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Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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genau“, musste Leon gestehen, „aber ich bin mir sicher, dass Tibalts anderer Freund, der, der uns den ganzen Ärger überhaupt eingebracht hat, ebenfalls eine Tätowierung im Nacken hat.“
    „Das lässt sich leicht überprüfen“, verkündete Uryo, sprang auf und eilte zu einer weiteren Leiche hinüber. Leon folgte ihm dieses Mal nicht. Seine Beine waren augenblicklich zu weich und wenn er heute noch einen Toten berühren musste, würde er sich mit Sicherheit übergeben. Ganz geruchsfrei waren diese nämlich nicht mehr und es fiel ihm ohnehin schon schwer genug, die Nerven zu behalten.
    Nach nur wenigen Sekunden sah Uryo schon zu ihm hinüber und nickte nachdrücklich. „Das ist dieselbe wie bei dem anderen“, rief er ihm zu.
    Leon stand auf, lief fast wie in Trance auf die kleine Scheune in ihrer Nähe zu und ließ sich dann auf der Bank nieder, die davor stand. Dort legte er erst einmal den Kopf in den Nacken, versuchte ruhig und tief zu atmen und seine Gedanken zu sortieren. Es war noch nicht an der Zeit, Alarm zu schlagen und in Panik zu verfallen. Dazu wusste er zu wenig, gründete seine Schlüsse eher auf Spekulationen als auf tatsächliche Fakten. Er musste vorsichtig vorgehen, durfte niemanden frühzeitig ängstigen oder verärgern und nur mit wenigen über all das hier reden. Es war zu gefährlich und er wusste nicht, wem er noch vertrauen konnte.
    Schritte näherten sich ihm und er hörte und spürte, dass jemand vor ihm stehenblieb. „Gehörten sie zu einer Art Geheimbund?“ hörte er Uryo nur kurz darauf fragen.
    Leon hob die Lider, sah hinauf in das einfältige, so furchtbar neugierige Gesicht des Mannes, der ihn einst versehentlich entführt hatte. Wie lange war das her? Ein paar Tage. Es fühlte sich an, als wären seitdem schon Wochen vergangen.
    „Ich weiß es nicht“, musste Leon wieder sagen. „Die Vermutung liegt nahe, aber …“ Er beugte sich ein wenig vor und winkte Uryo zu sich heran. Der große Kerl ging vor ihm in die Hocke und sah ihn aufmerksam an.
    „Foralt und seine Familie haben viel durchgemacht und müssen sich von all dem körperlichen und seelischen Stress erst einmal erholen“, erklärte er mit gedämpfter Stimme. „Ist es möglich, dass wir das Ganze erst einmal unter uns belassen und keinen anderen einweihen?“
    Uryo nickte eifrig. „Natürlich.“
    „Auch nicht die engsten Freunde“, setze Leon mit Nachdruck hinzu und erhielt noch einmal ein williges Nicken.
    „Wann willst du mit Foralt darüber reden?“ fragte sein Gegenüber nach ein paar weiteren Sekunden der Stille zwischen ihnen.
    „Auf der Reise zum nächsten Lager der Truppen König Renons“, gab Leon zurück. „Auf keinen Fall früher.“
    „Steht es denn jetzt schon fest, dass wir dorthin reiten werden?“ Uryo fiel es schwer, seine Begeisterung über diese Tatsache im Zaum zu halten.
    „Ja“, erwiderte Leon. „Es war nicht leicht, Hilja und Cilai davon zu überzeugen, dass es für alle besser ist, das Gasthaus für eine Weile zu schließen und Schutz bei Renons Truppen zu suchen, aber auch sie haben eingesehen, dass es zu gefährlich ist, weiter hier zu bleiben.“
    „Meinst du, dass die Bakitarer wahrlich wiederkommen?“
    Leon strich sich nachdenklich über das Kinn. „Ich weiß es nicht, aber bisher waren sie immer sehr rachsüchtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie eine solche Niederlage einfach so hinnehmen. Wenn Marek oder gar Nadir davon erfahren, ist es durchaus möglich, dass hier bald der Teufel los ist und dann können uns auch all die Soldaten, die Lord Hinras geschickt hat, nicht mehr retten.“
    „Wann werden wir aufbrechen?“ wollte Uryo wissen.
    „Sobald die Toten bestattet und alle wichtigen Habseligkeiten von Foralts Familie auf den Wagen geladen worden sind“, verkündete Leon, streckte und erhob sich. „Das erinnert mich daran, dass es noch eine Menge zu tun gibt – für alle.“
    Sein Gegenüber verstand seinen auffordernden Blick sofort, salutierte mit einem schelmischen Grinsen und eilte ihm dann voraus, zurück, in die Mitte der Stadt hinein. Leon folgte ihm in einem etwas gemächlicheren Tempo, war er doch intensiv damit beschäftigt, seine Gedanken zu sortieren und sein weiteres Vorgehen zu planen. Er hatte Uryo nicht belogen: Er wollte Foralt  noch nichts über die Tätowierung seines Neffen und von dessen Freunde erzählen. Nicht nur weil er wusste, wie belastet und nervlich aufgerieben der Mann derzeit war, sondern auch, weil ihm bewusst war,

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