Falco Die Biografie
war er verändert. Er hatte eine Gummipuppe in der Hand, als wäre es ein Mädchen. Und er sah die Puppe immer ganz verliebt an und sang dazu ›Püppchen, du bist mein Augenstern. Püppchen, hab dich zum Fressen gern.‹ Ich war wirklich verblüfft. Ich dachte, mein Gott, der Kerl hat ja eigentlich eine ganz gute Stimme!« Am Ende trampelten die Zuschauer vor Vergnügen und Maria Hölzel klatschte stolz heftig mit.
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Im Mai 1979 hat FALCO 12.000 Schilling zusammengespart. Er lebt sehr bescheiden, fährt einen klapprigen, grau lackierten VW Käfer (den er später seiner Stiefschwester Guggi, der Tochter aus der zweiten Ehe von FALCOS Vater, schenkte), und der einzige Luxus, den er sich schon sehr früh leistet, ist ein Videorekorder. Er kommt kaum zum Fernsehen, weil er abends meist auf Tour ist, und wenn er dennoch interessante Filme sehen möchte, muss er sie aufzeichnen.
Er findet es an der Zeit, endlich selbst eine Platte zu produzieren. Mit den 12.000 Schilling in der Tasche geht er in das Plattenstudio Cloude one von Renée Reitz in der Grünangergasse in Wien und spielt zwei Nummern ein. Auf der einen Seite soll »Chance To Dance« sein, eine Eigenkomposition, ein recht unausgegorenes Jugendwerk mit südamerikanischem Einschlag, und dann noch »Summer«. Bei den Aufnahmen begleiten ihn die Spinning Wheel.
Die beiden Songs kamen jedoch nie auf den Markt, sie schlummern immer noch in irgendeiner Schublade. Auch der Platte, die FALCO mit seiner Band produzierte, bleibt der erhoffte Erfolg versagt.
Immer mehr stößt es ihn jetzt ab, dass er sein Geld damit verdient, kommerzielle Discomusik wie »Grease« zu spielen und nicht das machen zu können, wozu er Lust hat. Er weiß längst – »die Punks waren am Anfang eine rein intellektuelle Strömung, aber die Quintessenz war dann schließlich nur No Future«. Damit bewegten sie sich selbst in eine Sackgasse. Es musste Leute geben, die sich etwas Neues einfallen ließen, und er fühlte sich stark genug, ein paar neue Intentionen mitzubringen.
Zur gleichen Zeit entsteht in Wien eine atemberaubend progressive Art, griffige Unterhaltungsmusik mit Schauspiel und Pantomime zu präsentieren: das 1. Wiener Musiktheater, aus dem sich später die Hallucination Company entwickelt. Eine pittoreske, aber über alle Maßen talentierte Gruppe von jungen Leuten, die perfektes Entertainment präsentieren und nicht nur in Österreich, sondern beinahe gleichzeitig auch in Deutschland, besonders in München, Aufsehen erregen.
FALCO bekommt ein Angebot und spielt bei der Hallucination Company die Bassgitarre. Er hatte sich inzwischen sein langes Haar abschneiden lassen. Die Company trat immer in ausgefallenen Kostümen an, teils verkleideten sich die Männer als Mädchen. Das tat FALCO zwar nicht, aber er trat häufig in grell gestreiften Hosen mit Hosenträgern auf und trug eine große, dunkle Sonnenbrille.
Doch trotz aller Erfolge fühlte sich FALCO mit der Zeit bei der Hallucination Company nicht sonderlich wohl. Einmal sagte er über seine Band-Kollegen: »Das war im Grunde eine Hippie-Renaissance-Band. Es ging da in der Band oft um Gruppenideologien, die ich einfach nicht verstand, weil sie ihren Ursprung lange vor meiner Erwachsenenzeit hatten.« Gemeinsam mit einem anderen Company-Mitglied, Hansi Lang, verließ FALCO schließlich die Gruppe. Zuerst wollte er mit Hansi Lang eine neue Band gründen, doch aus irgendeinem Grund zögerte sich die Gründung immer wieder hinaus. So wurde FALCO Mitglied von Drahdiwaberl.
Genauso verrückt und ungewöhnlich wie der Name ist die Band an und für sich. Drahdiwaberl ist ein Wiener Dialektausdruck, ins Hochdeutsche« übersetzt bedeutet er Kreisel. Aber es ist noch mehr – eine Art Perpetuum mobile, ein Mensch, der sich unermüdlich bewegt und trotzdem immer im Kreis geht. Ein Drahdiwaberl ist etwas, was man nicht ganz ernst nimmt. Die Band ist aus der Philosophie der 68er-Bewegung entsprungen, eine höchst merkwürdige Combo, die 1969 von Stefan Weber gegründet wurde. Im Ausklang des Aktionismus und mit bunten, teils obszön anmutenden Stilmitteln stach Drahdiwaberl bald aus den uniformen Pop- oder Rockgruppen heraus und wurde Kult. Mit wechselnden Besetzungen gibt es Drahdiwaberl auch noch bis heute. Es gab immer wieder Skandale, bei einem Auftritt in der Wiener Stadthalle wurde ein Politiker mit einem Suppenhuhn beworfen, Kopien eines Videobandes vom New Yorker Konzert der Band im legendären Palladium werden inzwischen in
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