Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
stolperte zu ihr hinüber und sank neben ihr auf die Knie.
„Mami?“ kam es kaum hörbar über ihre Lippen und die Tränen liefen wieder, nun noch stärker als zuvor, weil sie sich so furchtbar hilflos und verloren fühlte und der Schmerz … der Schmerz so groß war … dieses dumpfe Brennen in ihrer Brust, das sich immer weiter ausbreitete, es ihr so schwer machte, zu atmen, zu denken, irgendetwas anderes zu fühlen.
Ihre Mutter legte einen Arm um sie und zog sie an sich, drückte ihre Lippen auf ihre Stirn.
„Alles wird gut“, hauchte sie in ihr Haar. „Die Männer können dir nichts mehr tun, ma shuro.“
„Anjara“, vernahm Jenna eine tiefe Stimme hinter sich, so dicht, dass sie erschrocken zusammenfuhr, gezwungen war, voller Angst zu dem Mann aufzusehen, der sich soeben neben sie kniete. Es war ihr Retter. „Wie schlimm ist es?“ fragte er besorgt
Ihre Mutter schüttelte den Kopf, drückte Jenna noch fester an sich.
„Lass es mich sehen“, forderte der Mann mit dem Spitzbart, doch die Antwort war wieder nur ein nachdrückliches Kopfschütteln. Jenna zitterte am ganzen Leib und schluchzte leise, als ihre Mutter eine Hand unter ihr Kinn legte und ihren Kopf anhob, sie dazu zwang, ihr ins Gesicht zu sehen. Sie war so blass, so furchtbar blass … atmete so schwer … Jenna fühlte, dass sie schwächer wurde, mit jeder Sekunde, die verstrich.
„Alles wird gut werden“, flüsterte ihre Mutter noch einmal und Jenna bemerkte erst jetzt, dass auch sie weinte. „Aber du musst …“ Sie schloss kurz die Augen, schluckte schwer, versuchte ihre Beherrschung zu behalten. „Du musst jetzt mit Demeon gehen …“
Jenna schüttelte den Kopf. Ihre Brust schnürte sich schmerzhaft zusammen und ihr Herz klopfte so schnell und laut, dass es fast alle anderen Geräusche um sie herum übertönte.
„Doch, Ma’harik“, drängte ihre Mutter und wischte mit ihren Fingern die unaufhörlich laufenden Tränen von ihren Wangen. „Er wird auf die Acht geben … wird dich beschützen …“
„Nein!“ stieß Jenna aus und klammerte sich an ihre Mutter. Sie fühlte, wie sie sich verspannte, hörte sie zischend Luft holen, doch sie konnte sie nicht los lassen, obwohl sie wusste, dass sie ihr wehtat. „Nein, ich bleib bei dir! Bitte, Mama, lass mich bei dir bleiben!“
„Das geht nicht, ma shuro“, brachte ihre Mutter nun schon unter großer Anstrengung heraus. „Ich muss … muss mich ausruhen … muss noch ein wenig hier bleiben. Ich komme später zu euch …“
Jenna schüttelte weiter den Kopf, doch sie fühlte, dass sie keine Chance hatte sich durchzusetzen, wusste, dass man sie zwingen würde, zu gehen, weil der Mann noch näher gerückt war, bereits sanft eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte.
„Bitte, Ma’harik, tu, was ich dir sage“, flehte ihre Mutter mit erstickter Stimme. „Bitte!“
Jenna presste die Lippen zusammen. Ihr Kinn zitterte und die Schluchzer drängten dennoch weiter aus ihr heraus, doch sie konnte nichts mehr sagen, konnte weder den Kopf schütteln noch nicken, weil sie so schrecklich hilflos war, nicht mehr wusste, was richtig und was falsch war. Alles, was sie wollte war, dass dieser Alptraum endlich aufhörte, dass man sie und ihre Mutter endlich in Ruhe ließ, sie sich endlich irgendwo zuhause, sich sicher und geborgen fühlen durfte – mit ihrer Mutter an ihrer Seite. Sie wollte sie nicht loslassen, wollte nicht gehen, doch sie konnte ihr auch nicht wiedersprechen, musste ihr diesen Wunsch erfüllen, weil er ihr so wichtig war, so furchtbar wichtig.
Ihre Mutter schloss ein weiteres Mal die Augen und weitere Tränen rollten ihre Wangen hinunter. Dann sah sie sie wieder an, so voller Liebe, dass Jenna ganz warm wurde und der Schmerz in ihrem Inneren für einen kleinen Moment verebbte. Sie nahm Jennas Gesicht in ihre Hände, folgte mit ihren zitternden Fingern ihren Konturen, beugte sich dann vor und küsste noch einmal ihre Stirn. Als sich ihre Blicke wieder trafen, lag dieses gütige, liebevolle Lächeln auf ihren Lippen, das Jenna so schrecklich liebte.
„Ich liebe dich so sehr“, hauchte sie und ihre Stimme brach, als sich ein tiefes Schluchzen aus ihrer Kehle kämpfte. Sie sah hinüber zu dem Mann, sah ihn auffordernd an und begann nun wirklich zu weinen, so wie Jenna auch.
Demeon zögerte nicht lange, er packte Jenna und hob sie auf seinen Arm, hielt sie so fest, dass sie keine Chance hatte, sich dagegen zu wehren, und genau genommen hatte sie auch gar keine
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