Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
wohlgesonnenen Lächeln und festen Händedruck.
Leon folgte dem Wachmann mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite war er durch das Gespräch mit dem Lord besser informiert als zuvor und sah ihre Zukunft klarer vor sich liegen, auf der anderen Seite fühlte er sich aber auch ein gutes Stück unwohler in seiner Haut. Die Zukunft sah mit den neuen Informationen nicht viel besser aus als zuvor und Nitoleks Verhalten hatte Leon klar gemacht, dass er nicht allen Machthabern in König Renons Heer bedingungslos vertrauen konnte. Die Menschen hatten überall Geheimnisse voreinander, auch wenn man sich unter Freunden befand.
Leon holte tief Atem und versuchte seine Sorgen zumindest für den Moment von sich zu schieben. Sie hatten schließlich ein greifbares Ziel vor Augen, das ihnen für die nächste Zeit großen Schutz versprach. Der Ring, den Lord Nitolek ihnen gegeben hatte, würde ihnen die Tür zu diesem Hort öffnen, ihnen allen. Leon griff in seine Brusttasche, musste sich den Ring noch einmal ansehen, um sicher zu sein, dass er noch da war. Er drehte das Schmuckstück zwischen den Fingern, betrachtete es kritisch. Schön war es nicht. Viel zu groß. Wahrscheinlich musste das so sein, denn es war offenbar ein Siegelring, dessen Relief in heißes Wachs gedrückt wurde.
Leon blieb ruckartig stehen. Sein Atem stockte. Oben, über den Insignien König Renons, befand sich ein kleiner Kreis, bestehend aus feinen geometrischen Linien. Ein Kreis, den Leon schon mal gesehen hatte – in Form eines Kettenanhängers! Grundgütiger!
„Kommt ihr?“ wurde Leon von der Stimme des Wachmanns aus seinem Schockzustand gerissen.
„Ja, ja“, murmelte er, steckte den Ring zurück in seine Brusttasche und eilte dem Mann hinterher. Er musste sich beruhigen, durfte niemanden merken lassen, wie sehr ihn seine Entdeckung aufwühlte. Sonst würden seine Freunde wieder Fragen stellen. Fragen, die er nicht beantworten konnte – noch nicht. Doch er wusste, wer ihm dabei helfen konnte, den Antworten zumindest ein Stückchen näher zu kommen. Ein Mann, dem er schon immer von Grund auf vertraut hatte und den er bald wiedersehen würde, am Hofe von König Renon: Lord Hinras.
S puren
L eider setzte Marek seine Ankündigung in die Tat um. Bereits am nächsten Morgen war er verschwunden und kehrte den ganzen Vormittag nicht mehr zurück. Da Jenna nicht genau wusste, welche Tiere in dem grünen Tal lebten und ob es nicht sogar auch ein paar giftige Insekten gab, wagte sie sich zunächst nicht allein aus der Höhle hinaus und musste sich mit ihren Gedanken und Theorien zu Marek, seiner Vergangenheit und die Zusammenhänge mit ihrem und Leons Schicksal herumschlagen.
Eigentlich war es gar keine schlechte Idee, sich damit auseinanderzusetzen und ihre Zeit allein dafür zu nutzen, ihre Gedanken zu sortieren und neue Pläne zu machen, denn bisher war sie nie so richtig dazu gekommen. Bedauerlicherweise drifteten ihre Gedanken jedoch immer wieder ab, drehten sich nach einer gewissen Zeit nur noch darum, warum sie ihre Gefühle Marek gegenüber nie völlig im Griff hatte und warum es so schrecklich für ihn war, im Zusammensein mit ihr die Kontrolle zu verlieren. Er hatte zwar behauptet, keine Angst vor ihr zu haben, doch sie wusste, dass er log. Zumindest hatte er Angst vor den Gefühlen für sie oder besser gesagt, vor seinen Gelüsten in Bezug auf sie, denn sie nahm nicht an, dass er in sie verliebt war, mehr für sie empfand als sexuelle Anziehung. Bei ihr war das ja nicht anders. Das, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, war nichts Ernstes, fand nur auf physischer Ebene statt.
Okay. So ganz stimmte das nicht, denn es gab da noch diese energetische Anziehung, etwas, das zwischen magisch begabten Menschen nicht ungewöhnlich war, wie Kychona ihr erklärt hatte. Für sie war es neu – doch sicherlich nicht für ihn. Er hatte das zweifelsohne schon vorher erlebt, fand nichts Aufregendes mehr daran und konnte wahrscheinlich auch besser dagegen ankämpfen, ihre Energien wegstoßen, wenn er es für nötig hielt. Sie hingegen war ihrem Bedürfnis, sich mental mit ihm zu vereinen, immer noch zu oft schutzlos ausgeliefert. Möglicherweise beruhte ja auch ihr körperliches Begehren darauf. Vielleicht würde sie sich ohne die magische Beeinflussung gar nicht zu ihm hingezogen fühlen, wusste sie doch, dass er streng genommen immer noch ihr Feind und für sie und ihre Freunde eine große Gefahr war. Vielleicht verschwand dieses ungewöhnliche
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