Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
nur, ob er es längst wusste und sie nun testete, oder ob er sie nur davon abhalten wollte, das, was sie getan hatte, noch einmal zu wiederholen.
„Wenn du es hasst, die Kontrolle zu verlieren, solltest du dich demnächst mit solch edlen Taten vorsehen“, fügte er nun hinzu. „Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, ob dein Handeln für uns beide schädliche Folgen haben wird. Aber ich warne dich vor: Ich bin darauf eingestellt, sie mit aller Macht zu bekämpfen.“
Jenna räusperte sich unauffällig – so hoffte sie zumindest – um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. „Vermutest du, dass ... dass die Anziehung zwischen uns dadurch entstanden ist?“
Marek legte den Kopf schräg, ein Schmunzeln auf den Lippen. „Hast du nicht gerade noch davon gesprochen, dass das etwas ganz Natürliches ist?“
„Ja, aber ... “ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Vielleicht irre ich mich ja auch.“ Sie glaubte zwar nicht selbst daran, doch eventuell konnte sie Marek damit davon abhalten, weiter darüber nachzudenken, welch andere Wirkung ihre energetische Kontaktaufnahme bereits entwickelt haben könnte.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir diesen intensiven energetischen Kontakt hatten, bevor du in Alentaras Schloss warst“, meinte Marek. „Schlimmstenfalls hat dein Handeln die Anziehung zwischen uns verstärkt. Es hat sie aber nicht erzeugt.“
„Also glaubst du nicht mehr, dass ich Magie einsetze, um dich zu betören?“
Er hob rasch den Finger. „Das ist ein ganz anderes Thema. Das kann man auch tun, ohne eine Verbindung zu einer anderen Person zu haben.“
Damit waren sie wieder beim Ausgangsthema. Wunderbar! Jenna konnte es sich nur mit Mühe verkneifen, die Augen zu verdrehen.
„Ganz davon abgesehen, dass ich so etwas nicht nötig habe, um es mal mit deinen Worten auszudrücken“, konterte sie leicht genervt, „bin ich ehrlich gesagt nicht dazu in der Lage, ohne die Hilfe der Steine zu zaubern.“
„Die du ja immer mal wieder hattest“, erinnerte er sie. Doch sein Grinsen verriet ihr, dass er selbst inzwischen nicht mehr so richtig an diese Theorie zu glauben schien und sie nur ärgern wollte.
„Sieh es einfach ein – mein Charme ist so betörend, dass ihm jeder verfällt“, gab sie ganz in seiner arroganten Manier zurück. „Auch du nicht. Du musst lernen, damit klarzukommen.“
Er lachte. Es war dieses warme, tiefe Lachen, das sie so mochte und sie daran erinnerte, warum sie ihn nach und nach ins Herz geschlossen hatte, ohne es zu wollen. Es kam aus der Tiefe seiner Seele, von dem Ort, an dem er sein altes Leben, sein altes Ich vergraben hatte, das sich im Zusammensein mit ihr immer mal wieder von seinen Ketten befreite und nach ihrem Herzen griff.
„Ich werde es versuchen“, versprach er schmunzelnd und sah dann hinauf in den Himmel. „Komm. Lass uns weitergehen. Es wird bald dunkel werden und dann möchte ich ungern mitten in diesem Dschungel hocken.“
„Oh – gibt es hier wilde Tiere?“ fragte sie mit Grauen.
„Vor denen habe ich keine Angst“, erwiderte er. „Es ist eher die Menge an unangenehmen Insekten, die hier heimisch sind, um die ich mir Sorgen mache.“
Damit hatte er Recht. Immer noch schwirrten ein paar Moskitos um sie herum, die sie in ihrem Gefühls-Auf-und-Ab völlig ausgeblendet hatte. Die Mistviecher hatten sie zweifellos schon völlig zerstochen. Sie wollte gar nicht daran denken, wie sie später ausgesehen hätte, wenn Marek und sie ihren Gefühlen nachgegeben und ... Oh nein, besser nicht daran denken. Sonst ging das gleiche Spiel schon wieder von vorne los. Sich in eine hitzige Affäre mit Marek zu stürzen, war mit Gewissheit die dümmste Idee, die man in einer Situation wie der ihren haben konnte. Darum lächelte sie auch so nüchtern wie möglich, als er ihr zunickte und loslief, und folgte dem Mann wortlos weiter hinein in das üppige Pflanzenparadies. Paradies ... waren nicht Adam und Eva gerade hier der Sünde verfallen?
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Es kam nur selten vor, dass Leon völlig gelöst war und sich beinahe geborgen fühlte. Seit er Sara verloren hatte, war ihm dieses Gefühl so gut wie abhandengekommen und wagte sich erst wieder aus den Tiefen seiner Seele hervor, seit Jenna in sein Leben gepurzelt war. Nun, da er mit seinen Freunden und Vertrauten vor dem Feuer ihres Nachtlagers saß, umgeben von einer Gruppe kampferprobter Soldaten, fühlte er es wieder, diese Sicherheit, die er so lange vermisst hatte, diese
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