Falco Die Biografie
Aufbau, das Drumherum muss auf ihn zugeschnitten sein. Sonst fehlt das Knistern. Trotzdem ist David Bowie ein Künstler, der in der Popmusik Richtungen gesetzt hat. Unsere heutige Entdeckung, dass die reine Musikperformance aufgehört hat, hat er schon Mitte der 70er-Jahre gemacht und mit seinen Shows vorexerziert, wo’s langgeht. David Bowie inszeniert sich laufend selbst. Ich glaube, wenn du ihn zu Hause siehst, kannst du das gar nicht vergleichen mit der öffentlichen Person Bowie.«
Obwohl FALCO schon lange, ehe er eine eigene Karriere starten konnte, erkannt hat, wie wichtig die Präsentation des Künstlers ist, weiß er, dass der Glamour und Flitter auf der Bühne oder im Video-Clip nicht alles sein könne. Mitte der 80er-Jahre sagte er: »Das Plattengeschäft ist ein absolut moralisches Geschäft, denn niemand, oder sagen wir kaum jemand geht in einen Plattenladen und kauft eine Platte, weil der Sänger zufällig einen tollen Hut auf hat oder weil er im Fernsehen so gescheit dahergeredet hat. 998 von tausend Plattenkäufern erstehen eine Platte, weil sie ihnen gefällt, weil sie die Musik anmacht, weil sie sie haben müssen .« Vielleicht hat sich diese These in den Jahren, die seither vergangenen sind, verändert, aber im Großen und Ganzen ist es natürlich immer noch die Liebe zur Musik, die die Menschen CDs erwerben oder ins Konzert gehen lässt.
FALCO selbst kaufte stets jede neue David-Bowie-Scheibe, die auf den Markt kam, und jede Platte von Frank Sinatra. Bei den anderen Künstlern wählte er aus, was ihm gefiel, da kaufte er nicht blind: »Frank Sinatra ist das typische Beispiel dafür, dass sich auch bei großen Namen, bei Markenzeichen, nur Qualität an den Mann bringen lässt. Es kann sein, dass Sinatra von einer Platte 250 000 Stück verkauft und von der nächsten plötzlich dreieinhalb Millionen.« Ein Phänomen, das auch FALCO zeit seines Lebens verfolgte und sogar nach seinem Tod mit »Out Of The Dark« einen Höhepunkt erreichte.
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Zu jener Zeit, als FALCO auf David Bowie aufmerksam wird, sind seine eigenen Karrierevorstellungen noch verschwom-men. Seine Gewichtsprobleme jedoch bekam er im ersten halben Jahr seines Angestelltendaseins in den Griff: »Ich habe einfach aufgehört zu essen und war wieder ansehnlich geworden.«
Hans reagiert immer ganz ausgeprägt auf sein Gegenüber oder auf die Art, wie man ihn behandelt. Er konnte sehr offen und witzig sein, aber auch verschlossen und böse; er konnte sich, wenn er fühlte, dass ihn jemand anzugreifen versuchte, wie eine Auster verschließen. Ein Wesenszug, den er, sehr zum Missvergnügen seiner Pressemanager, nie abgelegt hat. Langweilige, dumme Interviewfragen beantwortete er oft mit frecher Arroganz, die Reporter oft wie ein Eisblock traf. Horst Bork erinnert sich: »Ein Journalist von ›Popcorn‹ hat ihn einmal in einem Interview genervt. Das war damals ein ganz cleverer, kleiner Kerl, aber FALCO mochte ihn nicht mehr sehen. Der Reporter kam dann einmal auf das Aids-Thema zu sprechen und Hans sagte, er wolle dazu nichts mehr sagen. Der Journalist insistierte aber weiter, bis es FALCO herausrutschte: ›Über Aids spricht man nicht, Aids hat man!‹ Es war ein Stilmittel, um Ruhe zu haben, nachher tat ihm der Satz leid.« Aber viele andere Zeitungen nahmen das Zitat auf und der Skandal war gegeben. Ein Kulturredakteur der großen Frankfurter Allgemeinen Zeitung fragte ihn einmal, was er mit seinen neuesten Song Lyrics ausdrücken wolle, und Hans Hölzel antwortete genervt: »Den Pickel auf meinem Hirn.« Horst Bork: »Solche Unverschämtheiten waren sein Stilmittel, um einen Strich zu ziehen. Das waren Antworten, da konnte er sicher sein, da kommt nichts mehr nach.« Bork sagt auch: »Er war der Frechste von allen damals, der am wenigsten Angepasste. Obwohl er mit der Arroganz nur spielte, um eine Distanz zwischen sich und der Welt zu schaffen. Wenn er merkte, es wird zu viel, hat er sofort zurückgerudert.«
Im Mai 1986 war ein Interview mit einer wichtigen österreichischen kulturpolitischen Zeitschrift verabredet gewesen, die eine Titelstory über FALCO produzieren wollte. Nachdem sich der Reporter und Hans Hölzel miteinander bekannt gemacht hatten, zogen sie sich mit jeweils einem Glas Wein zum Gespräch zurück. Es vergingen nur wenige Minuten, da kam der Interviewer völlig konsterniert zum Manager von FALCO. Hans hatte ihn einfach hinausgeworfen, obwohl er wusste, wie wichtig das Interview für ihn sein würde. Aber er
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