Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
zu erinnern, was Leon ihr vor so langer Zeit erzählt hatte. „Der Zauberlehrling, der mit den Teilstücken Cardasols in die andere Welt floh ...“ hauchte sie.
Kychonas Blick war weiterhin etwas abwesend nach oben gerichtet. Doch sie hatte offenbar gehört, was ihr Gast gesagt hatte.
„Er erwarb ein hohes Ansehen in deiner Welt, wurde zum Berater eines mächtigen, sagenumwobenen Königs. Bis dieser eines Tages im Krieg fiel. Andere wollten die Kraft der Steine für sich gewinnen, trachteten Malin nach dem Leben. Also schloss er sich mit einem ebenfalls verfolgten jungen Königssohn zusammen und gemeinsam flohen sie mit einem kleinen Heer nach Falaysia. Sie gründeten das Königreich Allgrizia. Malin konnte sich mit anderen Zauberern zusammenschließen, die beschlossen einander zu unterstützen und zu schützen. So entstand der Zirkel der Magier. Der Zirkel hatte die Macht über die Steine und somit auch über das Tor und da die Zusammenarbeit mit dem neuen König Allgrizias so gut funktionierte, holten sie sich weitere Marionetten-Könige nach Falaysia. Die wirklich Mächtigen blieben aber für lange Zeit die Zauberer.“
„Hat sich denn die ursprüngliche Bevölkerung Falaysias nie dagegen gewehrt?“ hakte Jenna fassungslos nach.
„Oh, nein“, erwiderte Kychona traurig. „Sie waren nicht so hoch entwickelt wie der Feind, mit dem sie es auf einmal zu tun bekamen, und sie waren zu friedlich, wollten eher in Ruhe gelassen werden, als zu kämpfen. Viele wurden vertrieben – in die Berge, die Wälder, auf entlegene Inseln. Andere akzeptierten ihre neuen Herren, knüpften sogar Beziehungen mit den Menschen aus der anderen Welt, aus denen viele Kinder hervorgingen.“ Kychona seufzte schwermütig.
„Es geschah viel Unrecht in jener Zeit. Als sich die Dinge änderten, der Zirkel seine Macht und sein Ansehen verlor, wollten die Erben jener Tyrannen nicht mehr mit ihm in Verbindung gebracht werden. So entstanden die ersten Sagen und Legenden um das Tor, die Steine und die Magier, die diese beherrschen. Denn was ist unglaubwürdiger als ein Märchen?“
„Ich verstehe“, sagte Jenna nachdenklich. „Dann hat das Spiel der Magier in Wahrheit nie existiert.“
„Und du bist ganz gewiss nicht hier, weil jemand dieses Spiel ausprobieren wollte - auch wenn man dies deiner Tante anfangs weißmachen wollte.“
„Aber warum bin ich dann hier?“
„Das ist eine gute Frage - denn der Mann, der dich hierher gebracht hat, hat sich sicherlich etwas dabei gedacht.“
„Er brachte auch meinen Freund und eine andere junge Frau hierher ... vor ungefähr fünfzehn Jahren.“
Kychona runzelte grüblerisch die Stirn. „Fünfzehn Jahre ... ja, damals gab es auch Unruhe im Energiefeld dieser Welt, ganz ähnlich wie jetzt.“
„Was bedeutet das?“ fragte Jenna drängend. „Was ist damals hier passiert?“
Die Alte kratzte sich an der Stirn. Ihre Augen wurden ein wenig schmaler und Jenna konnte ihr deutlich ansehen, wie sehr sie sich anstrengte, sich zu erinnern.
„Es war eine unruhige Zeit. Die verschiedenen Stämme der Bakitarer lehnten sich zum ersten Mal gemeinsam gegen die Könige auf und versuchten, Allgrizia von ihnen zu befreien. Man kann wohl sagen, dass sich ein großer Teil dieser Welt im Kriegszustand befand, den all jene, die schon immer nach Macht gestrebt hatten, für sich auszunutzen versuchten. Einigen gelang es auch, doch glücklicherweise erhielt König Renon die Führungsrolle im politischen Geschehen ...“
„Er wandte sich an Euch und Ihr sollt ihm geholfen haben, für Ruhe und Ordnung in Falaysia zu sorgen“, fügte Jenna hinzu.
Kychona lächelte. „Das hast du auch gelesen?“
Jenna nickte. „Aber es heißt, Ihr hättet Euch irgendwann mit ihm überworfen und seid dann für immer verschwunden.“
„Nun, ich habe mich zurückgezogen, wie du siehst – weshalb möchte ich jetzt nicht erklären. Viel wichtiger ist es immer noch, herauszufinden, warum ihr, du und dein Freund, hier seid.“
„Und eventuell noch jemand“, setzte Jenna leise hinzu.
Kychona zog die Brauen zusammen. „Noch jemand?“
„Ein ... ein Mann. Ein Krieger. Das ist er jedenfalls im Moment. Und er ist schon sehr viel länger hier als wir alle. Noch länger als Leon. Er war wahrscheinlich noch ein Kind, als er hierher kam.“
Die Magierin betrachtete sie eine Weile schweigend und sehr nachdenklich. Sie wirkte fast ein wenig besorgt.
„Wer hat ihn hergebracht?“ fragte sie schließlich und auch ihre Stimme
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