Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
seinem Verstand und seiner Gefühlswelt.
„Ich war heute der Späher und bin in die Stadt geritten.“ Er schluckte. „Die Bakitarer sind dort und haben große Teile Ritvaks besetzt.“
Leon stockte der Atem. Das war fürwahr eine furchtbare Nachricht.
„Einer der Bürger hat mir erzählt, dass es von Tag zu Tag mehr werden“, fuhr Gunta fort. „Sie sammeln sich dort und behalten vor allem die Gasthäuser im Auge. Bisher haben sie niemandem etwas getan und verhalten sich friedlich. Aber sie haben etwas vor, warten nur auf den richtigen Zeitpunkt um zuzuschlagen – das glauben zumindest die Bürger.“
Leon war schlecht. Wenn Jenna sich in Foralts Gasthaus befand, war es gut möglich, dass sie irgendwann entdeckt wurde. Und wenn sie den Stein einsetzte, um sich oder andere Personen zu beschützen, wusste sofort jeder über ihre Kräfte Bescheid. Es würde sich herumsprechen und mit Gewissheit irgendwann bei Marek landen und dann würde er kommen und sie holen – wenn er das nicht schon längst getan hatte. Gott! Das durfte er nicht denken! Es machte ihn nur verrückt.
„Was immer es auch ist, das, was sie vorhaben, wird nichts Gutes sein“, wandte Gideon ein. „Und irgendwann werden sie zuschlagen, was heißt, dass wir zu diesem Zeitpunkt möglichst nicht in der Stadt, sondern besser bereits auf dem Weg zu König Renon sein sollten – mit Jenna zusammen.“
„Und wie sollen wir mit ihr zusammentreffen, wenn wir hier weiter ausharren?“ fragte Leon ungeduldig. „Wenn sie noch in der Stadt ist, müssen wir irgendwie zu ihr stoßen, sodass sie uns alle, einschließlich Foralt und seiner Familie, mit Hilfe des Amuletts sicher zu den Truppen König Renons bringen kann. Wir dürfen sie nicht im Stich lassen.“
„Das hatten wir auch nicht vor!“ erwiderte Cevon sofort. „Was uns bisher gefehlt hat, war ein guter Plan.“
Leon nickte einsichtig. Er hatte seinen Freunden damit keinen Vorwurf machen wollen. Er hatte nur das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlief und in solchen Situationen war er nicht unbedingt die geduldigste Person.
„Ich denke, das größte Problem wird es wahrscheinlich sein, ungesehen in das Dorf und dann auch noch in Foralts Gasthaus zu kommen“, überlegte er. „Wenn Jenna noch dort ist, brauchen wir uns zumindest keine Sorgen mehr darum zu machen, wie wir aus Ritvak wieder raus kommen.“
„Warum sollte sie nicht mehr dort sein?“ fragte Cevon ein wenig verwirrt.
Leon presste die Lippen zusammen und dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. Er wollte seine Freunde eigentlich nicht noch weiter beunruhigen, aber hielt auch nichts davon, sie anzulügen.
„Wenn Marek ebenfalls in der Stadt war, noch bevor ihr davon erfahren habt, dass die Bakitarer dort sind …“
Er sprach nicht weiter. Das brauchte er auch nicht. Zumindest einer Person war sofort klar, worauf er hinaus wollte.
„… dann wird er sie weggebracht haben, um zu verhindern, dass sie sich einmischt“, beendete Uryo seinen Satz und wurde gleich ein wenig bleicher.
„Marek?“ wiederholte Cevon verwirrt. „Aber der soll doch tot sein!“
„Das war nur ein Gerücht, das die Bakitarer selbst gestreut haben, um Renon und seine Soldaten aus ihren Verstecken zu locken“, erklärte Leon rasch.
Aufgeregtes Tuscheln und entsetztes Keuchen war die Folge seiner so schockierenden Nachricht. Cevon schloss kurz die Augen und atmete tief ein. „Gut“, sagte er mit fester Stimme. „Dann lebt dieser Teufel noch und wird wahrscheinlich versuchen uns das Leben in nächster Zeit zur Hölle zu machen. Ändern können wir das jetzt nicht.“ Sein Blick wanderte zu Gunta. „Du weißt, wie Marek aussieht, oder?“
„Ungefähr“, gab ihr beider Freund zögernd zu. „Ich hab ihn allerdings dort weder gesehen, noch haben mir die Leute berichtet, dass er da ist.“
„Die wenigsten Menschen wissen, wie er aussieht“, meinte Leon, „aber ich glaube, wenn er noch da wär, hätte sich das schon herumgesprochen, weil es das ist, was er will.“
„Dann lasst uns erst einmal davon ausgehen, dass Jenna noch bei Foralt ist“, sagte Gideon. „Wie gehen wir weiter vor?“
Niemand antwortete sofort auf die Frage. Stattdessen überlegte jeder für sich, wie man die Bakitarer überlisten konnte. Im Grunde gab es nur eine Möglichkeit …
„Wir müssen uns in die Stadt schleichen“, sprach Leon seine Überlegung laut aus. „Ich muss selbst mit Foralt sprechen und mir ein Bild davon machen, was in Ritvak los ist
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