Falco Die Biografie
›Den Respekt bei den Leuten schaffst du dir ohnedies nur durch deine Arbeit, und das nicht innerhalb von fünf Jahren, sondern von fünfzig Jahren. Unser Geschäft ist eine Schleudersitz-Handlung, aber genau genommen ist das heutzutage vermutlich in jedem Job so, wer nicht funktioniert, der wird fallen gelassen.‹«
FALCO machte schon am Anfang seiner Laufbahn wenig Hehl daraus, wie sehr er auf Erfolg aus war. 1976 kamen aus England neue, harte Musiktöne: der Punk. Sid Vicious und seine Sex Pistols, im CB/GB’s in der Bowery in Manhattan trat eine junge Frau namens Deborah Harry mit Blondie auf, plötzlich war die Disharmonie für Auge und Ohr angesagt, Amateure oftmals, jedenfalls keine professionellen Künstler wie am Anfang der Pop-Bewegung, stellten sich einfach auf die Bühne und machten Musik.
Sie versuchten gar nicht, sich anzupassen oder für ihre Auftritte besser zu kleiden. Leder, genietete Stiefel, kurz geschorene Haare, der Punk kam aus der Arbeiterklasse Englands und von der Ostküste Amerikas und versuchte nie, sich eine gängige Glasur zu verpassen.
Der Punk fegte wie eine Sturmbö heran, löste alles Sanfte, Weiche ab. »Hans war von Anfang an vom Punk fasziniert«, erinnert sich einer seiner ältesten Band-Kollegen, Stefan Weber, »aber auch dabei suchte er immer nach einem eigenen Stil.«
Mit 19 Jahren geht Hans Hölzel ans Musikkonservatorium. Er macht es recht lustlos, weniger aus eigenem Antrieb, als vielmehr, um seiner Mutter einen Gefallen zu tun.
Im November 1985 erinnert sich FALCO in einem Interview für das Magazin Penthouse an die frühen Jahre: »Ich war auf der Schiene, ein stuhllangweiliger Mittelbürger zu werden. Von dieser Schiene bin ich abgesprungen. Aufstiegsdroge für mich war die Musik, weil da ein gewisses Talent und ein Inte-resse war; außerdem konnte man bei den Mädeln prima angeben – mit Gitarrenkoffer und so. Ist eigentlich auch ganz gut gelaufen.«
Berlin war Ende der 70er-Jahre die Stadt des David Bowie, die Stadt, in der die Lichter der Neuen Deutschen Welle, des deutschen Punk, des Rap, erst ganz entfernt am Horizont aufflackerten. Hans entschloss sich, für eine Weile nach Berlin zu ziehen. »Ich hatte nie Geld in Berlin. Ich habe anfangs Jazz gemacht, ich habe 150 Mark pro Abendauftritt bekommen, das war schon eine ganze Menge, aber es war auch immer weniger, als ich ausgegeben habe.«
Er wird nicht ansässig in Berlin, dazu ist die Verbindung nach Wien noch viel zu stark, doch er fährt immer wieder hin, kommt bei Freunden unter und »am Ende werde ich wohl alles in allem eineinhalb Jahre in Berlin zugebracht haben«.
Vor allem zeigen ihm die Reisen nach Berlin eines: Auch dort wird – musikalisch – nur mit Wasser gekocht. Vieles, was er sich von der Fremde erträumt hat, lässt sich nicht verwirklichen. »Und ich habe eingesehen, dass wir damals in Wien gar nicht so sehr hinterherhinkten, wie wir selber dachten. Da war eine neue Szene, da waren Ideen, und da war vor allem Kraft. Am Ende war ich mir darüber im Klaren, dass sich gerade in Wien viel verwirklichen lassen würde.«
Aber er war noch zu jung, um Berge zu versetzen.
2
Als Hans Hölzel intensiv daran denkt, seinen Lebensunterhalt mit Musikmachen zu verdienen, beschließt er, auch offiziell einen Künstlernamen anzunehmen. »Er hat«, erinnern sich Freunde von damals, »Jahre davor alle möglichen Pseudonyme in Erwägung gezogen.« Eines schien ihm damals allerdings unmöglich: Eine internationale Karriere mit seinem richtigen Namen – Johann Hölzel – zu beginnen.
Hölzel, das war einfach zu wienerisch. Zu allem Überfluss gilt »Hölzeln« in Wien noch als dialektisches Synonym für einen Sprachfehler. Diese Doppelbedeutung im Slang machte sich viele Jahre später der steirische Sänger Wilfried zunutze, als er in einem Song-Text, »Mein Haustier ist ein Falke, der hölzelt vor sich hin« FALCO verulkte. FALCO war ziemlich sauer, als er das Lied zum ersten Mal hörte, und er fand es erbärmlich, dass ein anderer Sänger der Austro-Pop-Szene versuchte, sich mit solch einem Wortspiel an seinen Erfolg anzuhängen.
Der Streit der beiden nahm immer gewaltigere Formen an, am Ende weigerte sich FALCO sogar, mit Wilfried gemeinsam auf der Bühne zu stehen, ja, überhaupt in einem gemeinsamen Gig aufzutreten. An dieser Auseinandersetzung scheiterte auch die Teilnahme von FALCO am Benefiz-Projekt »Austria für Africa«. Es gab einen Riesenstreit um die Goodwill-Platte nach dem Vorbild
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