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Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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hier? Wie hatten sich diese Leute zusammengefunden?
    „Wir wollen dich nicht hier“, sagte der lange Kerl vor ihr und starrte sie unter buschigen Augenbrauen böse an. „Geh wieder.“
    „Das kann ich nicht“, erwiderte Jenna sofort. „Ich bin verletzt und brauche eine Bleibe für die Nacht.“
    „Du störst unser heiliges Fest!“ beschwerte sich der Mann weiter.
    Jenna seufzte niedergeschlagen. „Das tut mir unendlich leid, aber es geht nicht anders. Hier gibt es sonst niemanden, der mir helfen kann.“
    „Wir wollen dich auch nicht helfen“, ertönte eine andere Stimme und nun trat ihr alter Freund der Waldschrat neben seine Freunde. „Du musst gehen!“
    „Nein“, war ihre simple, gleichwohl mit Nachdruck hervorgebrachte Antwort.
    Die Männer schnappten empört nach Luft, raunten sich gegenseitig etwas in einer anderen Sprache zu und musterten sie voller Entrüstung.
    „Dann müssen wir dich gehen machen“, sagte Azumpka streng und nickte seinem großen Freund zu. Der wies entsetzt auf seine Brust und schüttelte den Kopf. Azumpka zischte ihm etwas zu, doch die Reaktion seines Kameraden blieb dieselbe: ein panisches Kopfschütteln.
    Azumpka drehte sich zu seinen anderen Freunden um und auf einmal sah jeder von ihnen in eine andere Richtung, nur nicht zu ihm hinüber. Jenna presste die Lippen zusammen, um nicht zu schmunzeln, fühlte sie doch wie wütend ihr ‚alter Freund aus dem Wald‘ wurde. Er holte tief Luft, offenbar um seine Kameraden anzuschreien, kam aber nicht mehr dazu, diese zu nutzen, denn auf einmal schob sich eine weitere Person zwischen den Männern hindurch und trat mutig an Jenna heran.
    Es war ein alter Mann, mit schlohweißem, langem, dünnem Haar, das ihm bis zur Brust über die Schultern hing, und einem von Falten völlig zerfurchtem Gesicht. Er trug weitaus mehr Kleidung als die anderen Stammeszugehörigen – nämlich ein helles Leinengewand – und sogar Schmuck, der ihn als jemanden auswies, der im Dorf durchaus etwas zu sagen hatte. Das Alter machte ihm allerdings bereits so zu schaffen, dass er sich auf einen Stock stützen musste, doch in seinen dunklen Augen war ein munteres Funkeln zu finden, das Jenna sofort verriet, dass er keinerlei Angst vor ihr hatte. Es war wohl eher die Neugierde gewesen, die ihn hierher geführt hatte. Er musterte Jenna nun ungeniert und kratzte sich dabei nachdenklich an seinem Hals.
    „Du sagst, du brauchst eine Unterkunft für die Nacht?“ fragte er mit heiserer Stimme und in einem beinahe akzentfreien Englisch.
    Jenna war für ein paar Sekunden so verblüfft, dass sie gar nichts herausbrachte.
    „Und du sagst, du seist verletzt?“ fragte der Alte weiter.
    Jenna nickte rasch. „Ich … ich bin über eine Wurzel gestolpert und habe mir wahrscheinlich einen Zeh gebrochen.“
    Der Blick des Alten ruhte ein paar Atemzüge lang auf ihrem verletzten Fuß, dann sah er sie wieder an. „Wir feiern heute ein Fest zu Ehren des Mondgottes“, erklärte er. „Normalerweise lassen wir es nicht zu, dass uns jemand dabei stört. Aber eine unserer ersten Regeln lautet, den Bedürftigen zu helfen und jeden in unserer Gemeinschaft aufzunehmen, der in Not ist. Aus diesem Grund werde ich dir deinen Wunsch gewähren.“
    Seine Worte sorgten erneut für hörbare Unruhe unter den Männern, doch sie lehnten sich nicht auf, sondern ließen ihre Waffen sinken und zogen sich in der Tat zurück. Es schien ganz so, als hätte der Alte hier das Sagen, denn auch Azumpka wandte sich, nachdem er einen letzten misstrauischen Blick auf Jenna geworfen hatte, von ihr ab und ließ sie mit ihm allein. Der Greis musterte sie schon wieder, doch dieses Mal blieb sein Blick an ihrer Brust hängen, genau an der Stelle, an der das Amulett unter ihrem Hemd verborgen lag. Ein seltsamer Ausdruck stahl sich in die Augen des Alten und dann erschien ein noch viel seltsameres Lächeln auf seinen Lippen.
    „Komm mit mir“, sagte er schließlich. „Ich werde mich persönlich um dich kümmern.“
    Er wandte sich um und nach einem kurzen Augenblick des Zögerns folgte Jenna ihm. Sie hatte das Amulett. Ihr konnte nichts geschehen. Ganz bestimmt nicht.

R eue
     

    L eon hasste Situationen wie diese. Situationen, die so aus dem Ruder liefen, dass man für eine Weile nichts weiter tun konnte, als Ruhe zu bewahren und zu warten, auch wenn man genau wusste, dass es da jemanden gab, der in Not war, seine Hilfe brauchte und dem eventuell etwas zustoßen konnte, wenn er diese nicht bekam. Er

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