatte wie sie selbst. Und auf einmal waren sie da. Es krachte laut und die Tür flog auf. Jenna schrie, konnte aber nicht mehr sehen, wer auf sie zukam, da ihre Mutter zusammen mit ihr aufsprang und sie hinter ihren Rücken schubste.
„WAGT ES NICHT!“ hörte sie ihre Mutter mehr zornig als ängstlich schreien und dann schien plötzlich die Welt um Jenna herum zu vibrieren und zu zittern. Es rumste und krachte, sie sah die Schatten von Körpern … sie wurden zurückgeworfen, flogen durch die Luft … Glas splitterte und Jenna schrie und weinte, war so hilflos, konnte weder richtig sehen, was geschah, noch irgendetwas tun. Sie wollte nach ihrer Mutter greifen, sich wieder an ihr festklammern, doch in der nächsten Sekunde war sie nicht mehr da, wurde von ihr weggerissen. Stattdessen stand da auf einmal ein riesiger, grimmig aussehender Mann vor ihr. Er blutete aus einer tiefen Wunde an seiner Stirn und streckte nun seine Hand nach ihr aus, um sie zu packen.
„FASST IHN NICHT AN!“ schrie ihre Mutter nun völlig aufgelöst. Ein anderer Mann hatte einen Arm um ihren Hals geschlungen und zog sie zurück, sodass sie beide gegen die Wand hinter ihnen prallten und Jenna sah rot. Sie warf sich nach vorn, packte den Arm des Mannes vor sich und grub ihre Zähne mit aller Kraft, die sie besaß, in sein Fleisch. Er schrie auf und schlug nach ihr, traf sie schmerzhaft an der Nase, doch sie ließ nicht los, biss nur noch fester zu, sodass sie sein Blut schmeckte, fühlte, wie ihre Zähne eine Hautschicht nach der anderen durchtrennten. Sie wurde emporgerissen, verlor doch noch den Halt und wirbelte durch die Luft, bis sie in eines der Regale krachte und dann auf den Boden fiel.
Für ein paar Sekunden fühlte sie nichts weiter als Schmerzen, hörte nichts, sah nichts. Dann setze der Lärm wieder ein, ohrenbetäubend, beängstigend. Doch da war auch die Stimme ihrer Mutter, ganz dicht an ihrem Ohr.
„Ma’harik, oh, bitte … bitte … Hörst du mich?“
Sie öffnete die Augen, blinzelte und bemerkte erst in diesem Augenblick, dass sie in den bebenden Armen ihrer Mutter lag. Jenna begann sofort zu weinen und ihre Mutter drückte sie mit einem tief erleichterten Seufzen an sich.
„Shusha-le, ma shuro“, wisperte sie und wiegte sie vor und zurück. „Alles wird gut. Wir haben Hilfe bekommen.“
Jenna sah an der Schulter ihrer Mutter vorbei. Das Bild verschwamm ihr immer wieder vor den Augen, weil die Tränen nicht aufhören wollten zu fließen, aber sie konnte erkennen, dass da ein weiterer Mann war, der gerade mit dem großen Kerl rang, den sie gebissen hatte. Er war ein guter Freund ihrer Mutter. Er war es gewesen, der sie hier versteckt hatte. Er hatte seitdem nie viele Worte mit ihr gewechselt, hatte sich immer nur in diesem gedämpften, eindringlichen Ton mit ihrer Mutter unterhalten. Aber der Blick seiner dunklen, so undurchdringlichen Augen, war dabei oft zu ihr gewandert. Jennas Gedanken lösten sich in Luft auf, als sie bemerkte, dass der andere Angreifer, der bisher am Boden gelegen hatte, hinter dem Rücken des fremden Retters wieder auf die Beine kam. Doch er kam nicht seinem Kameraden zur Hilfe, nein, er taumelte auf sie und ihre Mutter zu, zog dabei ein Messer.
„MAMA!“ schrie Jenna und ihre Mutter reagierte sofort, sprang auf und brachte sie wieder hinter sich. Jennas Beine gaben jedoch nach und sie fiel, setzte sich unsanft hin, während sich ihre Mutter dem Angreifer mutig entgegenwarf.
Sie konnte nicht genau erkennen, was geschah, doch sie vernahm das entsetzte Keuchen, diesen Schmerzenslaut aus der Kehle ihrer Mutter, der sie erneut verzweifelt nach ihr rufen ließ, doch helfen konnte sie ihr damit nicht. Es war der Mann mit dem Spitzbart, der auf einmal an ihrer Seite war, den Angreifer packte und irgendetwas mit ihm machte … etwas Schlimmes, denn der Mann riss entsetzt die Augen auf, stieß ein seltsames Gurgeln aus und ging in der nächsten Sekunde in die Knie. Blut spritzte aus seinem Mund, bevor er vorn über fiel und dann erst erkannte Jenna, dass ein Dolch in seinem Rücken steckte.
Ihre Augen blieben nicht lange bei dem Mann, sondern richteten sich auf ihre Mutter, die gerade gegen die Wand hinter sich taumelte und dann langsam daran herunterrutschte. Sie hatte beide Hände auf ihre Brust gepresst und atmete schwer, sah nun aber zu ihr hinüber, voller seelischer Pein und Sorge.
Jenna schluchzte auf und kam endlich wieder auf die Beine,
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