Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
sogar meine Nähe gemieden.“
„Doch nur, weil du Alentaras Amulett hattest!“
„Auch danach noch.“
Marek schloss die Augen und biss sichtbar die Zähne zusammen, um nicht aus der Haut zu fahren, und Jenna schwieg lieber, gab ihm die Zeit, die er brauchte, um sich wieder zu beruhigen.
„Hör zu“, sagte er schließlich und wandte sich ihr wieder zu, sah sie eindringlich an, „es mag sein, dass ich mich vor ein paar Tagen so verhalten habe, als hätte ich so etwas wie … einen gewissen Respekt vor dir. Aber ich war nicht ich selbst, weil es mir gesundheitlich sehr schlecht ging und ich das Gefühl hatte, dass du mir zusammen mit dem Amulett überlegen bist. Die Situation ist jetzt eine andere …“
„Weil du jetzt beide Steine hast und nun weißt, dass ich keine bösen Absichten hege“, kam sie ihm zur Hilfe. „Wenn du mir wahrhaftig vertraust, warum erschrickst du dann immer so, wenn ich in die Nähe des Amuletts komme?“
Er antwortete nicht auf ihre Frage, sah sie nur mit einer gewissen Hilflosigkeit in den Augen an.
„Also habe ich recht: Du sagst zwar, dass du keine Angst vor mir hast, dass du mir mittlerweile vertrauen kannst, aber du tust es nicht.“ Es war seltsam, doch diese Erkenntnis machte Jenna traurig.
„Ich tu es mehr als zuvor“, erwiderte Marek leise. „Reicht das nicht?“
Nein , wollte sie sagen, konnte sich aber noch zurückhalten. Warum fühlte sie so? Für das, was sie von ihm brauchte, benötigte sie sein volles Vertrauen nicht. Es genügte, wenn er bereit war, in bestimmten Situationen mit ihr und Leon zu kooperieren. Und dafür reichte schon ein geringes Maß an Vertrauen aus. Und selbst wenn sie unterbewusst mehr von ihm wollte, durfte er auf keinen Fall davon erfahren!
Ihr Schweigen beinhaltete jedoch unterschwellig genau die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, und brachte den Krieger dazu, sie nun noch verstörter als zuvor anzusehen. Er war anscheinend an ein solches Interesse an seiner Person nicht gewöhnt, musste erst lernen, damit umzugehen.
Für ein paar viel zu langsam verstreichende Sekunden fiel kein Wort mehr zwischen ihnen und beide bemühten sich darum, sich nicht mehr in die Augen zu sehen, wohl in der Angst, dem anderen die eigene Unsicherheit bezüglich dieser seltsamen Situation zu offenbaren.
„Warum hast du es nicht genommen?“ hörte Jenna Marek irgendwann ganz leise fragen. Sie hob rasch ihren Blick, sah in seine ausdrucksvollen Augen. Er verstand es wahrlich nicht, suchte nach der Ehrlichkeit in ihrem Gesicht, die er so dringend brauchte, um sich ihr zu öffnen.
„Unten beim Wasserfall“, setzte er hinzu, obwohl er das nicht hätte tun müssen. Sie hatte sofort gewusst, wovon er sprach.
„Weil ich es nicht wollte“, gab sie wahrheitsgemäß zurück.
„Du hättest nur zugreifen müssen, dann wär es wieder deins gewesen.“
„Ich weiß. Aber ich … ich will es weder heimlich aus deinen Sachen stehlen, noch dir vom Körper reißen.“
„Warum nicht?“ Er schien das nicht zu begreifen.
„Weil ich … weil ich nicht so bin.“ Es klang so simpel, so naiv, doch es entsprach der Wahrheit.
„Ich habe es dir doch auch weggenommen, ohne zu fragen“, erinnerte er sie und sie konnte ganz deutlich aus seiner Stimme heraushören, dass er alles andere als stolz auf diese Tat war.
„Deswegen muss ich noch lange nicht genauso handeln“, erwiderte Jenna und gewann immer mehr Sicherheit bezüglich ihres Handelns. Sie hatte das Richtige getan. Sie konnte es an seiner Reaktion, seiner wachsenden Verwirrung erkennen. „Ich werde die Amulette nicht an mich nehmen, ganz gleich, ob du sie an deinem Körper trägst oder ganz offen in deinen Sachen herumliegen lässt.“
„Aber du brauchst sie, Jenna“, mahnte er sie.
„Ich weiß – und ich werde sie auch eines Tages wieder in die Hände bekommen und nutzen können.“ Es war merkwürdig, aber sie glaubte ganz fest daran.
Er schüttelte zweifelnd den Kopf, lächelte sogar ein wenig. „ Wie ?“
„Du wirst sie mir freiwillig geben“, kam es ihr leise über die Lippen.
„Warum sollte ich?“
„Weil du mich am Ende beschützen und mir helfen wollen wirst.“
Mareks Lächeln erstarb und für einen kurzen Moment glomm ein Funken von Angst und Unbehagen in seinen hellen Augen auf, dann war er wieder erloschen.
„Das werde ich nicht“, sagte er mit Nachdruck.
Sie lächelte. „Wir werden sehen …“
Seine Augen verengten sich ein wenig, als er sie kurz musterte. „Du wirst
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