Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
„Was genau?“ wisperte sie zurück.
„Diese Verbindung einzugehen, nur um mich zu heilen“, erklärte er leise. „Und das gleich zweimal hintereinander.“
Sie zog ein wenig die Brauen zusammen und sank zurück auf ihre Hacken. Ups! Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte. „Ist das eine ernstgemeinte Frage? Ich wollte nicht, dass du stirbst!“
Auch er hob nun wieder den Kopf. Seine Augen verengten sich ein wenig, in dem Bemühen einzuschätzen, wie ehrlich sie zu ihm war.
„Das hättest du nicht getan, wenn dir bewusst gewesen wär, in welch eine Gefahr du dich begibst und welche Konsequenzen dein Handeln nach sich führen könnte“, mutmaßte er.
Und schon war der Zauber gebrochen. Dieses ständige Misstrauen – womit hatte sie das verdient? Es war schließlich nicht sie gewesen, die ihn hintergangen hatte, sondern umgekehrt.
„Ich kannte das Risiko nicht, als ich es das erste Mal tat“, gab sie zu und bemühte sich erst gar nicht darum, ihre Verärgerung vor ihm zu verbergen, „aber beim zweiten Mal hatte ich schon sehr viel mehr Ahnung davon, was ich tat. Und nein, ich habe es nicht getan, weil ich irgendeinen Nutzen daraus ziehen wollte, sondern, weil ich nicht wollte, dass du stirbst. Und Punkt.“
„Du weißt also darüber Bescheid, was geschehen kann, wenn die Energien zweier Menschen aufeinander treffen und für eine gewisse Zeit miteinander verschmelzen?“ hakte er nach und sein Gesichtsausdruck zeigte überdeutlich, dass er das nicht glaubte.
Jenna versuchte, sich ihre Verunsicherung nicht anmerken zu lassen, und stemmte eine Hand in ihre Hüfte. Selbstsicherheit auszustrahlen war gar nicht so leicht – insbesondere nicht, wenn man einem Menschen wie ihm gegenüberstand. „Nicht im Detail, aber im ... im Groben schon.“ Mist! Jetzt hatte sie doch noch gestottert!
„Im Groben“, wiederholte er mit einem arroganten Lächeln. „Eigentlich sollte man alle Details wissen, bevor man so etwas tut.“
„Wenn ich dafür Zeit gehabt hätte, hätte ich es noch schnell gegoogelt“, knurrte Jenna etwas ungehalten zurück. „Ich hatte Angst, dich zu verlieren – verdammt noch mal! Da denkt man nicht an die möglichen Folgen von dem, was man tut!“
Ein paar Sekunden lang betrachtete Marek sie nur stumm. Er strengte sich sichtbar an, nicht zu zeigen, was ihre Worte in ihm auslösten, doch so ganz gelang ihm das nicht, denn sein Blick wurde merklich wärmer und weicher. Irgendwann schüttelte er den Kopf.
„Nein, wohl nicht“, gab er leise zu. „Es ist nur so, dass bei einem Energieaustausch, der nicht unter der Obacht eines anderen, erfahrenen Magiers geschieht, manchmal versehentlich Verbindungen entstehen, die man später nicht mehr lösen kann. Jedenfalls nicht, ohne dass jemand dabei Schaden nimmt.“
„Was für Verbindungen?“ fragte Jenna mit Unbehagen nach.
„Magier können in die Gefühlswelt und die Erinnerungen eines jeden Lebewesens eindringen, wenn sie den richtigen Moment abpassen – zum Beispiel, wenn jemand schläft“, begann Marek ihr ohne Zögern zu erklären. „Man kann sich dagegen wehren. Das erfordert ein wenig Übung, aber es funktioniert. Wenn man jedoch eine feste geistige Verbindung mit einem Magier eingegangen ist, ist das nicht mehr so leicht. Und ganz gleich, wie sehr du dich dagegen wehrst, der Magier wird immer die intensivsten deiner Gefühle erspüren können und du die seinen. Ein Meister geht diese Verbindung oft freiwillig zu seinen Lehrlingen ein, wenn die Zeit des Meisters abgelaufen ist und er seine Energien nach dem Tod an seine Schüler weitergeben will. Es ist allerdings selten klug, eine solche Verbindung herzustellen, wenn man die andere Person nicht besonders gut kennt, nicht weiß, ob diese dazu in der Lage ist, die Kontrolle über beide Energien oder gar die eigene Gefühlswelt zu übernehmen. Noch schlimmer ist es, wenn man keine Ahnung von der Macht und Wirkung dieser Verbindung hat und sie versehentlich herstellt.“
Jenna schluckte schwer. Letzteres war vermutlich bei ihr und Marek der Fall, denn damals im Zelt, als sie versucht hatte ihn zu heilen, hatte sie nicht gewusst, was sie tat und sich nur von ihren Instinkten leiten lassen. Gestern Nacht war es anders gewesen, jedoch konnte sie kaum behaupten, dass sie eine Ahnung von den Dingen gehabt hatte, von denen Marek ihr jetzt erzählte – und dennoch hatte sie die Verbindung zu ihm bereits schändlich ausgenutzt. Die Frage war
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