Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Zusammengehörigkeit. Es war ungewohnt, gab ihm jedoch die Möglichkeit, sich vollkommen zu entspannen und von dem Stress der letzten Stunden zu erholen.
Er stieß ein kaum hörbares, zufriedenes Seufzen aus und ließ seinen Blick schweifen, schenkte für einen kurzen Augenblick jedem einzelnen seiner vertrauten Weggefährten seine Aufmerksamkeit. Foralt und Hilja saßen dicht beieinander und kümmerten sich um den Braten – ein kleineres Wildschwein, das ein paar Soldaten im Wald aufgestöbert und erlegt hatten – der auf einem Spieß über einem der beiden wärmenden Feuer röstete. Sie sahen müde aus, aber nicht mehr so traurig, wie zum Zeitpunkt ihrer Abreise. Sie schienen sich langsam an ihre neuen Lebensumstände zu gewöhnen.
Gero und Genwick waren in ein scheinbar sehr lustiges Gespräch mit Uryo und Wes vertieft. Sie lachten und schlugen sich ab und an sogar auf die Schenkel und Leon war seinen beiden ehemaligen Entführern sogar ein klein wenig dankbar dafür, dass sie solch unterhaltsame Einfaltspinsel waren. Foralts Söhne brauchten diese Art von Ablenkung, waren sie doch noch sehr jung und wahrscheinlich noch nie zuvor in einen derart schrecklichen Kampf verwickelt worden, der ihnen auch noch ihren Cousin genommen hatte. Dako hatte sich zu Drigo und ein paar anderen Soldaten gesetzt und unterhielt sich leise, aber sichtbar gelöst mit ihnen. Auch er schien langsam vergessen zu können, was passiert war – zumindest für diesen Abend.
Leons Blick wanderte weiter, hinüber zu den beiden Wagen, mit denen die wichtigsten Habseligkeiten von Foralts Familie transportiert wurden. Vor einem von diesen richteten Tala und Gideon gerade ihre Schlafplätze für die Nacht her, warfen ab und an lächelnd einen kurzen Blick auf das kleine Mädchen, dass sich gackernd auf ein Finger– und Klatschspiel mit Cilai eingelassen hatte. Mareks Kind, wie Leon erneut in sein Bewusstsein drang. Seine neue Waffe gegen den Mann, den er so tief hasste, die er jedoch nur einsetzen konnte, wenn er ihm wieder direkt gegenüberstand. Noch war die Zeit, die anderen in diesen Plan einzuweihen, nicht gekommen, mussten sie sich erst um andere Dinge kümmern, doch irgendwann würde es soweit sein und er sich gegen seine Freunde durchsetzen müssen. Er war sich sicher, dass sowohl Gideon und Tala als auch Cilai empört und tief enttäuscht von ihm sein würden – an Jennas Reaktion wollte er gar nicht denken – aber wenn es hart auf hart kam, musste er sich durchsetzen, auch gegen ihren Widerstand.
Fast tat es ihm selbst leid. Das Mädchen war noch so klein und zart. Sie hatte sich ihren Vater nicht aussuchen können – niemand konnte das. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte Leon schon als Kind den seinen ausgetauscht. Glücklicherweise hatte der sich dazu entschlossen, die Familie zu verlassen, als Leon zwölf Jahre alt gewesen war und so hatte er ihn nur noch sporadisch gesehen – oder besser gesagt: sehen müssen . Er schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken und vor allen Dingen die Erinnerungen an diesen kalten, strengen Egozentriker wieder loszuwerden. Er war es nicht wert, sich an ihn zu erinnern.
Sich Marek als Vater vorzustellen war allerdings noch schwieriger. Er wusste nichts von diesem Kind – so viel war sicher – aber selbst wenn er davon erfuhr, würde er bestimmt keine Gefühle für das arme Dinge entwickeln, es nur zu sich nehmen, um sich den Regeln der Bakitarer zu fügen. So etwas wie Liebe konnte dieser Teufel nicht empfinden. Nicht einmal für seinen eigenen Spross. Das arme Ding. Ihr Leben war schon mit ihrer Geburt verdorben gewesen. Leon schloss kurz die Augen und versucht sein Mitleid für das Kind zurück in die Ecke seines Seins zu drücken, aus der es gekommen war. Er konnte dieses Gefühl nicht gebrauchen, wenn er weiter an seinem Plan festhalten wollte, und momentan ging es dem Mädchen ja auch gut, lachte und freute es sich, fühlte es sich bei Gideon, Tala und Cilai geschützt und geborgen.
Sein Blick blieb an Cilai hängen und seine Lippen verzogen sich, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, zu einem warmen Lächeln. Es war schön, sie wieder lachen zu sehen. In den ersten Stunden nach dem Kampf hatte sie einen furchtbar niedergeschlagenen, fast traumatisierten Eindruck gemacht, hatte nur mit bleichem Gesicht und dieser tiefen Erschütterung in ihren Augen herumgesessen und kein Wort mehr gesprochen. Sie hatte Tibalt sehr gemocht und auch für sie war der Verlust sehr hart gewesen.
Leon
Weitere Kostenlose Bücher