Falco Die Biografie
mochte nicht mehr über seinen Schatten springen. »Ich will nicht dauernd erklären müssen«, rechtfertigte er sich, »ob ich ein gestyltes Kunstprodukt bin oder nicht. Ich will nicht den Anteil der Propaganda herausdividieren müssen, aus dem, was ich mache, das nervt mich.« Im Juli 1986 erschien die Story dann und der Autor schrieb: »Wenn FALCO heute auf sein Image angesprochen wird, ist es mit dem Humor schlagartig vorbei. Geht die Frage noch weiter und gipfelt in der Unverfrorenheit, nach dem wahren Urheber des so telegenen aufbereiteten Persönlichkeitsbildes zu forschen, ist der Ofen überhaupt aus. Hölzel: ›Ich gebe keine Antwort mehr auf Fragen wie: ›Wie viel lässt du dir sagen?‹ Ich lass mir nämlich überhaupt nichts sagen. Wenn ich mir etwas hätte sagen lassen, dann wären wir heute nicht da. Dann wäre ich nämlich in der Pensionsversicherungsanstalt oder der Creditanstalt oder sonst wo.‹«
Auf einen Nenner gebracht: FALCO hatte damit tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Als er eines Abends heimkam und seiner Mutter rundheraus erklärte, er wolle den sicheren Job bei der Pensionsversicherungsanstalt aufgeben, fiel Maria Hölzel aus allen Wolken: »Ich hatte mir für meinen Sohn immer Sicherheit gewünscht. Ich fand den Gedanken sehr beruhigend, dass er mit 27 Jahren als Beamter unkündbar gewesen wäre. Es wäre ja eine Lebensstelle gewesen. Für mich als Mutter wäre es sicher ein gutes Gefühl gewesen, wenn er Beamter geworden wäre.«
Und: »Man kann ja nie voraussehen, was aus einem Leben wird. Ich sagte Hans damals: ›Schau mal, andere wären so froh, wenn sie diesen Posten hätten, den du jetzt wegschmeißt.‹ Und er antwortete: ›Meinst du, dass ich glücklich werden kann, wenn ich mit 60 Jahren nach einem Schreibtischjob in Rente gehe und immer dem unerfüllten Traum nachtrauere?‹ Ich verstand zwar, was er meinte, aber es war damals doch so wichtig, dass er eine Stelle hatte! Mir hat es wirklich nicht gefallen, als er alles aufgab.«
Es gab allerdings ein Argument, mit dem konnte FALCO die Mutter etwas beruhigen. »Er versprach mir, er würde anfangen, auf die Musikhochschule zu gehen und Musik zu studieren. Ich wusste ja, wie talentiert er war und dass die Musik seinen Lebensinhalt bedeutete. Also akzeptierte ich seine Kündigung.«
FALCO: »Meine Zukunft lag ziemlich verschwommen vor mir, ich hatte kaum Vorstellungen, was in fünf oder in zehn Jahren werden sollte, ja, im Grunde wusste ich nicht einmal über meine nächste Zukunft Bescheid. Anfangs träumte ich nicht von einer Karriere als Sänger oder Solomusiker, ich wollte Instrumentalist werden und Spaß in einer Band haben. Ich konnte in der Zwischenzeit ganz gut Bassgitarre spielen, und ich wollte mir das mit meinem Spiel zusammenverdienen, was ich zum Leben brauchte.«
Er organisiert gemeinsam mit Freunden eine Band. Seine erste Gruppe nennt sich Umspannwerk. Die Eltern eines Freundes von Hans besitzen in Kaltenleutgeben, etwa 15 Kilometer westlich von Wien, ein Haus, und im Keller können die Jungen proben. Hans redet so lange auf seine Mutter ein, bis sie sich bereit erklärt, ihm ein Moped zu kaufen. Nun ist er mobil und kann, so oft er will, nach Kaltenleutgeben fahren.
»Meine Freunde zu der Zeit waren viel älter als ich, in der Band – ich war 17 – waren noch ein 32-Jähriger und ein 35-Jähriger. Mir gefiel einfach der geschliffene Spruch der Älteren, deren Schmäh. Ich hab den dann für mich adaptiert und angenommen.«
Er wirkte damals frühreif. »Ich war weder ein Halbstarker noch ein bebrillter Klaviertiger, ich glaube, jeder kreative Beruf, ob man nun schreibt, malt oder Musik macht, bringt eine gewisse Gegensätzlichkeit der Charaktere mit sich, das sind im Grunde alles Freaks, die man nicht über einen Leisten schlagen kann.«
Die Los Angeles Times schreibt über diese frühen Jahre:
»FALCO sah in der Rockmusik einen Weg zu einem freieren Lebensstil. Und verständlicherweise waren seine Eltern, die aus der Arbeiterklasse stammten, entsetzt, als er die Schule und alles aufgab, um eine Rock-Band zu gründen.«
Als FALCOS Vater, der in der Zwischenzeit eine Servicefirma für Blechbearbeitungsmaschinen in der Kamarschgasse in Favoriten, dem 10. Bezirk Wiens, eröffnet hat, erfährt, dass sein Sohn von der Schule abgegangen ist und vorhat, Musiker zu werden, ist er strikt dagegen. Maria Hölzel: »Anfangs, als noch nicht abzusehen war, wie sich das Leben des Jungen entwickeln würde,
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