Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Sehnen nach seiner Nähe ganz schnell, sobald sie gelernt hatte, mit der energetischen Anziehung zwischen ihnen umzugehen. Sie musste nur stark und geduldig sein, durfte ihrem inneren Drängen nicht nachgeben, auch wenn es ihr immer schwerer fiel.
Ja, das waren die Gedanken, mit denen sich Jenna die meiste Zeit herumplagte, während sie darauf wartete, dass Marek wiederkam. Gegen Mittag erschien er dann auch endlich, brachte dieses Mal einen frisch erlegten hühnerartigen Vogel und Zutaten für einen Salat mit: Tomaten, irgendwelche fremdartigen Salatblätter und sogar eine seltsame Gurkenart. Er war nicht sonderlich gut gelaunt, gab sich jedoch Mühe, sie dennoch einigermaßen freundlich zu behandeln, während er den Braten und sie den Salat zubereitete. In der Höhle gab es in einem Regal ein paar Schüsseln, Teller und Besteck aus Holz, sowie einen gusseisernen Topf, was Jenna nicht weiter überraschte, denn wenn hier Menschen gelebt hatten (sie vermutete, dass es Nefian und seine beiden Lehrlinge gewesen waren), mussten sie ja auch ihr Essen zubereitet haben. Sie war froh darüber. Sie zierte sich zwar meist nicht, mit den Fingern zu essen, doch fühlte es sich besser an, mal wieder Besteck und einen Teller in den Händen zu halten, gab es ihr doch das Gefühl weniger Tier und wieder mehr Mensch zu sein.
Marek verhielt sich während des Essens ungewöhnlich still. Sein Blick war abwesend und er schien sie kaum wahrzunehmen, zu sehr war er in seinen eigenen Gedanken gefangen. Jenna gefiel das nicht, wusste sie doch, dass er sich mit den Inhalten der Bücher beschäftigte und seine Überlegungen somit auch mit ihrem zukünftigen Schicksal zu tun hatten. Leider verlief jeder ihrer Versuche, ihn abzulenken oder in ein ordentliches Gespräch zu verwickeln, schnell im Sande und nach dem sechsten Anlauf gab sie es schließlich auf. Erst als er gehen wollte, ohne zu erklären, wie der Tag weiter verlaufen sollte, packte sie ihn am Arm und hielt ihn fest.
„Verschwindest du jetzt wieder für den Rest des Tages?“ fragte sie ihn direkt.
Er dachte einen Augenblick nach und nickte dann zögernd. „Ich denke schon.“
Sie stieß hörbar ihren angehaltenen Atem aus. „Ich kann nicht den ganzen Tag allein in der Höhle herumsitzen! Ich sterbe vor Langeweile!“
Sie wusste, dass sie sich wie ein kleines, ungeduldiges Kind anhörte, aber das war nun mal das, was sie fühlte. „Vielleicht kann ich dir ja doch irgendwie da oben helfen.“
Marek schüttelte den Kopf. „Das bezweifle ich. Davon abgesehen möchte ich es auch nicht.“
„Und deswegen entscheidest du das über meinen Kopf hinweg, ja?“ erkundigte sie sich gereizt und brachte ihn dazu, ebenfalls verärgert seine Brauen zusammenzuziehen.
„Ganz genau“, gab er zurück. „Weil ich hier immer noch das Sagen habe. Überspann den Bogen nicht, Jenna. Ich kann nur bis zu einem bestimmten Grad nett sein.“
„Schön!“ stieß sie trotzig aus und schenkte ihm ein falsches Lächeln. Seine Drohung prallte bei ihr ab wie ein Luftballon. Sie konnte sich gegenwärtig nicht vorstellen, dass er ihr etwas antun würde. Es gab schließlich keinen Anlass dafür. Hier war niemand, vor dem er sein Gesicht verlieren konnte. Es gab nur sie beide und es war klar, wer von ihnen der Stärkere war. Das musste er nicht erst demonstrieren.
„Glaub nicht, dass ich weiter hier in der Höhle schmore“, setzte sie hinzu und ihrem Kindisch-sein noch ein Krönchen auf. „Ich werde mir allein das Tal ansehen und wenn ich darin aus irgendeinen Grund verrecke – zum Beispiel von wilden Tieren gefressen oder von giftigen Insekten gebissen werde – musst du deine Pläne wahrscheinlich noch mal umwerfen und alles neu gestalten.“
Sie verkreuzte nachdrücklich die Arme vor der Brust und sah ihn provokant an. Doch er reagierte nicht so, wie sie es sich erhoffte hatte. Er lachte leise in sich hinein und setzte dann auch noch grinsend „Okay“ hinzu, bevor er die Höhle verließ.
Jenna öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann trat sie rasch an den Ausgang der Höhle heran. Marek war noch nicht weit weg, lief gerade auf den schmalen Pfad durch das Pflanzendickicht hinüber zum Wasserfall zu, dorthin, wo sich die andere Höhle befand.
„Ich meinte das ernst!“ rief sie laut und er hielt inne, sah zu ihr hinauf, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Ja, ich auch!“ rief er zurück und setzte seinen Weg fort.
Jenna schnaubte verärgert und lief zurück in die Höhle. Und
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