Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
war nicht möglich – und dazu war er ganz bestimmt nicht in der Lage.
Ihre Hand glitt automatisch zu dem Stein in der kleinen Verstecktasche ihres Hosenbundes. Es war sicherlich möglich, den Verschluss der Adern mit Magie zu erwirken. Das hatte auch bei Gideon funktioniert. Das einzige Problem daran war, dass Jenna sich noch überdeutlich daran erinnern konnte, wie gefährlich die Heilung Gideons für sie geworden war und sie musste zugeben, dass sie Angst hatte.
Im Gegensatz zu der Situation mit Gideon gab es hier niemanden, der ihr dabei helfen konnte, die Verbindung zu Marek wieder zu kappen, falls dies weder ihr selbst noch dem Stein gelang. Kychona hatte ihr bei ihrem Abschied dringend geraten, mit solchen Dingen vorsichtig zu sein, wenn kein erfahrener Magier oder zumindest eine andere Person in der Nähe war, die sie von ihrem ‚Patienten‘ zur Not wegreißen konnte. Heilende Magie war außerordentlich gefährlich, da Menschen, die in Not waren, die das Gefühl hatten, zu sterben, sehr stark darauf reagierten und oft einen Sog herstellen konnten, der den Magier durchaus das Leben kosten konnte, wenn er nicht dazu in der Lage war, sich rechtzeitig zu befreien.
Jenna hatte diesen Sog damals bei Marek gefühlt und er war ungleich stärker gewesen, als der, den Gideon auf sie ausgeübt hatte. Wahrscheinlich war sein Zustand auch kritischer gewesen, dennoch traute sie ihm zu, ein weiteres Mal sehr heftig auf sie zu reagieren. Ihr Blick glitt über seinen Körper, durch den mittlerweile immer wieder ein leichtes Zittern lief und seine Atmung war bedenklich schnell und flach. Sie musste jetzt handeln, konnte nicht noch mehr kostbare Zeit verstreichen lassen. Sie griff entschlossen nach dem Beutel, nahm das Amulett heraus und hängte es sich um den Hals. Sein warmes Glühen beruhigte sie sofort. Die Magie des Steines würde nicht zulassen, dass sie starb. Ganz bestimmt nicht. Dennoch zitterten ihre Finger sichtlich, als sie diese nach Marek ausstreckte und ihre Hand dann ganz behutsam auf einer der blutenden Wunden platzierte. Sie zuckte ein wenig zusammen, weil ihre Finger sofort zu kribbeln begannen und der Stein hell aufglühte, ohne dass sie seine Energie von sich aus aktivieren musste, hielt aber weiter den Kontakt aufrecht.
Alles fühlte sich so anders an, so viel intensiver und unkontrollierter als bei Gideon. Der Stein strahlte Wärme in ihren Körper aus, die sich dort bündelte und in ihren Arm zu fließen schien, durch ihre Fingerspitzen in Mareks Leib wanderte. Dann setzte der Sog ein, nicht so heftig wie damals, dennoch deutlich spürbar. Sie schloss die Augen, versuchte sich zu konzentrieren, ihre Energien langsamer fließen zu lassen, diesen merkwürdigen Automatismus anzuhalten und selbst mehr die Kontrolle zu übernehmen, aber es war so schwer, kostete so viel Kraft.
Keine Angst, geh mit, soweit du kannst und tu das, was du die letzten Male auch getan hast, vernahm sie ihre innere Stimme. Sie versuchte das Kribbeln und Prickeln in ihren eigenen Adern und Nervenbahnen zu ignorieren und sich stattdessen vorzustellen, wie sich Mareks verletzte Blutgefäße schlossen. Die Wärme im Stein und in ihrem Körper wurde stärker und Mareks Energie für sie noch besser fühlbar. Sie war nicht so aufgewühlt wie damals, bewegte sich eher wie ein ruhiger Fluss, in dessen sanften Sog sie hineingeraten war. Ein Fluss, der sie auf sein Inneres zuführte und ihre Energien dort knisternd verband.
Das Kribbeln in ihrem Körper wurde stärker und bald schon von wohligen Schauern begleitet. Ihr Herzschlag nahm denselben raschen Takt wie der Mareks an. Auf einmal hatte sie das Gefühl, nicht nur Energie zu geben, sondern diese auch zurückzubekommen. Der Sog war nicht mehr einseitig. Ihre Energien griffen ineinander, erstasteten und verbanden sich, stabilisierten sich gegenseitig, unterstützt von dem warmen Pulsieren des Amuletts.
Bald schon hatte Jenna vergessen, was sie mit diesem Kontakt erreichen hatte wollen. Wichtig war nur noch, dieses Gefühl der energetischen Vereinigung aufrechtzuerhalten … weil es nichts gab, was sich damit messen konnte. Sie fühlte sich so lebendig, obwohl sie in einer tiefen Trance versunken war, fühlte sich stark und doch so weich und körperlos. Sie konnte so viel mehr hören und sehen, auch wenn sie ihre Umwelt nicht mehr wahrnahm. Aber sie sah Marek, fühlte ihn, fühlte sein zaghaftes Tasten, seine Kraft, seine Schwäche, seine Angst, seinen Mut … seinen Durst nach
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