Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
jetzt? Wenn sie so etwas ankündigte, musste sie es auch in die Tat umsetzen, sonst machte sie sich ja lächerlich. Toll! Wo hatte sie sich da nur wieder reingeritten? Ziellos im Dschungel herumzuirren, nur um nicht seinen Stolz zu verlieren … ja, das war etwas, das jeder Mensch unbedingt mal ausprobieren musste. Nun ja – ziellos musste es ja nicht unbedingt sein. Marek hatte ihr am Morgen von der kleinen Lagune erzählt, in der er ein langes Bad genommen hatte, bevor sie überhaupt ein Auge geöffnet hatte. Er hatte ihr empfohlen, dies ebenfalls zu tun und ihr sogar ein kleines Säckchen mit einem wohlriechenden Pulver vor die Nase gehalten, das man als Seife für Körper und Haare benutzen konnte.
„Würde dir nicht schaden“, hatte er grinsend gesagt und es glatt gewagt, kurz die Nase zu rümpfen. Mistkerl!
Allerdings würde ein kleines Bad ihre Laune eventuell ein wenig heben. Sie machte einen Schritt auf den Tisch zu, auf dem das Säckchen jetzt stand, nahm es an sich und sah sich kurz in der Höhle um. Sie musste wenigstens eine Waffe mitnehmen, auch wenn Mareks Verhalten ihr verraten hatte, dass es hier wahrscheinlich keine richtig gefährlichen Tiere gab. Oder er glaubte nicht, dass sie mutig genug war, die Höhle tatsächlich zu verlassen ... Egal. Sie würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen und sein Schwert lag doch so verführerisch auf einer der Satteltaschen.
Sie lief zu ihm hinüber, ergriff es und hob es an. Himmel, war das Ding schwer! Damit konnte sie sich unmöglich gegen wilde Tiere zur Wehr setzen. Wahrscheinlich würde sie sich bei dem Versuch eher selbst ins Bein hacken und elendiglich verbluten. Sie legte es rasch wieder weg und begann, die Satteltaschen nach weiteren Waffen zu durchsuchen. Ah, da war ja schon etwas: Ein schön verzierter Dolch, wie sie mit Freude feststellte. Moment mal … war das nicht genau der, den Leon ihr geschenkt hatte? Marek hatte ihn behalten. Wieso auch nicht? Es war eine schöne und nützliche Waffe. Er trug sie bestimmt nicht als Erinnerungsstück an sie mit sich herum. Jenna stieß ein verärgertes Lachen aus. Wie konnte sie so etwas auch nur in Erwägung ziehen?! Drehte sie jetzt völlig durch? Dieser romantische Blödsinn hatte nichts in ihren Gedanken zu suchen!
Sie nahm den Dolch rasch an sich und befestigte ihn zusammen mit dem Seifenbeutel am Gürtel ihres Kleides. Gut. Somit konnte sie sich schon mal verteidigen, wenn es nötig war. Was brauchte sie noch? Am besten einen Lageplan vom Tal, schließlich wollte sie ja nach ihrem Bad noch weiter herumlaufen. Doch den gab es bedauerlicherweise nicht. Wirklich schlimm war das nicht, denn sie besaß einen ausgezeichneten Orientierungssinn und verlief sich nur selten. Zusätzlich bot das Tal genügend Anhaltspunkte, um ganz leicht zur Höhle zurückzufinden. Den Wasserfall zum Beispiel. Hm, vielleicht sollte sie gleich dorthin gehen und sich den Abstecher zur Lagune schenken. Er war nicht weit von Mareks ‘Bibliothek’ entfernt und wenn sie tatsächlich von einem wilden Tier angegriffen wurde, konnte er noch rechtzeitig kommen, um ihr zu helfen. Ja, das klang nach einem guten Ziel für ihre erste Erkundungstour. Jenna straffte die Schultern und machte sich auf den Weg.
Von der Höhle hinabzuklettern war nicht weiter schwer, befand sich diese doch nicht allzu weit von der nächsten ebeneren Stelle entfernt und besaß ein paar in den Stein gehauene und mit Holz verstärkte Stufen. Der Weg hinein in den Dschungel machte schon einen weitaus gruseligeren Eindruck. Er war so unübersichtlich und hatte ein paar recht dunkle Abschnitte, soweit sie das von ihrem Standpunkt aus erfassen konnte. Sie zögerte einen Augenblick, schüttelte dann den Kopf über ihre albernen Ängste und lief so zügig wie möglich los, um gar nicht erst wieder in Versuchung geführt zu werden, umzukehren.
Die Farne und langen Gräser wuchsen weit in den Weg hinein und auch die Bäume und Büsche streckten ihre Zweige nach ihr aus, zogen hin und wieder an ihrem Kleid oder ihren Haaren. Anfangs erschreckte sich Jenna über jedes kleine Rucken, doch nach einer Weile hatte sie sich daran gewöhnt und den Eindruck gewonnen, dass dies hier doch eher ein kleines Paradies als die gefährliche Wildnis war, für die sie das Tal gehalten hatte. Überall ragten große, bunte Blüten aus dem Dickicht, die einen herrlichen Kontrast zu den knalligen Grüntönen der Pflanzen bildeten, und immer wieder flatterten wunderschön gezeichnete
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