Falco Die Biografie
später den Durchbruch in Deutschland zu schaffen. Aber zwischen den ersten umwerfenden Erfolgen und den Tagen im März 1986 lagen Jahre, die FALCO Kraft und Substanz gekostet hatten und die ihn, einer Achterbahn gleich, auf höchste Höhen und – beinahe – tiefste Tiefen der Branche geschleudert hatten. Er hatte inzwischen beide Seiten des Erfolges kennengelernt und war dabei misstrauisch geworden. Misstrauisch gegenüber den Jubelpersern, die sich auf seine Fährte hefteten, den Rekorden, die er erzielte, misstrauisch gegenüber Erfolg im Allgemeinen.
Ehe er zu der Feier in das Restaurant fuhr, saß FALCO eine Weile in der dunklen Hotelbar des Hilton-Hotels. FALCO hatte sich so gesetzt, dass die Gäste rundum ihn nicht gleich sehen konnten, und es blieb auch die ganze Zeit relativ ruhig. Er sagte zu seinen Freunden: »Es ist komisch, aber wenn ich in mich hineinhöre, dann merke ich nichts von dem Glücksgefühl, das ich doch verspüren müsste. Der Erfolg ist nichts im Vergleich zu dem, was letzte Woche passierte, zur Geburt meiner Tochter. Ich sage mir, jetzt bist du die Nr. 1 in den USA. Jetzt müsstest du jubeln oder dich betrinken oder irgendwas, aber da kommt nichts. Zufriedenheit vielleicht, dass ein Ziel erreicht ist, das ist alles.«
Er fährt dann in seinem kleinen Peugeot in die Bäckerstraße, wo schon viele auf ihn warten. Es hat angefangen zu regnen, und FALCO ärgert sich, dass das Auto, das frisch gewaschen ist, jetzt wieder schmutzig wird. Es macht ihm riesigen Spaß, den Wagen sauber zu haben, und auch der Innenraum muss vor Sauberkeit strahlen. Wie durch ein Wunder findet FALCO direkt vor dem Lokal einen Parkplatz. Als er in das Restaurant tritt und ziemlich eilig, ohne nach links und rechts zu schauen, in das Nebenzimmer geht, wo sich die Gäste für die Feier eingefunden haben, verstummt das geschäftige Summen in dem Lokal mit einem Schlag und die Leute sehen von ihren Tellern auf.
Udo Proksch, eine schillernde Figur der Stadt, damals noch Besitzer des Café Demel, später wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt, gratuliert FALCO: »Nach Niki Lauda haben wir jetzt den zweiten Weltmeister.« In dem Moment, in dem er sich niedersetzt und die vielen alten Bekannten sieht, ist es FALCO, als hätte er das alles schon einmal erlebt. Er sagt: »Alles ist einem suspekt, solange man es nicht probiert und am eigenen Leib verspürt hat, auch der Erfolg.«
Er betont immer wieder, dass er sich über den Erfolg riesig freue, aber er wirkt dabei gefasst und ganz ruhig. Rudi Klausnitzer, 1986 Chef des Pop-Senders Ö3, sagt in einer Rede, FALCO habe für die österreichische Pop-Musik eine Menge getan, und FALCO bedankt sich dann in seiner Ansprache eloquent. Er weist ein paar Mal deutlich darauf hin, dass hier nicht der Erfolg eines Einzelnen gefeiert werden soll: »Eine Platte kann nicht von einem Menschen allein gemacht werden, auch wenn der auf dem Cover als Star erwähnt ist. Dahinter steckt die harte, perfekte Arbeit von vielen, vielen anderen, und denen möchte ich jetzt danken.«
Vielleicht der wichtigste Mensch in der Karriere von FALCO ist Horst Bork. Er war Chef der Plattencompany Teldec, damals eine der namhaftesten und einflussreichsten Firmen der Branche. Und Teldec hatte Drahdiwaberl unter Vertrag. Horst Bork: »Bei einem Meeting nahm mich FALCO zur Seite und sagte, er würde an einem Soloprojekt arbeiten, ob mich das interessiere. Ich sagte, okay, wenn er mit der Produktion fertig ist, höre ich es mir gern an. Nach einem Jahr fuhr FALCO dann in seinem alten, grauen VW Käfer von Wien nach Hamburg und wir machten einen Termin bei mir im Büro.« FALCO war ziemlich aufgeregt als er seine Produktion »Helden von heute« vorspielte. »Ich war ehrlich gestanden nicht sofort Feuer und Flamme. Eher aus Höflichkeit fragte ich ihn, ob er auch eine B-Seite produziert habe, und er zögerte, ehe er mich den ›Kommissar‹ hören ließ. Da wusste ich, ich habe einen Hit gehört!« FALCO war über diese Wendung gar nicht glücklich. Für ihn bedeutete der »Kommissar« nicht viel und er sah damals den überwältigenden Hiterfolg nicht voraus.
Wenn Horst Bork die treibende Kraft bei der weltweiten Karriere von FALCO war, so war der eigentliche Anstoß dazu der Wiener Markus Spiegel. Einmal fragte ihn der Journalist Karl Hohenlohe, ob er der »Macher« des Erfolgs von FALCO sei. Und Spiegel antwortete: »Das Wort Macher ist ein sehr unangenehmes Wort, sehr plakativ nach außen hin, in der
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