Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
persönlich Pläne für die Zukunft zu machen.
Die große Schwierigkeit lag nun darin, Jenna wiederzufinden und zwar, bevor sie Marek oder einem seiner Männer über den Weg lief. Und gerade das machte ihm große Sorgen. Es waren bereits fast drei volle Tage vergangen, seit sie sich im Wald verloren hatten. Jenna konnte inzwischen überall sein und sie konnte durchaus bereits den Bakitarern in die Arme gelaufen sein. Sie war zwar durch das Amulett vor Angriffen anderer Menschen geschützt, doch der Zauberstein vermochte es nicht, sie vor sich selbst, vor ihren eigenen Gefühlen zu schützen.
Vielleicht tat Leon ihr Unrecht, aber er hatte so ein dummes Gefühl, dass Jenna in dem Moment gefährdet war, in dem Marek selbst ihr begegnete – auch mit dem Amulett. Er hatte noch ein paar Mal über ihren dummen Streit nachgedacht, doch nie hatte er den Gedanken verdrängen können, dass da etwas zwischen Marek und Jenna war, eine seltsame Anziehung, die das Mädchen zwar nicht wollte, aber auch nicht erfolgreich bekämpfen konnte. Die beiden hatten viel Zeit miteinander verbracht. Sie war Mareks Geisel gewesen und das hatte bestimmt Spuren hinterlassen. Gab es nicht sogar in der Psychologie einen Begriff dafür? Irgendein Syndrom mit nordischem Namen, auf den er gerade nicht kam. Helsinki? Kopenhagen? Eigentlich war das auch egal. Wichtig für ihn war nur, dass Jennas Verhalten wahrscheinlich aus einem Trauma resultierte; einem Trauma, das sie noch nicht verarbeitet hatte und daher auch noch nicht erfolgreich bekämpfen konnte. Sie war ihren eigenen unterbewussten Reaktionen ausgeliefert und konnte somit Mareks Psychospielchen weder durchschauen noch ihm entkommen.
Leons Nervosität wuchs bei diesen Gedanken weiter an und er ließ sein schon sehr müdes Pferd erneut in einen leichten Trab fallen. Eigentlich hatte es sich längst eine kleine Pause verdient, doch seine innere Unruhe machte es Leon schwer, diese dem guten Tier zu gewähren. Erst nach ungefähr zehn Minuten parierte er es wieder durch, jedoch nicht weil ihn sein schlechtes Gewissen gepackt hatte, sondern weil er nicht weit von ihm entfernt Bewegungen im Wald wahrgenommen hatte. Er spähte angestrengt zwischen den Bäumen und Büschen hindurch und auch sein Pferd spitzte die Ohren, schnaufte nun eher aus Aufregung denn aus Anstrengung.
Da war eine Lichtung und irgendwer hatte dort ein kleines Lager aufgeschlagen. Konnten das schon Uryo und Wesla sein? Die beiden hatten ihn erneut begleitet und sie hatten sich erst vor ein paar Stunden getrennt, um später am Tag wieder aufeinanderzutreffen. Uryo hatte nach Vlata und Wesla nach Kirkol , den beiden in der Nähe von Ritvak liegenden Dörfern, reiten sollen, um sicher zu gehen, dass Jenna nicht versehentlich dort eingekehrt war. So hatte Leon seinen Einfall zumindest offiziell begründet. In Wahrheit hatte er die beiden Freunde nur loswerden wollen, weil sie ihn mit ihren Streitereien und dummen Fragen furchtbar genervt hatten.
Leon kniff ein wenig die Augen zusammen. Nein, das sah so gar nicht nach einem Nachtlager dieser beiden Trottel aus. Er konnte ein paar Pferde erkennen, die friedlich grasten, einen Regenschutz, den man an den Ästen von zwei Bäumen befestigt hatte, einen Karren und mehrere Personen, die sich um ein Feuer gescharrt hatten, über dem an einem Spieß ein Braten hing. Nun nahm er auch die Stimmen der Leute wahr und den Duft von leckerem Fleisch. Sein Herz machte einen kleinen Sprung, als er die Umrisse einer Frau erkannte, die sich gerade ebenfalls am Feuer niederließ. Ihre Bewegung waren zwar ein wenig ungelenk und langsam, ihm aber seltsam vertraut. Konnte das Jenna sein?
Leon schwang sich kurzerhand aus dem Sattel, packte sein Pferd an den Zügeln und band es an einem kräftiger aussehen Ast fest. Dann begann er, sich einen Weg durch das Unterholz zu bahnen, auf die kleine Gruppe von Menschen zu. Dass es keine Bakitarer waren, konnte er schon von weitem erkennen, also bestand kein Grund dafür, übervorsichtig zu sein und sich besonders leise zu bewegen.
Je näher er den Leuten kam, desto vertrauter kamen ihm ihre Stimmen und ihre Gestalten vor. Er hielt inne, zog die Brauen zusammen und sah noch einmal genauer hin. Er hatte sich geirrt: Uryo und Wes befanden sich in der Tat unter den Leuten, unterhielten sich fröhlich und aßen mit ihnen. Wie konnte man so schnell zu völlig fremden Menschen Vertrauen fa…
Leon stutzte. Einer der anderen Männer hatte sich erhoben und sich
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