Falco Die Biografie
von Bob Geldof, und FALCO wurde besonders angegriffen, weil er sich auch nicht einmal für einen guten Zweck dazu hatte breitschlagen lassen, bei den Studioaufnahmen mitzuwirken. Man warf ihm vor, er sei überheblich und hätte sich selbst ins Abseits gestellt. Er verteidigte sich so: »Es wäre taktisch sicherlich klüger gewesen, das Ding zu machen. Zu sagen, okay, Hansi, du bist so weit drüber, dass es dir eigentlich wurscht sein kann, ob der Herr Wilfried einen Streit hat mit dir oder nicht, der gar kein Streit war. Eine hungernde Mutter in Äthiopien wird es sehr nebensächlich finden, dass ich mit ihm einen Streit habe. Für mich war es aber nicht nebensächlich, weil es mich sehr verletzt hat, wenn da einer auf meinem Rücken seine Promotion macht. Er hat einen sehr billigen Schmäh gegen die sogenannte Schickeria geführt. Das hätte er dem Rainhard Fendrich überlassen sollen, der kann das nämlich viel besser.«
Es gab dann noch eine Textzeile, wo es sinngemäß heißt, dieser Falke hätte nur heiße Luft als Lebenssinn, und das ärgerte Hans Hölzel besonders. »Wie’s mit der heißen Luft aussieht, merkte man ja kurz darauf. Von seiner Single weiß man nicht einmal mehr, dass sie erschienen ist, von meinen Platten schon.«
Tatsächlich warf man später FALCO wiederholt vor, er hätte seine Auseinandersetzung auf Kosten der ärmsten, hungernden Menschen geführt. Was nur wenige erfuhren: FALCO ging selbst zu Karlheinz Böhm, der der Sachverwalter des eingespielten Geldes werden sollte, und entschuldigte sich dafür, nicht bei der Platte mitgemacht zu haben. »Ich sagte ihm, das Entscheidende sei aber, dass genug Geld zusammenkommt.« Und FALCO zahlte das aus eigener Tasche, was die anderen mit ihrem Gesang einspielten.
Im Grunde ist FALCO nicht nachtragend, und als er am 29. Juli 1985 Wilfried in Graz trifft, geben die beiden einander versöhnlich die Hand. Sie wurden zwar später nie dicke Freunde, aber es herrschte Frieden.
Jedenfalls war Hans Hölzel schon viel früher klar, dass er für eine internationale Karriere einen guten Künstlernamen brauchte.
Eines Tages – um genau zu sein, es war am 1. Januar 1977 – sitzt er vor dem Fernsehapparat und sieht sich die Übertragung des Skispringens aus Garmisch-Partenkirchen an. Er hat eigentlich nicht sonderlich viel für den Skisport übrig und schon gar nicht fürs Skispringen, aber ein Typ imponiert ihm. Es ist der Star der damaligen Springerelite, der Deutsche Falko Weißpflog, ein schmächtiger, blonder Junge, der seiner Konkurrenz turmhoch überlegen ist.
An diesem Tag geht ihm der Name Falko nicht mehr aus dem Kopf. Der Falke ist ein Vogel, ganz nach Hans Hölzels Geschmack, ein gewandter Flieger, scharfäugig und clever. Und der Name lässt sich international gut vermarkten. Falcon ist der englische Name des Falken, wenn er statt dem K ein C nimmt, gibt es in Amerika keine Verständigungsprobleme.
Anfangs fügt er dem Namen FALCO noch erfundene Namen hinzu. In den Berliner Szenelokalen, wie dem Jungle oder dem Quartier Latin, tritt er als FALCO Stürmer und dann als FALCO Gottehrer auf. »Dann habe ich mir gedacht, eigentlich reicht FALCO, und offenbar hatte ich recht. Den Nachnamen habe ich einfach vergessen.«
In Wien organisiert er gemeinsam mit Wolfgang Staribacher, dem Sohn des damaligen österreichischen Handelsministers Josef Staribacher, und Peter Vieweger eine eigene Band, die er Spinning Wheel nennt.
»Der Wolfi Staribacher war natürlich von daheim gut betucht«, sagt Maria Hölzel, »aber Hans musste damals sehen, wo er finanziell blieb. Er hat sein Konto kräftig überzogen, und ich musste ihm immer wieder aus der Patsche helfen. Er versuchte auch hin und wieder, seinen Vater um Geld anzugehen.« Der erinnert sich: »Ich sagte ihm damals, dass das nicht so weiterginge. Ich sagte ihm, er könne von mir aus nur Musik machen und brauche sonst keinen Beruf ergreifen, doch müsse er wenigstens so viel Geld verdienen, wie er zum Leben brauche.«
FALCOS Freund Wolfgang Staribacher wohnte in Hütteldorf, einem westlichen Randbezirk von Wien, und FALCO hielt sich oft im Hause des Freundes auf, wo man auch häufig probte.
3
Die Zeit, die nun folgte, prägte FALCO. Die Fantasiegebilde der aufrührerischen 60er-Jahre waren vorbei. Nach dem Schock, als der Club of Rome ein Ende des Wachstums prophezeite, wurde das Klima in unseren Breitengraden sichtlich kühler und berechnender.
Von immer mehr klugen Leuten wurde das Wunder der
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