Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
wegzubleiben, denn auch wenn Nadir sich darum bemüht, dass es nicht so aussieht – wir stehen nun mal am Rande eines Krieges. Ich finde es ohnehin merkwürdig, dass er verschwunden ist und ich denke auch, dass das von den anderen Führungskräften Nadirs gewiss nicht gern gesehen wurde. Kann man das nicht nutzen?“
Nitolek bewegte seinen Kopf abwägend von einer Seite auf die andere. „Du meinst böse Gerüchte verbreiten, warum er das getan haben könnte?“
„Zum Beispiel.“
Der Lord begann zu grinsen. „Wir sollten das zumindest in Erwägung ziehen.“
Leon erwiderte das Grinsen nur halbherzig. Sein Blick war erneut über die vielen Fähnchen auf der Landkarte gewandert. „Wo sind Truppen der Bakitarer zuletzt aufgetaucht?“
„Hier.“ Nitolek wies auf einen Ort mit dem Namen Jera, der nicht allzu weit von Ritvak entfernt lag. „Das war gestern und unseren Informanten zufolge, sind sie noch dort.“
„Kann man ihnen folgen?“
Nitolek lächelte. „Ich weiß, worauf du hinaus willst: Es muss ein größeres Basislager im Umkreis der Städte geben, denen sie einen Besuch abgestattet haben.“
„Ganz genau“, meinte Leon. „Und ich denke, wenn Marek wieder auftaucht, wird er es zuerst dort tun.“
„Wenn wir dann zuschlagen, könnten wir Nadir erheblichen Schaden zufügen – möglicherweise sogar einen Schaden, von dem er sich nicht so schnell wieder erholen wird“, ergänzte der Lord. „Daran habe ich auch schon gedacht. Leider ist es bisher noch keinem unserer Spione gelungen, die Krieger zu verfolgen. Entweder hat man sie dabei entdeckt und getötet oder die Bakitarer sind ihnen entwischt.“
„Ich würde es trotzdem weiter versuchen“, riet Leon ihm. „Vielleicht haben wir ja irgendwann mal ein wenig mehr Glück. Ich hätte da aber einer Bitte: Wenn Marek tatsächlich auftauchen sollte – sei es in dem Lager oder irgendwo anders – könnt ihr mich dann sofort informieren? Jenna wird wahrscheinlich bei ihm sein oder er weiß zumindest, wo sie ist.“
Nitolek nickte sofort. „Das verspreche ich dir – und wir werden auch aufpassen, dass ihr nichts passiert, falls wir uns dazu entschließen, anzugreifen.“
„Gut.“ Leons Blick flog noch einmal über die Karte und blieb an dem Punkt hängen, neben dem mit feiner Schrift ‚Ritvak‘ geschrieben stand. In ihm steckte sowohl eine rote als auch eine grüne Fahne. Er zog seine Brauen zusammen. „Was bedeuten die grünen Fahnen?“ fragte er.
„Oh … nur, dass wir dort einen Verbindungsmann haben“, erklärte Nitolek und zupfte die Fahne aus dem Punkt. „Hat sich ja jetzt erledigt“, erklärte er mit einem seltsam nervösen Lachen. „Foralt ist ja jetzt hier.“
Leon musterte den Mann kurz. Er wirkte ein wenig angespannter als zuvor, konnte auch den Blickkontakt nicht lange halten und beschäftigte sich lieber damit, die ungenutzten Fähnchen neben der Karte zu ordnen.
„Denkst du, die Bakitarer waren seinetwegen in Ritvak, um ihn zu beschatten, meine ich?“ fragte er nach.
„Ja, wahrscheinlich“, antwortete Nitolek viel zu schnell.
„Warum haben sie ihn dann nicht gleich aus dem Haus gezerrt, wie bei den anderen?“
„Vielleicht wussten sie nicht mit Sicherheit, dass er zu uns gehört und haben erst angegriffen, als sie die Bestätigung hatten.“
„Vielleicht“, stimmte Leon dem Lord nachdenklich zu, obwohl er derweil ganz anderer Meinung war.
Nitolek sah ihn an. „Hast du denn eine andere Vermutung?“
„Nein“, kam es Leon rasch über die Lippen. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich richtig an, Nitolek nichts über seine Entdeckung zu erzählen.
„Es hat mich nur gewundert“, setzte er hinzu. „Wahrscheinlich bin ich nur zu erschöpft und müde, um klar zu denken.“
„Das kann ich mir vorstellen“, erwiderte Nitolek und legte mitfühlend eine Hand auf seine Schulter. „Wollen wir vielleicht morgen weiter reden? Viel gibt es ja nicht mehr zu klären – nur noch, wann und wie ihr weiterreist. Das lässt sich morgen genauso gut besprechen wie heute.“
Leon war zwar froh, dass der Lord seine Erklärung geglaubt hatte, jedoch wurde er das Gefühl nicht los, dass dieser ihr Gespräch noch dringender vertagen wollte als er selbst. Seltsam. Dennoch nickte Leon rasch und bewegte sich zusammen mit dem Mann aus dem Zelt hinaus. Nitolek wies einen der Wachmänner, die draußen vor dem Zelt standen, an, ihn zu Foralt und den anderen zu bringen und verabschiedete sich dann von Leon mit einem
Weitere Kostenlose Bücher