Falco Die Biografie
Abertausenden anderen jungen Männern seines Alters. Seine Mutter erinnert sich: »Überall an den Wänden hingen nur Poster, Poster, Poster. Überall Plakate von Rock-Stars. Wenn ich zurückdenke, kommen mir am deutlichsten die vielen Poster von Elvis Presley ins Gedächtnis, ich denke, bei allen Vorlieben, die er damals hatte, dürfte ihn Elvis Presley doch am meisten beeindruckt haben.«
Während der acht Monate beim Bundesheer hat FALCO immer wieder Zeit, sein Gitarrenspiel zu vervollkommnen. »Damals habe ich genau genommen erst richtig gelernt, mit der Bassgitarre umzugehen.« Maria Hölzel: »Er hätte sogar zur Militärkapelle kommen können und versuchen, dort die Musik zu seinem Beruf zu machen, aber das wollte er nicht.«
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Im Mai 1975 nach der Abmusterung ist FALCO fast jeden Abend in einem Lokal namens Voom Voom zu finden. Der Schuppen im 8. Bezirk wurde sieben Jahre zuvor, auf dem Höhepunkt der Hippie-Kultur, in einem ausrangierten Keller gegründet. Edek Bartz, der viel später FALCOS Tourneemanager und enger Begleiter werden sollte und selber Platten machte (»Geduldig & Thiman«), war Ende der 60er-Jahre der Disc-jockey der ersten Stunde.
»Das Voom Voom«, sagt er, »war mehr als ein Amüsierlokal, es war eine Art Philosophie.« In der Musikauswahl, die jede Nacht getroffen wurde, hob man sich deutlich von den übrigen Diskotheken mit ihrer griffigen Flower-Power-Berieselung ab.« Knaller wie der Stone-Hit »Let’s Spend The Night Together« oder »Wild Thing« von den Troggs oder einfach die Musik von Frank Zappa wurden im Voom Voom immer wieder verlangt.
Von außen sah der Laden recht unauffällig aus, eine schmale Straße mit heruntergekommenen Jugendstilhäusern, eine Doppeltür, die nur schlecht beleuchtet war, daneben die ausladenden Schaufenster eines riesigen Cafés, in dem man mit Hilfe von Tischtelefonen allerlei Bekanntschaften schließen konnte.
Man musste eine steile Treppe hinuntersteigen, ehe man in den psychedelisch gestylten, dunklen, nur durch einzelne starke Scheinwerferspots erleuchteten Raum kam, in dem getanzt wurde. Der Discjockey saß auf einer Art Kanzel, rund um die Tanzfläche waren kreisrunde Nischen mit Tischen und Stühlen.
»FALCO war damals sehr ruhig, nicht laut, eher unauffällig«, sagt Billy Filanowski, der sich 1975 im Voom Voom mit FALCO anfreundete und später sein engster Vertrauter wurde. »Wir mochten beide den Disco-Quatsch nicht, und das, was im Voom Voom gespielt wurde, Deep Purple, Genesis, Peter Gabriel, das war eher etwas für die Ohren von uns Einzelkämpfern.«
FALCO kam jede Nacht. »Er war im Umgang mit fremden Menschen eher zurückhaltend, fast schüchtern«, erinnert sich Billy. »Er wurde nie unangenehm laut, er war immer ein netter Kerl.«
Das Voom Voom oder, hin und wieder, das Montevideo in der Annagasse im 1. Bezirk, Band-Proben mit seinen Freunden, schlafen bis zum späten Vormittag, das war, grob gesehen, das Leben von Hans.
Er war klug genug, um längst zu wissen, es war hoch an der Zeit, seinem Leben einen Kick in eine bestimmte Richtung zu geben. Für ihn war klar, dass diese Richtung eine Einbahnstraße war – hin zur Musik.
DIE WIENER SZENE
Das Typische an mir
Ich bin untypisch ganz
und gar
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Manchmal dachte FALCO darüber nach, wie eigentlich alles losgegangen war. Was war das auslösende Moment, das die einzelnen Steinchen zu einem ganzen Mosaik zusammengefügt hat?
»Wenn man anfängt, ernsthaft darüber nachzudenken«, sagte FALCO, »ist man eigentlich auch schon am Ende. Ein 19-Jähriger, der ganz gut Bassgitarre spielt, kann nicht einfach hergehen und sagen, jetzt werde ich Pop-Star. Das hat zu passieren. Und eine der wunderbarsten Erfahrungen meines Lebens ist, dass, wenn man fest daran glaubt, dass etwas zu passieren hat, es auch passiert.«
Der Weg zum Ruhm als passives Erlebnis.
Hans Hölzel: »Dieses Darüber-Nachdenken, warum und wie etwas geschieht, fängt ja nicht unbegründet oder aus einer plötzlichen Neugierde heraus an, sondern man macht es, wenn einem einmal etwas schiefgeht. Dann fragt man: Was habe ich früher besser gemacht? Wieso lief es damals und jetzt nicht? Man setzt sich hin und versucht zu analysieren, was man falsch gemacht hat. Udo Jürgens sagte mir einmal, als ich mit ihm dieses Problem diskutierte, es sei wahrscheinlich ganz verkehrt, sich darüber den Schädel zu zerbrechen, was man damals gut und später schlecht gemacht hat. Er sagte mir – und das habe ich mir gut gemerkt:
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