Falco Die Biografie
hat mir mein Mann Vorhaltungen gemacht und gesagt, ich sei schuld, dass er Musiker geworden ist. Später hat er seine Meinung geändert – er verstand, dass unser Sohn wohl in keinem anderen Beruf so viel hätte verdienen können wie mit der Musik.«
Und er wäre wohl auch in keinem anderen Job nur annähernd so glücklich gewesen wie jetzt.
»Für meinen Vater«, erinnerte sich FALCO später, »war das kein Beruf, aber er steht andererseits auf dem Standpunkt, dass Bankkonten nicht lügen können. So fand er dann alles prima. Er sagt, wenn es den Leuten gefällt, dann müssen sie schon einen Grund haben, warum es ihnen gefällt, auch wenn ich es nicht verstehe. Anfangs, auch nach meinen ersten großen Erfolgen, fand er alles nur eine Herumzigeunerei, ohne rechte Perspektiven, inzwischen hat er es sich aber abgewöhnt, mich zu fragen, wie denn das alles weitergehen soll. Er hat eingesehen, dass da eine gewisse Kontinuität ist.«
Aus der Bredouille – einerseits keinen Bock auf den Schreibtischjob in der Pensionsversicherungsanstalt zu haben, andererseits nur recht diffuse Vorstellungen von einer besseren, erstrebenswerteren Zukunft – rettete sich FALCO mit einer freiwilligen Meldung zum österreichischen Bundesheer. Maria Hölzel: »Der Vater eines Freundes von Hans war Oberst bei den Panzergrenadieren, und er versprach ihm, er würde sich dafür stark machen, dass er zu seiner Truppe käme. Hans verließ sich darauf, aber als es Herbst wurde und er immer noch keinen Einberufungsbefehl hatte, war er in Sorge.« Er wollte im September 1974 einrücken, im darauffolgenden Februar wurde er 18 Jahre. Anfang September fing er an, hektisch herumzutelefonieren. Er hatte sich voll und ganz darauf eingestellt, seine acht Monate Grundwehrdienst abzuleisten, und er hing finanziell in der Luft, wenn die Sache schiefging.
FALCO war schon zu jener Zeit nicht auf den Mund gefallen, und so landete er schließlich im Vorzimmer des damaligen Verteidigungsministers Karl Lütgendorf. Er redete am Telefon so geschickt mit den Beamten, bis sie ihm gestatteten, ins Ministerium zu kommen und sein Anliegen persönlich vorzutragen. FALCO erzählte von seinen Plänen und seinem Wunsch, den Bundesheerdienst so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um auf die Musikhochschule gehen zu können.
»Ihre Wünsche in allen Ehren, junger Mann«, beschied ihm der Beamte im Ministerium kühl, »aber wir haben nur ein Kontingent von 3000 Plätzen für Freiwillige, und das ist bereits ausgefüllt. Sie müssen sich schon bis zum Frühjahr gedulden, dann werden Sie 18 Jahre, dann können Sie wiederkommen.«
Aber irgendwie beeindruckte er den Beamten mit seiner Selbstsicherheit und der Dringlichkeit, mit der er darauf bestand, jetzt seinen Wehrdienst zu leisten. Jedenfalls machte er es schließlich doch möglich, dass FALCO zuerst in Kaiserebersdorf, einem östlichen Vorort Wiens, und nach sechs Wochen Grundausbildung in der Meidlinger Kaserne seinen Wehrdienst ableisten konnte: »Mir ist es sehr gut ergangen. Ich wurde dort zu einem regelmäßigen Leben gezwungen, etwas, was mir sonst immer gefehlt hatte. Wir aßen immer zur selben Zeit, machten immer zur selben Zeit Sport, ich habe zwar gefressen wie ein Scheunendrescher, aber ich nahm nicht zu. Ich habe mich beim Joggen und bei den verschiedenen Wehrübungen recht verausgabt. Ich fand die Zeit ganz gut.«
Er war bei der Fernmeldeaufklärung. »Eine ziemlich lasche Truppe«, sagte er später. Die Chargenschule bestand er mit einem »Sehr gut« und nach ein paar Wochen durfte er die Truppe jeden Abend um 17 Uhr verlassen und daheim schlafen.
Maria Hölzel: »Es war ganz witzig, was er mir nach seiner Abmusterung erzählte – da sprach ihn nämlich ein Vorgesetzter an und fragte ihn geradeheraus, in welcher Beziehung er zum Verteidigungsminister stünde. Hans war ziemlich verwundert und der Offizier drängte ihn: ›Schauen Sie, Hölzel, jetzt können Sie es doch zugeben, sind Sie verwandt mit dem Minister oder sind Ihre Eltern befreundet?‹ Hans wusste wirklich nicht, wie er dazu kam, aber als der Offizier immer mehr insistierte, dämmerte ihm langsam, dass man offenbar die Einflussnahme aus dem Ministerium bei seiner Einberufung auf persönliche Verbindungen zum Minister zurückgeführt hatte. Die Vorgesetzten hatten ihn die ganze Zeit über mit Glacehandschuhen angefasst, weil sie meinten, er hätte höchste Protektion.«
FALCOS kleine Wohnung sah damals aus wie die Räume von
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