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Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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gehört. Er wirkte eher eine wenig abwesend, starrte in die Ferne, auf die Wegbiegung, der sie sich näherten.
    Jennas Augen weiteten sich. Genau dort, an dem Punkt, den der Krieger so gedankenverloren betrachtete, bewegte sich etwas. Ein bläulich, silbriges Licht ... nein, nicht nur ein Licht – es war eine Gestalt, nicht lebendig, nicht real, dennoch konnte Jenna sie erkennen. Ein alter Mann, gekleidet in einen weiten Mantel. Sein Kopf war kahlrasiert, aber sein Bart war dafür umso länger. Er hatte ein gütiges Gesicht, lächelte sanft zu ihnen hinüber.
    Jenna fühlte sich gar nicht mehr wohl in ihrer Haut. Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu, denn dieser Mann war niemals real und dennoch fühlte sie sich sofort zu ihm hingezogen, fühlte eine Art schmerzliche Sehnsucht danach, auf ihn zu zu rennen und sich in seine Arme zu werfen. Dann kam die Trauer, so tief, so belastend ... Verlust ... so ein großer Verlust ...
    Jenna zuckte zusammen, als das Lachen des Kindes erneut ertönte, und plötzlich war er da, ebenfalls nur ein bläulich silbriger Schatten der Person, die es einst gewesen war. Ein Junge von kaum mehr als zehn Jahren, mit dunklen Locken, gekleidet in ein ähnliches Gewand wie der Mann. Er rannte auf den Alten zu, wich geschickt den Bäumen und Büschen aus, sprang mit einer bewundernswerten Geschmeidigkeit über einen im Weg liegenden Baumstamm und warf sich dann dem Alten in die Arme.
    Es war dieser Moment, in dem Jenna auf einmal klar wurde, was sie da sah. Nicht, weil sie das Kind sofort erkannte, sondern, weil sie seine Gefühle teilte – seine und die Mareks, denn es waren dieselben, begleitet von der niederdrückenden Trauer, die er nicht bekämpfen konnte. Es waren die Schatten seiner Erinnerungen an ein verlorenes, gut verdrängtes Leben. Wahrscheinlich sah er selbst gar nicht diese Gestalten, erinnerte sich nur daran, was hier, an diesem Ort, vor langer Zeit passiert war, und bemerkte nicht, dass er einen Zuschauer hatte. Das Amulett hatte ihre beiden Geister in der Nacht verbunden und diese Verbindung nicht wieder gekappt. Es war schockierend, faszinierend, erschütternd und wunderschön zur selben Zeit und Jenna blieb für einige Sekunden der Atem weg – bis sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte.
    Sie durfte sich auf keinen Falle verraten, durfte Marek nicht wissen lassen, was in der Nacht passiert war und welch ungeahnten Folgen der rasche Heilungsprozess seines Körpers für ihn hatte. Nicht nur, weil er darüber furchtbar wütend werden würde, sondern auch weil er unter Garantie versuchen würde, diese kostbare Verbindung zwischen ihnen sofort zu zerstören.
    Bedauerlicherweise lösten sich die beiden Gestalten vor ihnen nun wieder auf und Marek wandte sich zu ihr um. Jennas Herz schlug sofort ein wenig schneller. Hatte er etwa doch bemerkt, was gerade eben passiert war?
    „Wir werden demnächst Halt machen und uns ein wenig ausruhen“, sagte er in einem kühlen, aber nicht unfreundlichen Ton zu ihr. „Wir müssen danach noch ein kleines Stück den Berg hinauf und werden die Pferde dann erst einmal zurücklassen.“
    Sie sah ihn erstaunt an. „Warum?“
    „Weil sie zu groß sind, um uns ins Innere des Berges zu folgen.“
    Jenna war sprachlos. Eigentlich lagen ihr tausende von Fragen auf der Zunge, doch sie sprach nur eine davon aus, eine auf die sie hoffte, eine Antwort zu bekommen. „Was für ein Berg ist das?“
    Mareks Mundwinkel hob sich zu einem minimalen Lächeln. „Kesharu“, sagte er und mit einem Mal wusste Jenna, wo sie waren. Auf der anderen Seite des heiligen Berges des Gottes Ano. Hier sollte Ano die Völker Falaysias erschaffen haben. Und hier hatte auch Nefian gelebt, der Zauberer, dessen Lehrling Nadir gewesen war.

F ragen
     

    „I ch glaube, das, was den Menschen am meisten Angst macht, ist die Tatsache, dass niemand so genau weiß, wie Marek seine Verletzungen überlebt hat.“
    Leon, der gerade noch tief in seine eigenen Überlegungen versunken gewesen und durch den gleichmäßigen Trott seines Pferdes fast ein wenig schläfrig geworden war, hob bei der Erwähnung dieses ihm so verhassten Namens alarmiert den Kopf. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu besinnen, zu registrieren, dass er sich immer noch inmitten der Gruppe seiner Freunde befand, die sich über die Hauptstraße in Richtung Nordosten bewegte. Drigo, der Kommandeur der kleinen Truppe, die ihnen am gestrigen Tage zur Hilfe geeilt war, unterhielt sich schon seit geraumer

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