Falco Die Biografie
allumfassenden Technik immer öfter angezweifelt, nach Jahrzehnten der Vollbeschäftigung kriselte es in vielen Branchen, eine gefährliche Rezession setzte ein, plötzlich gab es ein neues Schlagwort – Jugendarbeitslosigkeit.
FALCO führte Jahre später rückblickend einmal über diese Zeit aus: »Ich habe damals mehr oder weniger mitleidig auf meine Kollegen herabgeblickt, die ziellos vor sich hinstudiert haben und mit der Musik nur Lücken in ihrem Leben auffüllen wollten. Ich dachte mir, du lieber Gott, das kann doch nicht das Leben sein! Und ich wusste eines sicher – mein Leben war es jedenfalls nicht. Ich wusste schon früh zwei Dinge: Mein Leben würde eng mit der Musik zu tun haben, und ich würde ein erfolgreiches Leben führen. Alles war zwar noch etwas verschwommen, ohne Ziele und ohne eine Priorität, aber ich war mir sicher, dass es irgendwie vielversprechend weitergehen würde.«
Die Spinning Wheel waren keine besonders ambitionierte Band der Subkultur, sondern versuchten, eine griffige Kommerzmusik zu machen und sich mit Auftritten in Hotelbars und Diskotheken das Geld zu verdienen. Anfangs war der Erfolg recht dünn, aber mit der Zeit mauserte sich die Gruppe zu einer der am meisten gesuchten Bands in ganz Österreich.
FALCO litt vor allem darunter, dass er nun zwar viel Geld verdiente – im Schnitt kassieren die Musiker 30.000 Schilling pro Monat, was für sie damals eine beinahe unvorstellbare Menge Geld bedeutete –, aber er durfte nicht das spielen, was ihn berührte, sondern machte mehr oder minder einfache Unterhaltungsmusik.
Er ließ sich die Haare wachsen und band sie im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen. Maria Hölzel war in jenen Monaten natürlich sehr interessiert, wie es mit ihrem Sohn beruflich weiterging. Die Proben, die Auftritte mit den Spinning Wheel und das Studium am Musikkonservatorium nahmen seine Zeit voll in Anspruch, er wurde ziemlich wortkarg und erzählte daheim wenig von seiner Arbeit.
»Ich wusste beispielsweise nicht, dass Hans bei all seinen Freunden bereits FALCO genannt wurde. Das verschwieg er mir«, sagt sie.
Maria Hölzel nahm die hochtrabenden Pläne ihres Sohnes ohnedies nicht sonderlich ernst. Für sie war es eher eine Übergangsphase zum Erwachsenwerden, die Hans mit der Musik überbrückte.
In Berlin hatte er »ein starkes Frontgefühl erlebt, heftiger zumindest, als in jeder anderen Stadt, die ich bis zu diesem Zeitpunkt kennengelernt hatte«, und bei den Touren mit den Spinning Wheel konnte er nun wieder Freiraum tanken. Zwar behagte ihm die Musik nicht sonderlich, aber die Reisen von Engagement zu Engagement gefielen ihm natürlich, und mit der Zeit wurde Spinning Wheel zur erfolgreichsten Kommerzband Österreichs. Sie spielen in Kärnten und in Salzburg, in Wien und in Tirol. Einmal lädt FALCO seine Mutter ein, sich einen Auftritt anzusehen und ihn zu besuchen.
Maria Hölzel: »Ich fuhr mit einer Freundin im Auto nach Mayrhofen. Ich wusste, dass Hans dort beim Brückenwirt zum Fünf-Uhr-Tee spielte, und auf dem Weg sahen wir auch schon eine ganze Menge von Plakaten, die den Auftritt der Spinning Wheel ankündigten. Aber das Merkwürdige daran war, dass auf den Plakaten nirgendwo der Name meines Sohnes erschien. Wir hielten also dann beim Brückenwirt, und ich ging in das Restaurant, um nach Hans zu fragen. Keiner kannte ihn. ›Hören Sie‹, sagte ich, ›Herr Hölzel ist einer der Musiker, der bei Ihnen ein Engagement hat. Ich sah doch bereits die vielen Plakate, die seinen Auftritt mit den Spinning Wheel ankündigen. Wieso kennen Sie ihn nicht?‹ Aber der Restaurantbesitzer blieb dabei, dass kein Hans Hölzel bei ihm abgestiegen sei und schon gar kein Hans Hölzel am Abend auftreten würde. Zufällig kam der Wolfgang Staribacher dann vorbei und begrüßte mich, und erst er klärte mich darüber auf, dass Hans seinen Namen gewechselt hätte und jetzt FALCO hieß. Tatsächlich war überall auf den Plakaten FALCO als Solist erwähnt.«
In dieser Zeit verliebte sich FALCO zum ersten Mal heftiger. Seine Auserwählte war die Tochter des Brückenwirts. »Er hat sie mir damals vorgestellt, und irgendwie gewann ich den Eindruck«, sagte Maria Hölzel, »dass er ihr noch weniger gleichgültig war als sie ihm. Von seiner Seite kühlte die Verbindung recht rasch ab, aber ich denke, das Mädchen fand sich später nicht so schnell mit der Trennung ab.«
Im Penthouse -Interview gestand Hans Hölzel: »Meine Persönlichkeit ist ambivalent
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