Falco Die Biografie
strukturiert. Auf der einen Seite kaltschnäuzig und goschert, auf der anderen Seite der gutgläubigste Mensch auf der Welt überhaupt. Besonders bei Frauen bin ich sehr gutgläubig. Ich hab mir die Philosophie zurechtgelegt, Libero bleibt Libero.« Und: »Ich genieße es, mit Frauen zusammen zu sein, aber in Beziehungen stürze ich mich nicht mehr; da bin ich schon ziemlich reingefallen, auf Grund meiner eigenen Schuld und der bereits erwähnten Gutgläubigkeit.« Das sagte er im Frühsommer 1985. Er war bereits ein Star und musste mehrmals schmerzhaft erfahren, wie viele Mädchen ihm Gefühle vorspielten, wo im Grunde nur Gier nach Popularität an der Seite eines Prominenten oder nach Geschenken war. Im Juli 1985 schrieb das österreichische Wirtschaftsmagazin trend in einer Vier-Seiten-Story über FALCO zu diesem Thema: »Leicht verdrossen denkt er heute noch an die Cartier-Uhren, Pelze und Steine, die er für totale Bewunderung und ›echt guten Sex‹ unter etliche Girls verteilte. Die Weiber waren echte Profis, sagte er, aber ich war immer zu faul, sie rechtzeitig rauszuschmeißen. Ein Vermögen – sagen wir zwischen ein und zwei Mille – ging für falsche Bräute drauf.« Und er mochte es später auch gern, sich im zwielichtigen Umfeld des Wiener Gürtels herumzutreiben und Gast in den Amüsierlokalen rund um den Westbahnhof, gar nicht weit von seiner Wohnung entfernt, zu sein. Horst Bork sagte viel später: »Es war eine Art Manie von ihm, in den schrecklichen Etablissements herumzuhängen. Aber er hat sich wohlgefühlt und nahm die eine oder andere Frau dort auch mit nach Hause. Aber andrerseits verspürte er gleichzeitig eine tiefe Sehnsucht nach Bürgerlichkeit, nach Familie und Kindern. In manchen Momenten hat er gesagt, wie sehr er sich vorstellen kann, wenn er alt ist, mit seiner Familie gemeinsam irgendwo zu sein, in einem Häuschen mit Garten, möglichst so gelegen, dass man aufs Meer schauen kann. Aber diese Impulse waren nach spätestens zehn Minuten wieder vorbei, weil er selber gespürt hat, dass das eine nie erfüllbare Illusion für ihn ist.«
In Mayrhofen im Zillertal konnte davon allerdings noch keine Rede sein. Das schlanke, lebhafte Mädchen mit dem kastanienbraunen Haar fühlte sich vor allem durch eine Eigenschaft zu FALCO hingezogen, die es gut nachempfinden konnte: Er war sorglos und er wollte sein Leben genießen. Maria Hölzel war an jenem Abend, als sie beim Brückenwirt in Mayrhofen FALCO endlich leibhaftig auf der Bühne bewundern sollte, sehr aufgeregt. »Ich konnte ihn mir vor dem Publikum nicht vorstellen. Die erste Zeit, als ich von seinen Konzerten und Livedarbietungen hörte, dachte ich noch: Mein Gott, was soll denn das werden?«
Als sie ihren Sohn dann auf der Bühne sah, war sie sprachlos. Sie entsinnt sich noch genau, wie glücklich er auf sie gewirkt hatte, er hat richtiggehend gestrahlt. Die Spinning Wheel spielten alle die Erfolgsnummern, die sie damals drauf hatten, und Maria Hölzel wurde von Minute zu Minute stolzer auf ihren Sohn.
»Damals«, hielt FALCO später fest, »habe ich gar nicht registriert, dass ich bei den Leuten besonders auffiel, ich habe die Solokarriere noch nicht forciert. Ich wollte einer in einer Band sein, das genügte mir. Erst viel später dämmerte mir dann, dass ich kein großartiger Gitarrist werden würde, dass ich dazu viel zu faul war und dass mein Instrument immer nur das Mittel zum Zweck blieb. Es war meine Krücke zum Entertainer.«
Hans sah, wie seine Mutter immer als Erste zu applaudieren begann. Natürlich waren das Stolz und Mutterliebe, die sie für den ersten Auftritt, den sie miterlebte, besonders empfänglich machten, aber »es hat mir wirklich auch sehr, sehr gut gefallen«.
Nach der Show bat Hans seine Mutter, noch zu bleiben, weil die Spinning Wheel um Mitternacht immer einen besonderen Auftritt hatten, der dem Entertainer FALCOS auch besser gefiel als die reine Tanzmusik. »Er sagte mir, ich solle einfach dableiben, und ich würde meine Überraschung erleben, denn er würde auch singen«, erzählt Maria Hölzel. »Ich war einigermaßen konsterniert, denn ich habe ihn davor noch nie singen gehört. Ich wusste zwar, dass er sehr musikalisch war, und er spielte ja schon seit fünfzehn oder sechzehn Jahren Klavier, aber ich ahnte nicht, dass er auch singen konnte.«
Maria Hölzel vertrieb sich bei einem Glas Wein mit einer Freundin, die sie begleitet hatte, die Zeit bis Mitternacht. »Als Hans dann mit seiner Band kam,
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