Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Pläne entwickeln – und das war es, was sie letztlich tun musste .
Sie stieß sich von dem Baum ab und lief mit weichen Beinen hinüber zu ihrer Decke. Normalerweise dauerte es nicht lange, diese aufzurollen, doch dieses Mal ließ sie sich Zeit damit, half ihr diese Art von Arbeit doch dabei, sich zu beruhigen, ihre Gefühle, eines nach dem anderen, aus ihrem Inneren zu verbannen. Als sie sich schon etwas gefasster zu den Pferden umwandte, bemerkte sie, dass Marek längst wieder bei diesen stand und sie argwöhnisch beobachtete. Als ob er einen Grund dazu hatte!
Sie biss die Zähne zusammen und ging auf ihr Pferd zu, ihn selbst dabei tunlichst ignorierend. Das war eine gute Idee. Sie würde in der nächste Zeit über ihn hinwegsehen, so wie er es zuvor mit ihr getan hatte. Sie ließ sich auch beim Verstauen der Decke viel Zeit, nahm dann die Zügel wortlos aus Mareks Hand und schwang sich in den Sattel. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass er einen Atemzug lang stehenblieb und sie kritisch betrachtete, dann saß auch er auf und trieb sein Pferd wortlos an. Jenna folgte ihm. Ihre Augen richteten sich auf seinen Rücken, auf die Stelle, an der sich seine nun gut verheilte Wunde befand. Ihre Wut und Enttäuschung brüllten laut in ihr auf, doch sie schob sie tapfer zurück, biss erneut die Zähne fest zusammen.
Ihre Zeit, um sich zurückzuholen, was ihr gehörte, würde noch kommen. Der Stein war ja nicht verschwunden. Er war immer noch in ihrer Nähe, verbarg sich wahrscheinlich tatsächlich in Mareks Satteltaschen – und selbst wenn er nicht dort war, würde sie ihn dennoch finden können. Das war ihr damals in Alentaras Schloss ja auch gelungen. Sie würde sich nur ein wenig gedulden müssen, würde wie eine Raubkatze im Dunkeln lauern und dann in einem unbeobachteten Moment zuschlagen. Was Marek konnte, konnte sie schon lange. Und wenn sie den Stein erst zurück hatte, würde sie dem Krieger ein ganzes Stück voraus sein, denn sie wusste jetzt eine ganze Menge mehr über ihn und seine Vergangenheit. Vielleicht konnte sie das noch gegen ihn einsetzen. Er hatte es ja nicht anders gewollt – schließlich war er es gewesen, der ihr den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen hatte. Auch wenn er die Sache wahrscheinlich anders sah.
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Die schlimmste Zeit nach einem Kampf, waren immer die Stunden direkt danach. Das Adrenalin verlor seine Wirkung und man hatte Zeit, sich anzusehen, welchen Schaden die Konfrontation mit dem Feind nach sich gezogen hatte, welche Verluste zu beklagen waren. Die Wut war verpufft. Alles, was in einem zurückblieb, waren Gefühle wie Trauer und Hoffnungslosigkeit und diese hohle Leere, die sich meist erst nach einigen Tagen gänzlich verzog.
Der Kampf hatte länger getobt, als es sich für Leon und wahrscheinlich auch die anderen angefühlt hatte, und so war ihnen bis zum Einbruch der Nacht nicht sehr viel Zeit geblieben, um aufzuräumen. Sie hatten nur alle Toten nach draußen an den Stadtrand geschafft und sich dann den Fragen der anderen Stadtbewohner gestellt, die sich vor dem Gasthof gesammelt hatten. Die Stadtoberhäupter hatten rasch eine kleine Truppe aus freiwilligen und erstaunlich motivierten Soldaten zusammengestellt, die zusammen mit den Männern Renons für eine Weile an der Stadtgrenze patrouillieren sollten, und dafür gesorgt, dass die gefallenen Bakitarer noch in der Nacht verbrannt wurden. Dies ging nicht nur schneller, als sie zu begraben, sondern war auch Brauch unter diesen Kriegern und damit keine Ächtung ihrer letzten Ehre.
Foralt hatte sich dafür eingesetzt, dass die Toten aus dem Dorf und damit auch die Angehörigen seiner Familie früh am Morgen in einer kleinen Zeremonie beigesetzt wurden, und Leon hatte es nicht gewagt, zu protestieren, obwohl er dies innerlich für Zeitverschwendung hielt. Er war kein besonders gläubiger oder auch abergläubischer Mensch und hielt das Verbrennen von Leichnamen für die bessere Lösung. Jedoch verstand er, dass Foralts Familie sich auf diese Weise von ihren Freunden und Verwandten verabschieden wollte, und sagte nichts weiter dazu.
Nun, am nächsten Morgen, als er vor der Leiche von Tibalts Freund hockte und diese mit großen Augen anstarrte, kam er nicht umhin, sich einzugestehen, dass die Entscheidung, die Männer zu vergraben, ein Glücksfall für ihn war. Uryo hatte ihn nur wenige Minuten zuvor vor dem Gasthaus abgefangen und ihm aufgeregt erzählt, dass er etwas sehr Seltsames an einem der
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