Falco Die Biografie
Deutschland für ein Heidengeld gehandelt, weil die Veröffentlichung des Konzertmitschnitts verboten wurde, und der Bandleader Stefan Weber stand vor drei Jahren vor Gericht, weil er Schreckschussrevolver mit auf die Bühne genommen hatte. Er wurde freigesprochen und erhielt sogar das Silberne Ehrenzeichen der Stadt Wien verliehen.
FALCOS unterschwellige Rebellion gegen die gängige, kommerzielle Musik, die er fünf Saisonen lang mit den Spinning Wheel gemacht hatte, trifft bei Drahdiwaberl auf kongeniale Widerparts. Die Band war alles andere als – wie es FALCO später spöttisch nennt – familienfreundlich und pflegeleicht. Es war eine verrufene, anarchische Gruppe, aber gleichzeitig auch eine gefeierte »Untergrund-Kultband«, so die Zeitschrift Wochenpresse . Stefan Weber, der Bandleader, erinnert sich später an seine ersten Auftritte mit FALCO: »Er war ganz normal und locker, ein lustiger Bursch.«
»Ich dachte«, so FALCO, »zu der Zeit auch noch nicht ernsthaft an eine Solokarriere. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich als Entertainer gut ankam. Vom Publikum her bekam ich die Bestätigung, dass ich als Verkäufer besser ankam denn als Musiker. Mein Instrument wurde immer mehr nur das Mittel zum Zweck. Wenn ich zum Beispiel ›Ganz Wien‹ sang, ging ich mit der Baßgitarre nach vorn auf die Bühne, und Stefan Weber trat in den Hintergrund, es war immer eine Riesenshow!«
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1980 kam für FALCO der ganz große Umschwung. Der Zug, der Erfolg hieß, dampfte damals mit ihm los. Unmerklich für ihn zuerst, aber mit den Wochen immer rascher. »Ganz Wien«, erinnerte sich FALCO Jahre später noch genau, »war eine der ersten Nummern, die ich selbst geschrieben habe. Und es wurde gleich ein großer Hit.«
Der Song kursierte im Untergrund, er wurde, mehr oder weniger, zum Synonym der Wiener Szene. Kokain und bewusstseinsverändernde Stoffe gehörten bei der Schickeria dazu. Wer etwas auf sich hielt, steckte seine Nase hinein. FALCO textete damals: »Ganz Wien – ist heut auf Heroin« – die beängstigende Zahl der Drogenkonsumenten war zwar ein offenes Geheimnis, aber dennoch hatte es bis zum damaligen Zeitpunkt niemand gewagt, in der Szene offen über diese Problematik zu reden oder gar zu singen. Noch dazu einer, der nicht im Ruf stand, ein Weltverbesserer zu sein, sondern ein Freak, dem selbst nichts fremd war, der aber dennoch damals eine gehörige Abscheu vor »all dem Dreck« – Heroin, LSD und Kokain – hatte.
Ein paar Jahre darauf, 1985, bebte die Wiener Musikszene ziemlich, nachdem der Bruder des Sängers Rainhard Fend-rich wegen Drogenhandels in Haft genommen worden war und auch einige namhafte Künstler von der Polizei verdächtigt wurden, Kokain und andere Drogen konsumiert zu haben. FALCO bemühte sich immer wieder, seine Abneigung gegenüber den Drogen zu artikulieren: »Ich hab damit einfach nichts am Hut. Ich trinke wie jeder gute Österreicher hin und wieder etwas zu viel. Jedoch nur, wenn’s sehr spät wird. Im Übrigen rauche ich 40 Zigaretten pro Tag, und damit ist mein Suchtpotenzial auch schon erschöpft.« FALCO war auch schwach, er gab immer wieder Versuchungen nach. Anlässlich seiner Tour 1985 sagte er, er achte darauf, dass die Jungens in seiner Band »sauber« blieben. Er sagt: »Ich fahr wirklich mit dem Brenn-eisen hinein, wenn ich so etwas bemerke. Wir wissen doch alle aus Hunderten von Berichten, dass man – wenn man sich solche Drogen reinzieht – über kurz oder lang erledigt ist.« Leider hielt er diese Ablehnung gegenüber Drogen nicht sein Leben lang durch.
Mit seinem aufrührerischen Text von »Ganz Wien« kommt er den Kulturverantwortlichen gerade recht: Das Lied wird auf die schwarze Liste gesetzt, ähnlich wie sechs Jahre später »Jeanny« in Deutschland, darf »Ganz Wien« 1980 im Rundfunk nicht gespielt werden. Aber bei den Liveauftritten von Drahdiwaberl wird das Lied natürlich heftig beklatscht. Und FALCO fühlt zum ersten Mal ganz deutlich, welch berauschendes Gefühl es sein kann, umjubelt im Rampenlicht zu stehen. »Wenn man irgendeinen meiner berühmten Kollegen fragt, ob er im Mittelpunkt stehen wolle, und er sagt nein, dann lügt er. Natürlich geht es um ein gesundes Maß an Egozentrik, wenn man Entertainer wird. Nur muss ich dazu sagen, ich habe mit vier Jahren begonnen, Klavier zu spielen, und damals habe ich natürlich von all der Egozentrik oder dem Wunsch, einmal den Mädchen imponieren zu wollen, nicht viel mitgekriegt.«
Der
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