Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
zu können. Die Gespräche, die sie führten, konnte man kaum noch als solche bezeichnen. Mehr als eine knappe Frage und ein ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ als Antwort kamen selten dabei heraus und Jenna war das auch ganz recht so. Sie wollte gegenwärtig nicht mit ihm reden. Es musste noch eine ganze Menge mehr Zeit vergehen, um das wieder tun zu können, ohne gleich emotional zu werden und sofort auf seinen Verrat zu sprechen zu kommen.
Nicht daran denken, mahnte sie sich selbst, weil sofort wieder ein wenig Zorn in ihr zu schwelen begann. Der Traum – das war es, worauf du dich konzentrieren wolltest!
Richtig! Der Traum. Das Kind, das seine Mutter verloren hatte. Wie alt war Marek damals gewesen? Fünf, sechs Jahre? Ganz bestimmt nicht älter. Demeon hatte ihn mitgenommen, ihn gerettet. Wann hatte er ihn hierher gebracht? Sie war sich sicher, dass der Zauberer das getan hatte … Nur warum? Und hatte ihre eigene Entführung einen ähnlichen Grund? Möglicherweise waren ihr und Mareks Schicksal enger miteinander verknüpft, als sie bisher geahnt hatte. Hatte er am Ende damals im Zelt Recht gehabt und sie war seinetwegen hier – ohne es zu wissen?
Damals als Leon und Sara nach Falaysia gebracht worden waren, hatte Demeon Melina erzählt, dass dies hier alles nur ein Spiel sei, das einst die Götter und später auch mächtige Zauberer miteinander gespielt hätten. Demeon hatte ihrer Tante weismachen wollen, dass er nicht geahnt hatte, dass Falaysia eine reale Welt war, die für ihre ‚Spielfiguren‘ ziemlich gefährlich werden konnte, aber ihre Tante zweifelte nun daran, suchte zuhause, in ihrer Welt, verzweifelt nach den wahren Gründen für Demeons Aktivitäten in Bezug auf Falaysia. So viel hatte Jenna bei ihrem letzten Kontakt verstanden.
Jenna selbst hatte nie so richtig an diese Spieltheorie geglaubt und diesen Gedanken durch das Gespräch mit Kychona schließlich gänzlich verworfen …
„Glaubst du daran?“ Kychona sah sie schmunzelnd an und ihre grünen Augen funkelten amüsiert.
Jenna ging ein wenig in sich und schüttelte schließlich zögernd den Kopf. „Das hab ich nie wirklich, weil auch Leon sich nicht ganz sicher war. Er hat diese Theorie durch den Kontakt mit meiner Tante und aus einigen Legenden, die es darum gibt, übernommen und mir davon erzählt. Aber ich bin eher ein Realist. Ich brauche Beweise, um sehr verrückt klingende Dinge zu glauben. Solange ich die nicht bekomme, bin ich solchen Geschichten gegenüber sehr skeptisch. Deswegen habe ich mich bisher nur darum bemüht, all jenen Dingen nachzugehen, die versprechen, mich zurück nach Hause zu bringen.“
„Das ist klug“, merkte Kychona an und goss ihr noch etwas von dem angenehm riechenden Kräutertee nach, dem sie es wahrscheinlich zu verdanken hatte, dass sie noch wach war und diesen Gesprächsmarathon durchhielt.
„Weißt du, oft werden Mythen und Legenden erzählt, um die Wahrheit, die dahinter steckt, zu verschleiern. Ich kenne die Geschichten um das Spiel der Magier nur allzu gut und sie sind nicht völlig frei erfunden. Das Tor zu anderen Welten gab und gibt es noch immer und zweifellos haben machthungrige Menschen von Beginn an danach gestrebt, es zu beherrschen. Doch war das, was bisher rund um das Tor herum geschehen ist, alles andere als ein Spiel. Und es gab auch nie eine klare Grenze zwischen Gut und Böse.“
„Keine Dämonen also?“ fragte Jenna schmunzelnd.
„Nun – bei manchem Menschen, der durch das Tor gekommen ist, bin ich mir nicht so sicher“, gab Kychona ebenfalls verschmitzt lächelnd zurück. „Immerhin gab es einige Tyrannen unter den Königen Falaysias.“
Jenna hob verblüfft die Brauen. „Es kamen Menschen durch das Tor, die hier die Herrschaft an sich rissen?“
„Ja“, war die erschreckende Antwort. „Sie kamen nicht allein, brachten sogar ganze Heere mit und eroberten sich die Länder, die sie haben wollten. Es waren Prinzen und Fürsten aus deiner Welt, denen dort, wo sie herkamen, der Anspruch auf Besitz und Macht verwehrt wurde.“
„Aber dann ... dann wussten sie schon vorher von dieser Welt, wussten, wie man sie betreten konnte“, brachte Jenna entgeistert hervor.
„Ganz genau.“ Kychona sah hinauf zu dem Loch in ihrer Hütte, durch das der Rauch des kleinen Feuers, das sie zum Kochen entfacht hatte, entfloh. „Wie ich schon sagte: In jeder Legende ist zweifellos ein Körnchen Wahrheit zu finden ...“
Jennas Gedanken überschlugen sich in dem Versuch, sich an das
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