Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
nachdrücklicher und erschreckender in Erscheinung. Die Menschen fürchteten den brutalen Krieger, der er nun einmal war, nicht ohne Grund.
„Wer sagt mir, dass du es nicht ebenso tust, wenn ich mit dir gehe?“ fragte sie leise, als sie ihren ersten Schrecken überwunden hatte. „Es könnte von Anfang an, dein Plan gewesen sein, die Stadt in Schutt und Asche zu legen.“
„Ich bin nicht hergekommen, um zu morden und zu brandschatzen“, erwiderte Marek.
„Warum dann?“ wisperte sie.
„Das geht dich nichts an“, gab er genauso leise zurück.
Jenna sah ihn noch ein paar Sekunden lang an, dann ergriff sie die Zügel des Pferdes und stieg schweren Herzens auf. Es war nicht so, dass sein Handeln sie vollkommen überraschte. Eine Seite von ihr hatte in dem Moment, in dem er hinter ihr aufgetaucht war, gewusst, dass er sie mitnehmen würde. Sie hatte allerdings gehofft, mehr Optionen und mehr Einfluss auf ihn zu haben, was sein weiteres Vorgehen anging. So konnte man sich täuschen.
Sie beobachtete wie Marek zu seinem Pferd lief, dicht gefolgt von Kaamo, der erneut damit begonnen hatte, leise auf ihn einzureden und ihn damit immer mehr zu verärgern schien. Jedoch wandte sich Marek weder zu ihm um, noch erwiderte er etwas. Lediglich seine Miene verfinsterte sich und er biss sichtbar die Zähne zusammen, als er sich ungewohnt schwerfällig in den Sattel seines Pferdes hievte. Allerdings brachte diese Strategie keinen richtigen Erfolg, weil Kaamo Bashin an den Zügeln festhielt und es somit dem Kriegerfürsten unmöglich machte, ihn weiterhin zu ignorieren.
Jenna hob überrascht die Brauen und drückte ihre Waden an den Bauch ihres Pferdes, um dieses näher an die beiden heranzubringen. Es reagierte sofort.
„Ich habe dir schon in Janta gesagt, dass wir Pause machen müssen“, hörte sie Kaamo in ihrer Sprache sagen. „Jetzt, nachdem wir auch noch nach Ritvak geritten sind, ist das Wahnsinn! Du kannst nicht sofort wieder losreiten, ohne dich ausgeruht zu haben! Und schon gar nicht allein!“
„Lass los oder ich schlage dir deine Hand ab!“ knurrte Marek dumpf. Der Zorn in seinen Augen machte deutlich, dass er seine Worte ernst meinte, und Kaamo fügte sich widerwillig seinem Befehl.
„Du wirst hier bei den Truppen bleiben – ist das klar?!“ schnauzte Marek den Mann weiter an. „Ich weiß, was ich tue!“
„Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte Kaamo leise.
Es war unglaublich, aber seiner frechen Antwort folgten weder ein Wutausbruch noch eine schmerzhafte Strafe. Marek atmete nur etwas tiefer und mit bitterböser Miene ein und ließ dann sein Pferd ein wenig zur Seite tänzeln, sodass es sich nicht mehr in Kaamos Reichweite befand. Dann sah er zu ihr hinüber und nickte ihr auffordernd zu.
Jenna zögerte nicht lange. Sie trieb ihr Pferd vorwärts – zumindest wollte sie es. Doch plötzlich war Kaamo neben ihr und hielt auch ihr Pferd fest. Er sah sie drängend, beinahe flehentlich an.
„Gib auf ihn Acht, ja?“ raunte er ihr zu. „Er ist noch nicht so stark, wie er vorgibt zu sein.“
„Kaamo!“ rief Marek wütend und der Mann ließ sie wieder los, nickte ihr zu. Da war so viel Sorge in seinen Augen. Wie damals, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Doch dieses Mal galt seine Sorge einer anderen Person; einer Person, die diese normalerweise gar nicht benötigte. Dennoch nickte sie ihm zu, sagte ihm damit, dass sie verstanden hatte, bevor sie zu Marek aufschloss.
„Was hat er zu dir gesagt?“ verlangte er zu wissen.
„Dass wir auf uns aufpassen sollen“, veränderte sie die Wahrheit ein wenig. Marek glaubte ihr nicht, aber das war auch nicht weiter wichtig. Viel wichtiger war, herauszufinden, warum Kaamo so etwas zu ihr gesagt hatte. Und das würde sie. Bald.
K omplikationen
M anchmal waren es die eigenen Gedanken, die es einem schwer machten, eine optimistische Grundeinstellung in Bezug auf die Zukunft zu behalten. Diese Erkenntnis war ärgerlich, aber dennoch so wahr wie das Amen in der Kirche. Leon hatte das Lager seiner Freunde eigentlich nicht mit einem völlig schlechten Gefühl verlassen. Es gab vieles, was seine Hoffnung auf einen guten Ausgang der ganzen Geschichte stärkte: Der Kontakt mit den Truppen Renons war hergestellt; Lord Hinras teilte seine Meinung über Jenna und die Macht der Steine und man wollte sich vorerst mit weiteren Angriffen auf die Bakitarer zurückhalten. Zudem würden er und Jenna eine Audienz beim König erhalten, um mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher