Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
kribbelte in ihrem Kopf und weckte ein Gefühl, ganz ähnlich dem, das sie bei dem Gesang der Elfen verspürte. Der einzige Unterschied war, dass sich an dieses Gefühl ein Gedanke knüpfte. Ein Gedanke, der nicht der ihre war: Du musst dort hingehen. Dort kann man dir helfen.
Sie blinzelte verwirrt. Ja … so hatte es sich damals auch angefühlt, als die Elfen das erste Mal mit ihr gesprochen hatten. Es war so eigenartig, fast ein wenig unheimlich und doch hatte sie keine Angst. Sie lächelte in die Runde der kleinen Lichter, weil sie nicht wusste, von wem diese Botschaft gekommen war. „Ich danke euch allen“, flüsterte sie, um die Elfen nicht zu erschrecken, und eine nach der anderen flogen sie davon.
Für einen kurzen Augenblick fühlte sich Jenna furchtbar allein und hilflos. Dann riss sie sich zusammen und humpelte weiter auf das Feuer zu. Sie wusste nicht genau, wer das war und wie vielen Personen sie dort begegnen würde, doch das war ihr zurzeit auch egal. Sie hoffte nur, dass die Elfen sich nicht geirrt hatten und die Leute dort genauso hilfsbereit waren, wie die kleinen Wesen.
Nach und nach erkannte sie mehr. Da waren kleine Hütten und einige Personen, die um das Feuer herumtanzten oder auch nur daneben standen und wahrscheinlich sangen. Sie sahen menschlich aus. Wie der kleine Krieger, dem sie zuerst begegnet war. Wahrscheinlich bewegte sie sich genau auf den Stamm zu, zu dem er gehörte, und er hatte allen längst von der schlimmen Hexe erzählt, der er im Wald begegnet war. Dann würde sie dort ganz bestimmt nicht mit offenen Armen aufgenommen werden. Warum hatte sie auch so schimpfen müssen? Jetzt würde sie die Quittung für ihr dummes Verhalten bekommen. Zumindest würde ihr aber niemand schaden können. Sie hatte ja immer noch ihren Stein.
Sie kämpfte sich weiter tapfer durch das Unterholz. Den Berg zu erklimmen war nicht leicht und sehr schmerzhaft, obwohl er an dem Punkt, an dem sie sich befand, noch gar nicht so steil war, doch sie biss tapfer die Zähne zusammen und erklomm ihn Stück für Stück, kam dem Dorf immer näher. Nicht weit von ihr entfernt, entdeckte sie eine dunkle Gestalt, die sich auf einmal herumwarf und mit lautem, warnendem Geschrei ins Dorf rannte.
Jenna scherte sich nicht weiter darum. Sie hatte endlich eine ebenere Stelle im Berg erreicht und blieb keuchend und schnaufend stehen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, ihr Herz raste und ihr war ein wenig schwindelig, sodass sie sich schwer auf ihre Krücke stützen musste, um nicht umzukippen. Langsam wurde das alles zu viel für sie. Sie war solche Märsche nicht mehr gewöhnt – insbesondere nicht unter solch erschwerten Bedingungen. Trotz ihrer Schwierigkeiten mit dem eigenen Körper nahm sie wahr, dass in dem Dorf, das nun direkt vor ihr lag, große Unruhe ausgebrochen war. Sie hob den Blick ein wenig, um sich das Spektakel anzusehen, das sie ausgelöst hatte.
Personen von unterschiedlichster Größe und Gestalt liefen dort unruhig durcheinander, riefen sich etwas zu und bewaffneten sich teilweise. Die Mutigsten unter den Dorfbewohnern hatten sich direkt vor dem Dorf aufgebaut und trugen Speere und Fackeln bei sich, die sie teilweise drohend in ihre Richtung schwenkten. Jenna ließ sich davon nicht beeindrucken und humpelte mutig auf den seltsamen Trupp zu. Sie konnte nirgendwo anders hingehen. Sie war auf die Hilfe dieser Leute angewiesen.
Einer der Männer rief ihr etwas zu, das wie ‚Stopp!‘ klang, doch sie reagierte nicht darauf, was einige Mitglieder des Schutztrupps dazu veranlasste, ängstlich zurückzuweichen.
„Ich muss mit eurem Anführer sprechen!“ verkündete Jenna laut genug, dass alle im Dorf es hören konnten – zumindest alle, die noch da waren, denn die meisten hatten sich ganz rasch in ihre Hütten verzogen.
Einer der Krieger trat mutig aus der Reihe hervor und Jenna blieb nun doch stehen, um ihm ein wenig Respekt zu erweisen. Er war ein großer, hagerer Mann, an dem Jenna keine äußerlichen Besonderheiten finden konnte. Definitiv ein normaler Mensch. Für ein paar andere Männer in der Reihe galt dasselbe. Der andere Teil des Trupps bestand jedoch aus Männern, die dem Waldschrat sehr ähnelten. Und dann gab es da noch einen, der ganz anders aussah. Er war auch sehr groß, hatte lange Gliedmaßen und wirkte sehr drahtig. Sein Körper war komplett haarlos und seine Augen … besaß er überhaupt eine Iris? Wenn, dann war diese ganz bestimmt weiß. Was für ein seltsamer Stamm war das
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